Anforderungsprofile an Vermessungsfachleute

Zur Ausbildung von Vermessungkräften in früherer Zeit.

In ihrer Schrift „Gehöriger Fleiß und juristische Kenntnisse. Die Ausbildung von Vermessern vom 17. Jahrhundert über die Zeit der Kartierungen im weißen Kittel bis hin zur Ausbildung am Computer“ geht Jennifer Koppe (Bad Arolsen) dem Anforderungsprofil für Vermessungskräfte in den Verwaltungsvorschriften der vergangenen Jahrhunderte nach.

Dieses vermessungshistorische Thema begegnete der Autorin beim Studium des Buches „Vermessungsgeschichte“ des Förderkreises. Eine weitere Quelle zu Anforderungsprofilen fand sie im Stadtarchiv Korbach. Dort fand sie den Nachlass des ehemaligen Katasteramtsleiters Theodor Bier, worin sie Übersichten über die Ausbildung in den 1920er Jahren fand. 

Den Anfang ihrer Recherche macht Daniel Schwenter (1585-1636) in Altdorf bei Nürnberg; er formulierte in seiner „Geometriae practicae novae et auctae“ 1641 u. a.: „Wer einen rechten Feldmesser geben will, der muss nachfolgende Stück zuvor wohl verstehen und können. Als Erstlich soll er im lesen/schreiben und rechnen wohl geübt und erfahren sein, soll von der Hand reissen und stellen, darzu illuminiren und schattiren wissen (…). Zu solchem gehört ein gesunder und vermöglicher Leib, als nemlich und insonderhait ein gutes und scharffes Gesicht, eine stette unzitternde Faust, und starke Schenkel.“

Im preußischen „Reglement für die Ingenieurs und Feldmesser bey der Clev-Meursischen Krieges- und Domainen-Cammer und Märkischen Cammer-Devotation“ 1776 findet sie folgende Anforderungen: „Soll keiner zum Feldmesser angenommen werden, der nicht wenigstens die Planimetrie dergestalt versteht, daß er alle offene Felder mit dem Winkel-Kreuz in solchen Figuren messen kann (…). In bergichten Gegenden muß der Feldmesser die Höhe nach dem Niveau abzuwiegen und auf die Carte zu tragen verstehen. Er muß eine richtige Carte zeichnen können.“

Es folgen Anforderungsprofile des 19. und 20. Jahrhunderts, welche die Entwicklung der Ausbildung zum Feld- und Landmesser anschaulich aufzeigen. Die Lektüre dieser Schrift ist allen Vermessungshistorikern zu empfehlen. Zugleich wird auf Koppes Beitrag „Wer einen rechten Feldmesser geben will…“ in der Fachzeitschrift DVW Hessen-/DVW-Thüringen, Heft 1/2021, S. 16-21 aufmerksam gemacht.

Ihre Arbeit ist als Heft 44 der Schriftenreihe des Förderkreises Vermessungstechnisches Museum e. V. im Herbst 2022 publiziert worden.