INTERGEO Köln 2010 – Historische Vermessung

Unser Förderkreis war erstmals mit einem eigenen Vortragsblock an der diesjährigen INTERGEO beteiligt. Wie mehrfach angekündigt referierten am 7. Oktober 2010 Prof. Dr. Klaus Grewe, Swisstal, Prof. Dr.-Ing. Erich Weiß, Uni Bonn und Dipl.-Ing. Manfred Spata, Bonn.

Unter der Moderation des Ersten Vorsitzenden Ingo von Stillfried, dem Initiator in dieser besonderen Veranstaltung, entwickelte sich ein breiter Spannungsbogen aus einem Spektrum sehr alter, überraschender persönlicher und hochmoderner vermessungshistorischer Themata. Ingo von Stillfried stellte die Referenten in Kurzform vor und konnte insbesondere unserem Kuratoriumsmitglied Klaus Grewe zur Honorarprofessur an der RWTH Aachen gratulieren.

Klaus Grewe berichtete über "Wasser für Rom - Die Leistungen der römischen Ingenieure". Mit außerordentlich instruktiven Fotos und einer exzellenten Powerpoint-Präsentation ließ er die Zuhörer teilhaben an der geradezu kriminalistisch-akribischen Tatsachenermittlung zum Einsatz des Chorabates in römischer Zeit. Nicht - wie häufig angedacht - mittels Visuren-Nivellement, sondern durch konsequentes Umsetzen des 6 m langen,  horizontierten Gerätes entlang der Linien gleicher Geländehöhen wurde die Trasse ausgewählt. Erst das folgende Austafeln geschah dann visuell mit wenig Gefälle – heutige Präzisionsmessungen zeigen den dabei verfälschenden Einfluß der Erdkrümmung bei langen Wasserleitungen. Der Vortragende fesselte das Auditorium – auf sein alsbald herauskommendes Buch „Meisterwerke antiker Technik“ dürfen wir gespannt sein.

Wir wissen um die fundierte Art zu forschen, mit der unser Zweiter Vorsitzender Erich Weiß Schätze der Vergangenheit aufzuspüren vermag: "Franz Adickes - nicht nur städtebauliche Bodenordnung". Über den Bodenordner aus Frankfurt und seine Lex-Adickes hört man im Studium – doch wie viel reichhaltiger war sein Wirken, wie es uns Erich Weiß nun vorstellte. Franz Adickes, geb. 1846 bei Stade, gest. 1915 in Frankfurt a. M., war zuerst Zweiter Bürgermeister und Beigeordneter in Dortmund 1873 – 1877 und anschließend Oberbürgermeister im noch preußischen Altona, bevor er 1891 bis 1912 Oberbürgermeister von Frankfurt a. M. wurde. Erich Weiß erläuterte Adickes’ Neigungen während Studium und Referendarausbildung und dessen Erwägungen, entweder in die Wissenschaft oder doch in die kommunale Praxis zu gehen. Frühe Veröffentlichungen wie praktische Tätigkeiten waren Fragen der Armenpflege, der Sozialversicherung und zum Wohnungswesen gewidmet – und führten schließlich zu einer großen kommunalpolitischen Karriere als Oberbürgermeister und „Vater der städtischen Bodenordnung“ in Frankfurt am Main.

Im dritten Vormittags-Vortrag spannte Dipl.-Ing. Manfred Spata, Eratosthenes-Preisträger 2003, den Bogen über 500 Jahre von Mercator in die Transversale Mercator Projektion: "Wie viel Mercator steckt in UTM?“ Ausgehend von den vielfach in der Seefahrt gebrauchten zylindrischen Abbildungen rund um den Äquator, über die Lambertsche Abbildung längs eines Meridians und die Kopenhagener Preisschrift von C. F. Gauß 1822 führte der Vortragende mit sehr übersichtlichen Abbildungen schließlich zu der Gauß-Krüger-Abbildung. Heute sind die UTM-Koordinaten internationaler Standard.

Moderator Ingo von Stillfried und unsere drei Vortragenden erhielten für ihren eingangs angedeutete weiten Bogen spannender Vermessungsgeschichte und ihre gekonnten Referate lebhaftem Beifall von recht zahlreichen Zuhörern: Ein erfolgreicher Start einer neuen Aktivität unseres Förderkreises.