3D-Modelle von historischen Messinstrumenten

Kulturportal bavarikon präsentiert 3D-Modelle von Messinstrumenten des Deutschen Museums.

Das Kulturportal  bavarikon  präsentiert online neuerdings einige 3D-Modelle von Messinstrumenten, die für Astronomie- und Geodäsiehistoriker mit Gewinn betrachtet werden können. Die ausgewählten Objekte sind Teil der Sammlung „Messung von Zeit und Raum: Historische Messinstrumente aus dem Deutschen Museum“. Das Internetportal bavarikon des Freistaats Bayern dient zur Präsentation von Kultur- und Wissensschätzen aus Einrichtungen in Bayern. Die technischen und redaktionellen Arbeiten betreut die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) in München.
 

Alle 3D-Modelle werden durch das Münchener Digitalisierungszentrum(MDZ) der Bayerischen Staatsbibliothek mit Hilfe von 3D-Vermessung bei den bavarikon-Partnern vor Ort erstellt und anschließend in einem aufwendigen Nachbereitungsprozess für die Betrachter am Bildschirm so aufbereitet, dass sie auf der Webseite von bavarikon hin und her bewegt, verkleinert und vergrößert und gedreht werden können. Damit kommt der Betrachter den Objekten so nahe, wie es sonst aus konservatorischen Gründen realiter kaum möglich ist.

Zu diesen ausgewählten Objekten gehört ein Spiegel-Oktant von John Goater 1770; er wirkte zwischen 1754 und 1786 in London. Der Teilkreis kann mit Hilfe einer Transversalteilung auf zwei Minuten direkt abgelesen werden. Das Instrument ist so eingerichtet, dass auch Messungen mit der Sonne im Rücken durchgeführt werden können.

Die äquatoriale Ringsonnenuhr von Jacques Canivet (1714-1773) aus Paris 1769 besteht aus zwei Messingringscheiben und einer verstellbaren Traverse und kann auf verschiedenen Breitengraden verwendet werden. Auf diesen Ringen sind zwanzig europäische Ortsnamen, zumeist in Frankreich, mit ihren Breitengraden eingraviert, die alphabetische geordnet wurden.

Die Klappsonnenuhr von Jacob Karner (um 1612-1648) aus Nürnberg um 1640 besteht aus zwei Platten aus Elfenbein, die sich in einem Winkel von 90 Grad öffnen und fixieren lassen. Mit dem Kompass in der Grundplatte wurde die Uhr in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Mit Hilfe des aufgespannten Fadens konnte die Horizontalsonnenuhr auf der Grundplatte die arabisch bezifferten Stunden anzeigen, die Vertikalsonnenuhr auf der Deckelinnenseite die Stunden mit römischen Ziffern.

Das Astrolabium von Heinrich Höing aus Danzig 1598 ist eine Kombination aus drehbarer Sternkarte, Visierinstrument und astronomischem Rechenschieber. Das bereits in der Antike entwickelte Modell wurde im Mittelalter von islamischen Gelehrten verbessert und in Europa bekannt gemacht. Verschiedene Stunden- und Datumsskalen erlauben den universalen Einsatz des Astrolabiums bei Aufgaben der Positions- und Zeitbestimmung, auch für Zwecke der Landvermessung.
(Bibliotheksmagazin Berlin/München 2/2022, S. 83)