Mitgliederversammlung und Ehrung für Harald Lucht

Und: „Kümmerer“ gesucht!

Die diesjährige Mitgliederversammlung eröffnete am 9. Februar 2015 erstmals der im vergangenen Jahr neu gewählte Präsident Prof. Dr.-Ing. Peter Mesenburg in der repräsentativen Rotunde des Museums für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund, der Heimat unserer Schausammlung seit nunmehr 30 Jahren. Besonders begrüßte er Professor Dr.-Ing. Hans Fröhlich aus St. Augustin und stellte ihn mit dessen Vita kurz vor. Hans Fröhlich erfreute dann die hoch-interessierte Zuhörerschaft mit seinem Vortrag „Die trigonometrische Landesvermessung des preußischen Hauptmanns Hans Bendemann Ende des 19. Jahrhunderts“.  Nach einer kurzen tour d’horizont zu den Grundlagen der früheren Triangulations-Methoden zu Ende des 19. Jahrhunderts schlüpfte er (mit entsprechender  Verkleidung!) in die Rolle seines Alter Ego Hans Bendemann und sagte, „ich wurde am 28. Februar 1852 als jüngstes von acht Kindern in Stettin geboren…mein Zeugnis der Reife erwarb ich in Berlin und ging gegen den Willen meines Vaters zum Militär. Mit 30 Jahren wurde ich durch Allerhöchste-Kabinetts-Order zur Trigonometrischen Abteilung der Landesaufnahme kommandiert.“ Mit einer Reihe von Bildern berichtete er über seine Erfahrungen aus den Erkundungsarbeiten zur Rheinisch-Hessischen Dreieckskette. Dazu schrieb Hans Bendemann: „Ich war mein eigener Herr, konnte wirken wie ich wollte; ob ich einen Signalbau für 50 oder mehrere tausend Mark anordnete, war mir überlassen.“ Seine Erkundungen ersteckten sich auf ein Gebiet von 70.000 qkm Fläche im „erweiterten Rheinland“ – mit Eisenbahn, Kutschen und zu Fuß. Er wandelte auf den Spuren seines Entfernt-Verwandten Geodäten Johann Jacob Baeyer. Bendemann beendete seine aktive Laufbahn als Generalleutnant. Im Rückblick auf sein Lebenswerk schrieb er in sein persönliches Tagebuch: „Doch ich kann mich nicht beklagen und blicke  mit großer Dankbarkeit  auf diese langjährige Tätigkeit zurück, in der ich vor allem angestrengt und genau zu arbeiten gelernt habe.“ Ein abschließender  12-Minuten-Film zeigte Hans Fröhlich-Bendemann im Review mit Aktivitäten von vor 130 Jahren: Erkundung, Winkelmessung und selbst die praktische Handhabung des Gauß’schen Heliometers. – Die Zuhörer in der Rotunde dankten mit lang-anhaltendem Beifall.

Die Kaffee-Pause gab Gelegenheit, das Gehörte und Gesehene zu vertiefen und darüber hinaus zu persönlichem Gedankenaustausch – einige Kollegen nutzten die Zeit auch zum Besuch der Schausammlung.

Zur Überraschung Ihres Redakteurs und Berichterstatters galt nun ihm selbst die besondere Aufmerksamkeit des Präsidenten. Peter Mesenburg berichtete von der Entscheidung von Vorstand und Stiftergremium, ihm, dem Alt-Präsidenten, die Ehrenmedaille des Förderkreises zu verleihen,  „Prof. Dr.-Ing. Harald Lucht für seine besonderen Verdienste um den Förderkreis und um die Vermessungsgeschichte“  steht in der Urkunde.  In seiner Laudatio umrundete Peter Mesenburg die Leistungen des Förderkreises, wie sie in der Präsidentschaft  des Alt-Präsidenten in den vergangenen Jahrzehnten „in der geodätischen Fachwelt zu einer sehr geschätzten und viel beachteten Einrichtung“ geworden sei.  Und er dankte für die „intensiven Aktivitäten zur Öffentlichkeitsarbeit per Internet“ – die Aktuell-Seite „sei ein Renner“. Harald Lucht  dankte und erinnerte an die beständige Unterstützung so vieler früherer Mitstreiter wie Siegfried Stahnke, Dr. Kurt Kröger, Helmut Minow und dankte den vielen anderen  Dortmunder Kollegen und besonders auch Friedel Pfeifer, Manfred Gombel und Ingo von Stillfried – der Förderkreis lebe vor allen Dingen von der Mannschaftsleistung, nicht unähnlich aktuellem Fußballgeschehen in Bremen und sicher bald wieder auch in Dortmund.

