Willi Bonczek 100 Jahre

Prof. Dr.-Ing. Willi Bonczek, eine kraftvolle Persönlichkeit im kommunalen Vermessungs- und Liegenschaftswesen der Nachkriegsjahre, wurde am 18. Oktober 1907 in Allenstein in Ostpreußen geboren.

Studium an der TH Berlin-Charlottenburg, als Bodenordner seit 1938 beim Aufbau der Volkswagenstadt Wolfsburg, 1944 Promotion an der TH Braunschweig – erste Stationen seines vielfältigen Wirkens. Nach dem Kriege war er zunächst als Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur tätig und wurde Mitbegründer des BDVI. Seit 1951 wirkte Dr. Willi Bonczek im Kommunaldienst der Ruhrmetropole Essen für die Neuordnung von Grund und Boden am Wiederaufbau der Stadt aus den Trümmern der Nachkriegszeit, er gestaltete die städtische Vermessungs- und Liegenschaftsverwaltung bis 1971, zuletzt als Beigeordneter und Dezernent für Stadterneuerung, Liegenschafts- und Wohnungswesen mit umfangreicher fachlicher und kommunalpolitischer Verantwortung.

Die bodenordnerischen Leistungen Bonczeks sind in zahlreichen Veröffentlichungen dokumentiert, z.B. in dem zusammen mit Dr. Friedrich Halstenberg (dem späteren Finanzminister in NRW) 1963 verfaßten Handbuch „Bau-Boden, Bauleitplanung und Bodenpolitik“, eine systematische Darstellung des 1960 verabschiedeten Bundesbaugesetzes. Sein großes Werk „Stadt und Boden – Boden-Nutzungsreform im Städtebau“ erschien 1978. Es enthält in seinem ersten Teil eine hochinteressante Entstehungsgeschichte des Bodeneigentums.

Bereits 1957 nahm Dr. Willi Bonczek einen Lehrauftrag Bodenwirtschaft und Bodenordnung an der TH Aachen wahr, seit 1960 als Honorarprofessor. Seit 1959 unterrichtete er auch an der Universität Bonn, als Lehrbeauftragter für Stadterneuerung und Bodenwirtschaft – Aufgaben, die er bis zur Vollendung seines 68. Lebensjahres erfüllte. Auch auf seine Veranlassung ist es zurückzuführen, daß bei der Neugründung der Universität Dortmund ein Lehrstuhl für Vermessung und Bodenordnung eingerichtet wurde. Der erste Lehrstuhlinhaber in Dortmund wurde Professor Dr. Walter Seele. Nach seinem aktiven Dienst in Essen wirkte Bonczek als Direktor des von ihm aufgebauten Instituts für Bodenordnung, Stadtsanierung und Stadtentwicklung der Neuen Heimat in NRW.

Bonczek war Mitglied im Ausschuß „Kommunales Vermessungs- und Liegenschaftswesen“ des Deutschen Städtetags und wirkte aktiv mit von 1951 bis 1963. 1977 wurde er vom Deutschen Verein für Vermessungswesen zum Ehrenmitglied berufen. Der Vorsitzende de DVW, Gerhard Eichhorn, sagte in seiner Laudatio: „Seine profunden Kenntnisse, seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen und seine sichtbaren Erfolge beim Wiederaufbau und der Erneuerung der Stadt Essen führten dazu, daß er als ständiger Sachverständiger zu den Beratungen des Bundesbaugesetzes durch den federführenden Bundestagsausschuß zugezogen wurde. Auf seinen Einfluß ist im weiten Maße die Einrichtung der Gutachterausschüsse zurückzuführen. Mit gutem Recht kann ich feststellen, daß Herr Dr. Bonczek einer der Pioniere ist, die die Aufgaben von Bodenwirtschaft und Bodenordnung als wesentlichen Bestandteil für die Tätigkeit der Vermessungsingenieure erschlossen haben.“

Willi Bonczek starb am 14. November 1986 in Essen.

Quellen in Auswahl: Siegfried Stahnke: Professor Dr.-Ing. Willi Bonczek 70 Jahre alt, ZfV 1977 S. 430-431, Edmund Gassner: Beigeordneter a. D. Professor Dr.-Ing. Willi Bonczek 70 Jahre alt, Vermessungswesen und Raumordnung, 12/ 1977,  Gerhard Eichhorn: Verleihung der Ehrenmitgliedschaft des DVW an Willi Bonczek, ZfV 1977 S. 519-520, W. von Ofen: Prof. Dr.-Ing. W. Bonczek †, ZfV 1987 S. 88-89.