Luftbildvermessung und automatisierte Datenverarbeitung in Hamburg

„Die Einführung der automatisierten Datenverarbeitung wurde in der hamburgischen Vermessungsverwaltung durch ständig zunehmende Arbeitsbelastung … veranlaßt“, schreibt 1969 Baudirektor Erich Lämmerhirt (1920 - 1991) in der AVN – Einführung vor 50 Jahren.

Den letzten Anstoß für die Automatisierung gab die speziell für vermessungstechnische Zwecke entwickelte  Relais-Rechenanlage Zuse Z11 – die damals bereits in den Landeskulturverwaltungen eingesetzt wurde. Im Oktober 1958 wurde in Hamburg die erste Z11 in Betrieb genommen. Konrad Zuse war persönlich anwesend. Die Programme sind in Hamburg nach eigenen Vorstellungen entwickelt worden, da viele Besonderheiten des hamburgischen Koordinatenkatasters zu berücksichtigen waren. Vermessungstechnische Berechnungen erfolgten sowohl für Katasterfortführungsvermessungen wie für Ingenieurvermessungen, und waren „zugleich ein Bestandteil der Stadtvermessung“. 1965 kam der automatische Zeichentisch Graphomat Zuse Z64 hinzu, 1968 der Umstieg auf Rechenanlagen IBM 1130. Das Vermessungstechnische Museum in Dortmund besitzt eine Z11 und einen Graphomaten Z64 (vergl. unsere Mitt. Nr. 195).

Blickt man auf den Zeitpunkt des Beginns dieser Entwicklung, ist man einerseits überrascht, wie relativ zeitnah noch der Start jenes technischen Paradigmenwechsels ist – „nur 50 Jahre“. Andererseits bewundert man den Weitblick der damaligen Generation. Und Hamburg war stets führend in der Einführung moderner Techniken. So konnten die Hamburger Kollegen auch früh und lange eine ausgezeichnete Reproduktion und Kartendruckerei zentral für die Verwaltung einsetzen.  –

Und 30 Jahre zuvor hatte das Vermessungsamt Hamburg bereits den Vorteil der  Luftbildvermessung erkannt und verfügte 1929  – vor 80 Jahren – als erste städtische Behörde über ein Bildflugzeug. „Im Umkreis von 30 km um Hamburg trat zum ersten Mal das Luftbild, mit eigenem Vermessungsflugzeug erflogen, in den Dienst der Kartenherstellung“ schrieb 1970 der Leiter der hamburgischen Vermessungsverwaltung Erster Baudirektor Walter Reek (1910 – 1978). Und sein späterer Nachfolger Erster Baudirektor a. D. Harry Pahl weiß noch heute zu berichten, daß der seinerzeitige Amtsleiter Wilhelm Peters gerne als Co-Pilot mitflog. Einst war er mit an Bord und hatte im Sanitätskoffer zünftig Bier als Reiseproviant eingeschmuggelt! So flog schließlich der Pilot kurvenreich um den Hamburger Michel. Es entstanden nicht alleine Luftbilder zu Vermessungszwecken sondern auch herrliche Fotos vom Hamburger Michel - die Maschine landete dann wieder sicher in Fuhlsbüttel.

Literatur. Lämmerhirt, Erich: Zehn Jahre automatisierte Datenverarbeitung im Vermessungsamt Hamburg – Rückblick und Zukunft, AVN 1969 S. 177 – 180; Reek, Walter: 125 Jahre Stadt- und Katastervermessung in Hamburg, zfv 1970 S. 406 – 411; Pahl, Harry.: Das Vermessungs- und Kartenwerk im Dienste der Daseinsvorsorge, zfv 1988 S. 496 – 501; Pahl, Harry: Erster Baudirektor a. D. Dipl.-Ing. Erich Lämmerhirt, 70 Jahre, zfv 1990 S.