Kurzbericht des 10. Symposiums für Vermessungsgeschichte

In der Rotunde des Museums für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund ist Leben und Wirken des großen preußischen Reformers Reichsfreiherr vom Stein (1757 - 1831) in fünf hochinteressanten Vorträgen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet worden.

Zunächst schilderte der Historiker Dr. Michael Hundt aus Lübeck den Freiherrn vom Stein als manchmal schroffe und hochfahrende Persönlichkeit, die gleichwohl ebenso ein fürsorglicher Patriarch seiner Familie war. Er war ein hervorragender Organisator, verachtete überbordende Bürokratie, mochte jedoch die von ihm so empfundenen moralischen Schwächen z.B. eines Hardenberg nicht tolerieren. - Dr. Klaus Eichholz aus Bochum, von Hause aus Markscheider, widmete sich der Zeit vom Steins als Beamter der preußischen Bergbau- , Hütten-  und Salinenverwaltung, zeigte dessen Wirken 1780 - 92 auf und beschrieb u. a. die seinerzeitigen  Revierkarten von Niemeyer und Honigmann. - Prof. Dr.-Ing. Erich Weiß aus Bonn würdigte vom Stein als Agrarreformer in einer Zeit, da 80% der Bevölkerung in der Landwirtschaft arbeitete. Die Stein-Hardenbergischen Reformen bezogen sich alleine auf das Stammland Preußen jenseits der Elbe. Die Bauerbefreiung begann zuerst in Ostpreußen - zog es doch die Leibeigenen dort in Richtung Warschau, wo freiheitliche Entwicklungen schon weiter fortgeschritten waren. - Dr. Peter Burg, Professor für Neuere Geschichte der Universität Münster, stellte vom Stein als Verwaltungsreformer vor, seine Einstellungen gegen die Machtarroganz der Bürokratie, für eine rationale Verwaltungsgliederung und den effizienten Einbau der gesellschaftlichen Elite. Vom Stein ist letztlich Vater der kommunalen Selbstverwaltung - Städteordnung 1808. - Vermessungsdirektor Manfred Spata aus Bonn, Eratosthenes-Preisträger 2003, legte besonderes Gewicht auf vom Stein als kompetentem Großgrundbesitzer und schilderte ausführlich die von ihm beeinflußten Entwicklungen zur Landes- und insbesondere Katasteraufnahme. Seine Darstellungen mündeten schließlich in den Katasterstreit von 1827 zwischen dem Oberpräsidenten Vincke und vom Stein, in dem vom Stein geradezu grob beleidigende Schriftstücke verfaßte, um seinen Standpunkt zu vertreten - so schloß sich der Kreis zum Leben und Wirken der kantigen Persönlichkeit des Reichsfreiherrn vom Stein, der 1831 auf Schloß Cappenberg starb.

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Torge aus Hannover, Vorsitzender des Kuratoriums des Förderkreises, hatte die Vortragenden vorgestellt und moderierte gekonnt die Diskussionen. Zu Beginn der Veranstaltung hatte der Hausherr, Museumsdirektor Wolfgang E. Weick in seinem Grußwort den Förderkreis und seine Sammlung anerkennend als Teil des Hauses gewürdigt und die besondere Geschichte des Museums beleuchtet. Präsident Prof. Dr.- Ing. Harald Lucht aus Bremen konnte am Ende der Veranstaltung feststellen, daß eine außerordentlich interessierte Besucherschar den Reichsfreiherrn vom Stein aus ganz unterschiedlichen Perspektiven umfassend kennenlernen durfte. Er dankte allen Akteuren und hob besonders die Verdienste von Dr. Kurt Kröger und Prof. Dr.-Ing. Erich Weiß hervor, die für die Vorbereitung und Organisation dieses 10. Symposiums für Vermessungsgeschichte verantwortlich zeichneten. Der Förderkreis wird alle Vorträge in einem Symposiumsband veröffentlichen, der voraussichtlich Mitte des Jahres erscheint. - Abschließend konnte Harald Lucht mitteilen, die Idee für das 11. Symposium in 3 Jahren sei schon geboren, eine Hommage für Gerhard Mercator, den großen Mathematiker, Geographen, Kartographen aus Anlaß seines dann bevorstehenden 500. Geburtstages. - Eine ausführliche Besprechung (verfaßt von Dr. Peter Köhler, Weimar) des von Kurt Kröger für den Förderkreis herausgegebenen Symposiumsbandes, ist erschienen in Heft 10/2009 der AVN, S. 366-367.