Maria Reiche und die Nasca-Linien in Peru

Am 8. Juni 2018 jährt sich zum zwanzigsten Mal der Todestag der deutschen Nasca-Forscherin Maria Reiche (1903-1998). Sie hatte über vier Jahrzehnte die geheimnisvollen Nasca-Geoglyphen, Bodenzeichnungen riesiger Dimensionen, an der Südküste Perus systematisch untersucht.

Dabei standen ihr zur Aufmessung der Linienfiguren nur die damals herkömmlichen Instrumente Messband, Sextant, Kompass und Theodolit zur Verfügung. Sie entdeckte immer mehr Figuren (geometrische und Tierfiguren, darunter Kolibri, Affe, Spinne, Wal, „Astronaut“, Spiralen, Dreiecke, Parallelen etc.), kartierte sie und deutete die Linien im Zusammenhang mit astronomischen Ereignissen; aber letztlich blieb ihr eine Entschlüsselung der Nasca-Linien versagt. Heute hält ein kleines Museum in ihrer ehemaligen Wohnhütte bei Nasca die Erinnerung an die passionierte Forscherin fest; ihr schlichtes Grab befindet sich gleich neben dem Museum.
In den vergangenen Jahren hat das Deutsche Archäolgische Institut gemeinsam mit der ETH Zürich in dem Projektverbund Nasca-Palpa die Kulturgeschichte der Nasca-Region (um 3800 vor Chr. bis etwa 1530 nach Chr.) intensiv erforscht, darunter auch die Geoglyphen mit modernen photogrammetrischen Methoden aus der Luft (Drohnenkamera und GPS) sowie die Kultstätten, Siedlungen und Gräber mit archäologischen Grabungen. Es wurde lange Zeit darüber spekuliert, warum die Nasca-Menschen diese zahlreichen Zeichnungen, die großenteils nur aus der Luft voll erkennbar sind, in den Boden geritzt haben. Heute erklären die Forscher diese Linien als Wege für kultische Prozessionen und Handlungen, als Überreste von Fruchtbarkeitsritualen.
Auf Betreiben von Maria Reiche wurden die Jahrtausende alten Geoglyphen, die größten archäologischen Rätsel in Südamerika, von der UNESCO 1994 als „Linien und Bodenzeichnungen von Nasca und Pampa de Jumana“ zum Weltkulturerbe erklärt. Die Bundeskunsthalle in Bonn zeigt vom 10. Mai bis 16. September 2018 in einer großartigen Ausstellung „NASCA im Zeichen der Götter“ die aktuellen Entdeckungen aus der Nasca-Wüste Perus. Darin sind zwei beeindruckende 3D-Visualisierungen der Geoglyphen von Nasca und Palpa zu sehen.