Napiers Logarithmentafel 1619

John Napier (1550-1617), Theologe und Mathematiker aus Merchiston bei Edingburgh, begann 1594 an seiner Entwicklung von Logarithmentafeln. Seine Logarithmen vereinfachten Multiplikation und Division zu einem Additions- bzw. Subtraktionsvorgang und reduzierten das Wurzelziehen auf das Dividieren.

Die neue Technik wurde sofort in England angenommen. Henry Briggs (1556-1631), Professor der Geometrie an der Universität Oxford, veröffentlichte 1624 die erste Tafel von Logarithmen der Sinuswerte zur Basis 10 unseres Zahlensystems, später „gemeine“ oder Briggsche Logarithmen genannt. Dies erleichterte die Rechenarbeiten insbesondere der Astronomen. Der Astronom Johannes Kepler (1571-1630) machte die Logarithmen in Deutschland bekannt. Edmund Gunter (1581-1626) konstruierte Lineale mit einer logarithmischen Skala zur Rechenerleichterung; damit entdeckte er das Prinzip des modernen Rechenschiebers.

Im Jahre 1619, also vor vierhundert Jahren, erschien posthum Napiers „Herstellung einer wunderbaren Logarithmentafel“; darin erklärte er, wie er seine Tafel entwickelt hatte. Die Veränderungen, die er mit Briggs ausarbeitete, bilden die Grundlage unseres modernen Systems der Zehner-Logarithmen. Generationen von Geodäten nutzten für ihre mühsamen Rechenarbeiten verschiedene Tafelwerke mit zweckmäßiger Anzahl der Mantissenstellen; so gab es u. a. eine dreistellige Peters-Tafel, eine vier- und fünfstellige Gauss-Tafel, die in der Regel für die Vermessungsrechnungen ausreichten. Für spezielle Arbeiten brauchte man eine siebenstellige Peters-Tafel oder gar eine zehnstellige Vega-Tafel. An Stelle einer dreistelligen Tafel genügte wohl auch ein Rechenschieber.

In seiner Schrift „Radologiae seu Numerationis per Virgulas libri“ kündigte Napier eine andere wichtige Erfindung an, die „Napierbeine“, das sind Stäbe, die man auf mechanische Art zur Ermittlung des Produkts oder des Quotienten zweier Zahlen sowie der Quadrat- und kubischen Wurzeln verwenden konnte. Diese Napier-Stäbe waren damit Vorläufer der Rechenmaschinen und Computer. Auch die Schausammlung in Dortmund besitzt solche Rechenstäbe und Logarithmentafeln (Carter/Muir, Bücher der Welt, 1976, Seite 232; Werkmeister, Lexikon der Vermessungskunde, 1943, S. 229).