Symposium für Vermessungsgeschichte und Mitgliederversammlung 2017

Es war ein großer Teilnehmerkreis, den der Erste Vorsitzende des Förderkreises Ingo von Stillfried begrüßen konnte, als er am 13. Februar 2017 das 13. Symposium für Vermessungsgeschichte in Dortmund eröffnete.

Und lebhafter Beifall begleiteten seine Worte der nachträglichen Gratulation von Professor em. Dr.-Ing. Bertold Witte zur Vollendung von dessen 80. Lebensjahr, die er zugleich verband mit dem großen Dank des Förderkreises für das lange Wirken von Bertold Witte als Kuratoriumsvorsitzender. – Nachdem Ingo von Stillfried dann auch den Ersten Vortrag des Symposiums  angekündigt hatte, übernahm Bertold Witte gekonnt routiniert die Moderation der folgenden Vorträge.

In der Vorbereitung des Symposiums war es Professor Erich Weiß erneut gelungen (wie auch schon für die vorhergehenden Symposien), diesmal mit den Professoren Christoph Reigber aus Potsdam, Wolf-Dieter Schuh aus Bonn, Karl-Heinz Ilk aus Bonn und Harald Schuh aus Potsdam exzellente Kenner von Helmerts Wirken zu gewinnen. Sie waren gerne der Einladung nach Dortmund gefolgt, um die Erinnerung an Friedrich Robert Helmert wachzuhalten, ihn zu ehren und dessen Lebenswerk zu würdigen. Und im Auditorium konnte der Förderkreis erfreut zwei direkte Nachfahren von F.R. Helmert begrüßen. 

Helmerts zwei große wissenschaftlichen Wirkungsschwerpunkte  von 1870 bis 1886 in Aachen und 1887 bis 1917 in Potsdam wurden durch die Vortragenden aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet – im Mittelpunkt standen dessen grundlegende Gedanken und Forschungen zur Entwicklung der Geodäsie als Wissenschaft von der Ausmessung und Abbildung der Erdoberfläche. – Der Vortrag von Professor Dr.-Ing. Dr. h.c. Harald Schuh vom GeoForschungsZentrum (GFZ) in Potsdam fand ein ganz besonderes Interesse, ist er doch der gegenwärtige Hausherr an und in der Wirkungsstätte des vor 100 Jahren verstorbenen Friedrich Robert Helmert. Das GFZ wirkt heute im 1892 von Helmert erbauten Hauptgebäude des Geodätischen Instituts Potsdam – jetzt GeoForschungsZentrum Potsdam. Und die Mitglieder des Förderkreises konnten zugleich und mit Freude den neuen Vorsitzenden des Kuratoriums unseres Förderkreises erleben, der diese Aufgabe in der Nachfolge von Bertold Witte übernommen hat. Harald Schuh wußte in seinem mitreißenden Vortrag nicht nur den Geist Helmerts aufleben zu lassen, er tat dies ebenso begeisternd für die breiten Aufgaben des GFZ. Und er berichtete zugleich über die Spendenbitte zugunsten des Helmert-Turms und die erfreulichen bisherigen ersten Spendeneingänge. Wir hatten hier mit unserer Mitt. 567 bereits auf die Aktion aufmerksam gemacht. Und für die Ausrichtung des Symposiums hatte der Förderkreis auf einen Unkostenbeitrag verzichtet, jedoch um eine Spende für den Erhalt des Helmert-Turms gebeten.

Wenn wir eingangs die gesamte Veranstaltung mit dem Prädikat „Sternstunden“ überschrieben haben – so standen Ihrem Redakteur neben dem Symposium auch zwei weitere besondere Ehrungen vor Augen, die Verleihung des Eratosthenes-Preises und eine Auszeichnung mit der Ehrenmedaille.