Der Erste Vorsitzende Ingo von Stillfried erläuterte in seinem Tätigkeitsbericht die Aktivitäten des abgelaufenen Jahres und gab einen Ausblick auf zukünftige Planungen. So sind Vorarbeiten für eine Mitgestaltung einer Ausstellung zur Vermessungsgeschichte in Polen in Warschau im Zusammenwirken mit Jürgen Lagoda geleistet worden, die Ausstellung „Entwicklung des Instrumentenbaus“  soll am 16. 4. 2015 eröffnet werden. Im Zentrum wird auch der Wiehen-Wagen stehen (vergl. Mitt. Nr. 494, 452 u.a.). Unsere Zuse Z11 im Zuse-Museum in Hünfeld „läuft, rattert und macht Musik“. Ingo von Stillfried zeigt mehrere Instrumente,  Neu-Erwerbungen und -Spenden im Bild, u.a. auch das Halden-Nivellier aus Manchester. Unser Erster Vorsitzender knüpfte daran den dringlichen Hilferuf nach einem „Kümmerer“, der den Förderkreis für die Betreuung der Instrumentensammlung unterstützt  - eine reizvolle und dankbare Aufgabe für einen Liebhaber geodätischer Instrumente, denkt Ihr Berichterstatter!

Und ein weiterer Hilferuf: Zur 15. Museumsnacht in Dortmund am 19.September 2015 ab 16h, ist wieder eine öffentlich wirksame praktische Vorführung herrlicher historischer Instrumente geplant. Auch hierfür suchen wir einen (einmaligen) „Kümmerer“.  Das Thema ist frei wählbar, das Publikum stets dankbar.

Der Schatzmeisters Franz-Josef Gocke konnte in seinem Finanzbericht erfreut mitteilen, daß inzwischen auch das Darlehen des VDV – einst dankbar für die Mercator-Ausstellung eingeräumt – zurückgezahlt werden konnte. – Die Kassenprüfer testierten volle Korrektheit. 

Vor Eintritt zu den Wahlen zum Kuratorium berichtete der Präsident, Friedel Pfeifer, langjähriges Vorstands- und Kuratoriumsmitglied habe erklärt, er wolle sich aus Altersgründen nicht zur Wiederwahl stellen. Präsident Mesenburg dankte dem Gründungs- und Ehrenmitglied Friedel Pfeifer –  2011 mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet  – insbesondere auch für seine über Jahrzehnte ausgeübte Tätigkeit als Schatzmeister.  Nach großem Beifall erfolgten die Wahlen, zunächst die Neuwahlen von  Prof. Dr.-Ing. Michael Scherer und Dr.rer.nat.h.c. Rolf Harbeck, der dabei zugleich die DGfK vertreten wird. Wiedergewählt wurden die Herren Manfred Gombel, Prof. Klaus Grewe, Klaus Hahn, Dr. Hartwig Junius und Friedrich Vogel. –  Im Vorstand wurde Ingo von Stillfried als Erster Vorsitzender wiedergewählt.  Die Mitgliederversammlung 2016 wurde auf Montag den 15. Februar  terminiert.

Präsident Peter Mesenburg konnte die von ihm souverän geleitete Mitgliederversammlung noch vor 17 Uhr beenden.