Ende der Steinkohleförderung in Deutschland - Ende der Markscheiderei unter Tage

An diesem Freitag wird die letzte Steinkohlezeche Prosper-Haniel in Bottrop (Endteufe von 1 250 m) in großen kirchlichen und weltlichen Feierstunden (EU-Kommissionspräsident, Bundespräsident, NRW-Ministerpräsident, Regierungspräsident, Bischof, Pfarrer, Bürgermeister, Abgeordnete etc.) geschlossen.

Am 17. August war bereits im Bergwerk Ibbenbüren „Schicht im Schacht“ (Endteufe von 1 545 m). Damit endet die Jahrhunderte lange Epoche des Steinkohlebergbaus in Deutschland – und damit endet auch die bergmännische vermessungstechnische Arbeit der Markscheider unter Tage.

Jahrhunderte lang hat der Markscheider durch die untertägigen Messungen, die der Markscheidekunde allein eigentümlich sind, ein umfangreiches Kartenwerk zur Darstellung und Dokumentation des Grubenbildes besorgt. Von jedem Steinkohlebergwerk musste das amtliche Grubenbild im Maßstab 1:2 000 fortgeführt werden; es war die planerische Basis für die Erschließung der Kohlenlagerstätte, die Überwachung des bergmännischen Abbaus und die Grubensicherheit. Die bergmännische Vermessung unter Tage war geprägt von schwierigen Schrägmessungen und Orientierungsmessungen. Vermessungspunkte und Halterungen der Hängetheodolite befanden sich überwiegend  an den Firsten der Stollen. Zur Übertragung der oberirdischen Orientierungen in das unterirdische Koordinatensystem des Bergbaubetriebes waren spezielle Schachtlotungen notwendig; später auch nordweisende Kreiseltheodolite. Das Vermessungstechnische Museum in Dortmund besitzt einige markscheiderische Messinstrumente, u. a. auch einen Kreiseltheodolit. Das 10. Symposium 2008 thematisierte den preußischen Bergbau im Ruhrgebiet (Band 37 Schriftenreihe des Förderkreises Vermessungstechnisches Museum; Mitt. 220 und 233). Die Markscheidekunst wird beispielhaft im Deutschen Bergbau-Museum Bochum (DBM) der Öffentlichkeit präsentiert.

Nicht beendet sind die markscheiderischen Arbeiten über Tage, die „auf ewig“ die Folgewirkungen des Kohleabbaus in den Revieren durch intensive Höhenmessungen überwachen und weiterhin auftretende Bergschäden analysieren und dokumentieren werden. Zudem werden die Markscheider künftig in die Aufgaben des anstehenden Strukturwandels der „Nach-Bergbau-Ära“ eingebunden bleiben (Beseitigung von Altlasten, Sanierung und Rekultivierung von Betriebsflächen, Nutzungsänderungen der Infrastruktur). Glück auf!