Nach 6 Jahren (2011 war Preisträger Dr. Martin Rickenbacher) konnte der Förderkreis damit wieder den im Abstand von zwei Jahren ausgelobten und mit 2.500 € dotierten Eratosthenes-Preis verleihen, nachdem zuletzt 2014 Professor Wolfgang Torge mit dem Eratosthenes-Ehrenpreis ausgezeichnet worden war (Mitt. 507).  Eratosthenes-Preisträger 2017 wurde Dr.-Ing. Markus Rembold für seine Dissertation „Die Anerkennung und Feststellung von Grundstücksgrenzen – Ein Beitrag  zur Entwicklung des Liegenschaftskatasters im Lande Nordrhein-Westfalen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.“  Die Gesamtanalyse des Autors dokumentiert ausführlich die Entwicklungen vom früheren Steuerkataster zum modernen Liegenschafts- und Mehrzweckskataster mit seinen Basisfunktionen für den Eigentumsnachweis im Grundbuch und für andere Bereiche, insbesondere für die Anforderungen der Bürger und der Nutzer aus Wirtschaft, Verwaltung, Recht und Wissenschaft, wie es zugleich die Basisdaten für die Geodateninfrastruktur in Deutschland liefert. Bisher standen oft vor allem die technischen Entwicklungen der Geobasisdaten im Fokus, der Verfasser nimmt hier eine bisher fehlende Gesamtanalyse des nordrhein-westfälischen Grenzfeststellungs- und Abmarkungsverfahrens aus Sicht der Gesetzgebung, der Rechtsprechung und der Fachliteratur vor und entwickelt daraus eine Reihe von weiterführenden Vorschlägen. Die von Professor Erich Weiß (als Referent) und den Professoren Theo Kötter und Klaus Kummer von der Universität Bonn betreute und dem Stifterkollegium für den Eratosthenes-Preis empfohlene Dissertation wurde als eine hervorragend und umfassend recherchierte Dokumentation zur Geschichte des Vermessungswesens gewürdigt.

Die anschließende Mitgliederversammlung hatte an ihrem Beginn einen weiteren Höhepunkt, die  Auszeichnung von Dr.-Ing. Hartwig Junius mit der Ehrenmedaille des Förderkreises. 34 Jahre lang („unvorstellbar“, sagte spontan Ingo von Stillfried während seiner Laudatio) war  Hartwig Junius stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums, er war für viele Jahre „der gute Geist des Kuratoriums“,  wie Ihr Redakteur und damaliger Präsident bereits 2000 feststellen durfte – er hat seit 1982 die Geschicke des Kuratoriums wesentlich bestimmt. Auch die allerersten Symposien zur Vermessungsgeschichte waren sein Werk. Seine Nachfolge im Kuratorium übernimmt Ulf Meyer-Dietrich, Leiter des Vermessungs- und Katasteramts Dortmund. Hartwig Junius bleibt dem Förderkreis jedoch weiterhin als rühriger Bibliothekar erhalten. Die Mitgliederversammlung dankte ihm mit langanhaltendem Beifall.

 Der Erste Vorsitzende führte alsdann straff durch die Mitgliederversammlung. Auch wir beschränken uns hier auf die wesentlichsten Ergebnisse. Ingo von Stillfried erstattete den Tätigkeitsbericht, wies auf mehrere Vorträge, Führungen durch die Ausstellung und Beteiligungen an anderen Ausstellungen hin. Die Homepage soll möglichst bald als mobil-optimierte Website modernisiert werden, nachdem Google wichtige Änderungen am Such-Algorithmus vorgenommen hat. Den Finanzbericht erstattete gewohnt souverän Franz-Josef Gocke. Die Entlastung des gesamten Vorstands erfolgte einstimmig auf altbewährten Antrag von Hartwig Junius. Für das Kuratorium erfolgten die Neuwahl des neuen Museumsdirektors Dr. Jens Stöcker, von Professor Harald Schuh, dem Nachfolger von Professor Bertold Witte im Kuratoriumsvorsitz und VDV-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Burkhard Kreuter, daneben mehreren Wiederwahlen. – Unter Verschiedenes gab es mehrere Wortmeldungen, so u. a. von Prof. Klaus Grewe (Ausstellung Römerkanal) und Manfred Spata (Ausstellung Beuel).

Nachtrag: Bild- und Textberichte siehe auch zfv 2/2017 S. n-31 bis 32 und VDVmagazin 2/2017 S. 162 ff. (Nachrichten 1/2017 des Förderkreises Vermessungstechnisches Museum).