„Das macht nach Adam Riese“, 500 Jahre Rechenbuch

Vor 500 Jahren erschien Rieses „Rechenung auff der linihen und federn„ in Erfurt.

Im Jahre 1522 veröffentlichte Adam Ries (1492-1559) in Erfurt sein berühmtes Buch „Rechenung auff der linihen und federn“. Darin beginnt Ries mit einer Einführung in die damals noch recht unbekannten indisch-arabischen Ziffern mit der Ziffer ‚0‘. Anschließend behandelt er das damals vorherrschende gegenständliche Rechnen mit Rechenpfennigen (Abakus) und danach das schriftliche Rechnen mit der Feder. Er verwendet darin auch die bis heute gängigen mathematischen Begriffe wie „Zehler“ und „Nenner“, zudem macht er den Leser mit dem Lösungsverfahren der „Regula falsi“ (Dreisatz) vertraut.

Sein in deutscher Sprache geschrieben Rechenbuch stößt auf eine überwältigende Resonanz, über einhundert Auflagen lassen sich bis 1656 nachweisen und begründet seinen Ruhm als deutscher Rechenmeister. Sein Name ist aus der Redewendung „nach Adam Riese“ bis heute allgemein bekannt. Der Schreibstil ist schmucklos und klar, denn das Rechenbuch ist für einfache Leute gedacht; sie sollen sich mit den elementaren Rechenfertigkeiten unter anderem gegen Betrügereien wappnen, wie sie beim täglichen Umtausch von Münzen, bei der Lohnzahlung oder bei Erbteilungen vorkommen.

1524 beendete Ries die Arbeiten am Manuskript der Coß, einem mehr als 500 Seiten umfassenden Lehrbuch der Algebra. Coß ist der im Mittelalter übliche Name für die Variable bzw. Unbekannte und ist ein Bindeglied zwischen der mittelalterlichen und der heutigen Algebra. Seine Nachfolge tritt der lutherische Pfarrer Michael Stifel (um 1487-1567) in Holzdorf an; sein Hauptwerk ist die „Arithmetica integra“ (Nürnberg 1544), die eine Zusammenfassung der damals bekannten Arithmetik und Algebra darstellte. Auf Stifel geht die Bezeichnung „Exponent“ sowie die Durchsetzung der Schreibweisen für Plus ‚+‘, Minus ‚−‚ und Wurzelzeichen ‚√‘ zurück.

(Thomas de Padova: Alles wird Zahl. Wie sich die Mathematik in der Renaissance neu erfand, München 2021)