20 Jahre nach dem Mauerfall - Geodäten ohne Grenzen

In einer mit weit über 40 Teilnehmern sehr gut besetzten Vortragsveranstaltung sind Situation, Folgen und Entwicklungen reflektiert worden, wie sie sich vor 20 Jahren, nach der politischen Wende in der ehemaligen DDR ergeben haben.

Themen waren u. a. sehr persönliche Rückblicke in die Wendejahre (Hagen Graeff, Hamburg,  Frieder Mrosek, Schwerin, Prof. Hermann Seeger, Bad Neuenahr) sowie die Auswirkungen aus dem Wechsel von der zentralisierten Staatswirtschaft mit gesellschaftlichem Volkseigentum bis 1989 hin zur sozialen Marktwirtschaft mit dem Grund und Boden als Wirtschaftsfaktor, der wieder zentralen Bedeutung der Sicherung des Privateigentums in Grundbuch und Liegenschaftskataster, Grundlagen der Stadtplanung, von Bodenordnung und Wertermittlung (Prof. Christian Killich, Brandenburg, Prof. Dr. Harald Lucht, Bremen aus Sicht des Städtetages, DVW-Präsident Dr. Karl-Friedrich Thöne, Erfurt). "Die Einführung von westdeutschem Verfassungs- und Verwaltungsrechts von einem Tag auf den anderen wirke ungefähr so, als ob bei uns im Westen Chinesisch als Amtssprache  eingeführt würde," formulierte 1991 Manfred Rommel, der Präsident des Deutschen Städtetages. - 

Prof. Dr. Wolfgang Torge, Hannover erläuterte weit rückblickend  historische geodätische Netzarbeiten vor und nach 1945 mit Vergleich auch der Arbeiten in der DDR und der alten Bundesrepublik, Prof. Dr. Schlosser gab einen  Abriß über 20 Jahre Trigonometrische Vermessungen.  ÖbVI Mill aus Rügen und Prof. Robert Scholz, Neubrandenburg, zeichneten Wege und Erfolge des freien Berufs in den Wendejahren und aktuell nach. Die Professoren Rolf-Werner Rebenstorf und Dr. Foppe berichteten vom Aufbau und der umfassenden Breitenwirkung der Hochschule Neubrandenburg, letzterer mit dem hochinteressanten Schwerpunkt der automatischen Bauwerksüberwachung. Präsident Dr. Karl-Friedrich Thöne entwarf mit seinem Rückblick auf die INTERGEO Karlsruhe (dem "Flaggschiff der Geodäsie") die Zukunftsaufgaben des Vermessungswesens, setzte sich engagiert für das Leitbild des Geodäten als Kern unseres Berufsstands ein und betonte den guten Ruf des Diplomingenieurs. Er gratulierte Jörg Scheffelke zu der inzwischen zur wertvollen Tradition entwickelten Veranstaltung, die den Rang eines kleinen Geodätentages gewonnen habe. Er überreichte ihm als Anerkennung das Museumshandbuch  Vermessungsgeschichte unseres Förderkreises.  

Einen besonderes Highlight bildete zum Abschluß die Vorstellung der Arbeiten des Leibniz-Instituts aus Leipzig und der landeskundlichen Bestandsaufnahme der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst und des Barther Landes - Band 71 der Schriftenreihe des Leibniz-Instituts - durch Dr. Haik Thomas Porada (jetzt Leipzig , vormals Greifswald), einen Bildband, den alle Vortragenden als Dank erhalten. 

Wulf Schröder aus Wiesbaden umrundete zusammenfassend noch einmal die Vielfalt der Beiträge dieser beiden Tage. Zum guten Schluß erinnerte der Senior unter den Teilnehmern, Paul- Gerhard Ramseger aus Schwerin, an eine vor 130 Jahren in der  ganz in der Nähe in Wustrow abgehaltene erste Geodäten-Konferenz vom damaligen Deutschen Geometerverein. Und Ihr Berichterstatter dankte im Namen der Teilnehmer dem Veranstaltern Jörg Scheffelke und Heiko Schröder von der Bezirksgruppe Vorpommern im Landesverein Mecklenburg - Vorpommern des DVW und ebenso den Sponsoren für das ungewöhnlich reiche und reizvolle Kaleidoskop des dargebotenen historisch und aktuell hochinteressanten Programms. - Berichte über das 5. und das 10. Geodätengespräch dieser zu einer besonderen Tradition gewordenen Veranstaltung im Fischland siehe in zfv 2000 S. 30-31 und zfv 2005 S. 57.