Dissertation zum deutschen Vermessungswesen bis 1945

Der Öffentlich bestellte Vermessungsingenieur und das Deutsche Vermessungswesen bis 1945 - eine Dissertation von André Brall, DGK Reihe E Nr. 28 - München 2007.

Historischer Kern der Arbeit sind die Auseinandersetzungen im deutschen Vermessungswesen zur Zeit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten ab 1932/33 und in den Jahren bis 1945. André Brall, Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur in Berlin, gibt zunächst einen kompakt-umfassenden Überblick über das Nationalsozialistische Herrschaftssystem ab 1933. Nach einem kurzen Rückblick auf die politischen Entwicklungen im Vermessungswesen seit 1815 schildert er ausführlich die Entwicklungslinien in den deutschen Ländern ab 1933, eingeleitet mit dem Blick auf das Wirken des Reichsbeirats und den Einfluß des Reichssparkommissars.

Die Auseinandersetzungen zwischen dem sog. Reichsstand des Vermessungswesens und dem DVW wird beleuchtet, die Arbeit des Reichsministeriums des Innern (RMdI) für das Vermessungswesen wird ausführlich beschrieben. Das Gesetz über die Neuordnung des Vermessungswesens 1934 war einerseits Teil der von den Nationalsozialisten gewollten Reichsreform, lag andererseits im Bestreben der Fachwelt (verl. unsere Mitt. Nr. 41). „Die Leistungen Albert Pfitzers zur Überwindung der Mißstände im Vermessungswesen sind überragend“, schreibt der Autor und würdigt damit das Wirken dieses leitenden Vermessungsbeamten, zunächst in der Nachfolge von Friedrich Suckow im Preußischen Finanzministerium (vergl. unsere Mitt. Nr. 223) und danach im RMdI 1935 bis 1943. Die schwierigen Fragen der Parteimitgliedschaft in der NSDAP werden mit teilweise ganz neuen Erkenntnissen aufgehellt.

Berufsstand und Selbstverwaltung des Öffentlich bestellten Vermessungsingenieurs, gründend auf dem Neuordnungsgesetz von 1934 und auf der Berufsordnung von 1938, werden kommentiert. Aufgrund von über 800 Originalakten ist die Zulassungspraxis vor 1945 sind in einem mathematischen Logit-Modell ausgewertet worden. Es zeigt sich,  die persönliche Integration in den nationalsozialistischen Staat war u.a. für ein für die Zulassung wesentliches Kriterium.

Der Autor hat eine Vielzahl von Primärquellen (Bestände des Bundesarchivs, geheimes Staatsarchiv Stiftung Preußischer Kulturbesitz) im Hinblick auf das Vermessungswesen erstmals erschlossen. Damit geht diese Arbeit deutlich über die Darstellungen hinaus, die bisher auf Veröffentlichungen aus zeitgenössischen Erinnerungen ruhen. Zusätzlich wird die allgemein zugängliche Literatur umfassend eingebunden.