Fürst der Mathematiker Gauß in Langwarden am Wattenmeer

Mit der Einführung des Euro vor 15 Jahren ging den Geodäten ein wertvoller „Werbeträger“ verloren – der 10 D-Mark-Geldschein, der an Carl Friederich Gauß und sein Wirken als Mathematiker und auch als Geodät erinnerte.

Die dort u. a. abgebildete Dreieckskette als Teil der Hannoverschen Landesvermessung endete im Nord-Westen mit einem großen Dreieck mit den Trigonometrischen Punkten Neuwerk, Wangeroog und Langwarden. Und genau dort in Langwarden am Wattenmeer auf der malerischen Halbinsel Butjadingen wird C.F. Gauß jetzt besonders geehrt. Denn der Fürst unter den Mathematikern – und auch ja unter den Geodäten – hat hier in Langwarden im „Störtebecker-Haus“ vom 27. Juni bis zum 12. Juli 1825 gewohnt um seine Richtungsbeobachtungen im Turm der St. Laurentius-Kirche in Langwarden durchzuführen. Der Kartograph Dipl.-Ing. Michael Remmers hat mit großem Idealismus und ganz erheblichen Geldmitteln jenes alte Gasthausgebäude erworben, renoviert und darin neben einem Café eine Gauß-Ausstellung konzipiert. Sie wurde eröffnet am 24. Juni d.J. im Beisein von Landrat und Bürgermeisterin sowie Prof. Manfred Weisensee, Präsident der Dt. Gesellschaft für Kartographie (DGfK), dem Initiator Michael Remmers, gleichzeitig Vorsitzender der DGfK-Sektion Weser-Ems, von Michael Recke, Präsident des Förderkreises für Cartographica und  Prof. Klaus Kertscher – dieser einmal mehr in Rolle, Kostüm und Gestik des großen Mathematikers C.F. Gauß (1777 – 1855). Schon am Eingang empfangen die Besucher 2 eindrucksvolle Tafeln zum umfassenden Wirken von Gauß als „genialem Universal-Wissenschaftler auf den Gebieten Mathematik, Physik, Astronomie und Erdvermessung“ von der o.a. Dreieckskette über die Gauß‘sche Normalverteilung bis hin zu Heliotropen, entworfen von Klaus Kertscher. Das neue Gauß-Café ist zugleich ein Museum für Kunst, historische Landkarten und deren Instrumente und  Werkzeuge. Ein künstlerischer Bierdeckel zeigt Gauß mit dem Hinweis auf dessen Anwesenheit 1825 und einem Willkommensgruß des Ehepaars Magdalene und Michael Remmers und auf der Rückseite eine historische Karte mit der Lage des Museumsortes. Außerdem zeigt das Museum eine Reihe von Schriften, darunter allein 5 verschiedene Ausgaben der  „Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann – ein Werk, das in Fachkreisen höchst unterschiedlich gewürdigt worden war.

Und schon vor dem Eingang des Kulturhauses laden geschmackvoll-künstlerisch gestaltete Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein, einschließlich eines mit einer über 300 Jahre alten Landkarte vom Jadebusen bespannten Liegestuhls. Wir wagen die Prognose, dieses ehemalige Störtebecker-Haus entwickelt sich zu einem ganz besonderen Kulturhaus am Wattenmeer.

Und wir dürfen unsere Leser daran erinnern, in unseren Aktuell-Mitteilungen haben wir in den vergangenen über 13 Jahren immer mal wieder Carl Friedrich Gauß gewürdigt, sein Wirken und seine Ehrungen, so u.a. an seine Aufnahme in die Walhalla, ein Gauß-Seminar von DVW und VDV 2005 zur Erinnerung seines 150. Todesjahres, Entdeckungen der Kleinplaneten Ceres, Pallas, Juno und Vesta Anfang des 19. Jahrhunderts, zum Heliotropen.

Nachtrag: Eine Reproduktion im XXL-Format der Mercator-Karte vom Gebiet zwischen Ems und Weser ziert jetzt die Giebelwand des Kulturhauses in Langwarden. Michael Remmers hatte 2012 jene Reproduktion zum 500. Geburtstag des berühmten Kartographen Gerhard Mercator anfertigen lassen, die in Ausstellungen der Sponsoren u. a. DVW und DGfK gezeigt worden war. Das frühere Störtebeckerhaus in Langwarden hat jetzt einen ganz besonderen Blickfang. Quelle NWZ vom 6.9.2016.

Literatur: Klaus Kertscher: Kulturhaus am Wattenmeer – Café/Museum „Gauß Ɛt Co.“ in Langwarden eröffnet, in zfv 4/2016 Seite n-62.