Theodor Ziegler zur Vollendung des 90. Lebensjahres

„Die bayerische Vermessungsverwaltung in Geschichte und Gegenwart“ ist der Untertitel eines Buches Vom Grenzstein zur Landkarte, mit dem der Leiter der Bayerischen Vermessungsverwaltung der Jahre 1985 bis 1989, Ministerial- Dirigent Prof. Dr.-Ing. Theodor Ziegler, unserem Beruf ein besonderes Denkmal gesetzt hat, erschienen 1989 in 2. Auflage im Verlag Konrad Witwer.

Er hat darin in prägnanter Kürze einen Streifzug durch die Leistungen der in amtlichen Diensten wirkenden Geodäten dargestellt und insbesondere am Beispiel der bayerischen Vermessungsverwaltung illustriert. Schon die einleitende Skizze, überschrieben mit „Schau ein Geometer! Was macht denn der da?“ reizt, dieses Buch nicht sobald aus der Hand zu legen. Die Themenbreite (in Auswahl)  Landesvermessung, Triangulation (mit Eratosthenes startend und bis hin zu GPS), Koordinatensysteme, Luftbildvermessung, Topographische Karten, Kataster-Uraufnahme, Alois Senefelder, Johann Georg von Soldner, Liegenschaftskataster, Abmarkung (und Feldgeschworene mit den Siebenerzeichen),  Bodenschätzung usw. zeigt ein Mosaik unseres Berufsfeldes vom Autor allgemeinverständlich beschrieben und mit treffenden Kartenbeispielen und Fotos illustriert.  Fachlich-humorvolle Skizzen lassen immer mal wieder Vorliebe und Geschick von Theodor Ziegler aufscheinen, komplizierte Sachthemen dem Leser eingängig nahezubringen, dabei den fachlichen Kern stets im Auge behaltend – ein herrliches Buch, das Theodor Ziegler unserem Beruf schenkte – und seiner Vorbemerkung ist grundsätzlich zuzustimmen, die dargestellten Grundlagen und Methoden waren damals denen in anderen Ländern weitgehend identisch. Wenn sich in den seit dem Erscheinen dieses unverändert lesenswerten Buches insbesondere die Methoden durch neuere Technik erheblich weiterentwickelt haben, so bleiben doch die Grundlagen und deren Historie unverändert – ein besonderer Markstein der Vermessungsgeschichte.

Der nunmehrige Jubilar Theodor Ziegler wurde am 1. September 1926 in Augsburg geboren, mußte ab 1943 in den Kriegsdienst ziehen, konnte nach der Kriegsgefangenschaft dann endlich 1946 bis 1950 an der TH München studieren und legte 1953 die Bayerische  Große Staatsprüfung ab. Nach Promotion bei Professor Kneißl folgte seine so erfolgreiche Karriere in der bayerischen Vermessungsverwaltung. In besonderem Maße interessierten ihn stets die Quellen, Grundlagen und Entwicklungen geodätischen Wirkens in der ganzen Breite; so war es ihm dann auch ein besonderes Anliegen, ausführliche Ausbildungsschriften zur Entstehung des bayerischen Katasterwerks, zum Bayerischen Landesvermessungsamt, zur Bodenschätzung …. zur Einführung in die Abmarkung zu verfassen (vornehm zurückhaltend als Ausbildungsvorträge bezeichnet). Sie bildeten das Fundament, auch darauf fußte sein Buch Vom Grenzstein zur Landkarte.

Ihr Redakteur lernte Theodor Ziegler 1981 in der AdV kennen, als er als Präsident des Bayerischen Landesvermessungsamtes erstmals an einer Plenumssitzung teilnahm und später als Chef der bayerischen Vermessungsverwaltung bis zu seiner Pensionierung dort weiterhin entscheidend mitwirkte. Seine profunden Beiträge sind mir besonders aus meiner Vorsitzer-Zeit 1983/84 in lebhafter Erinnerung. Theodor Ziegler war nicht nur ein exzellenter Fachgeodät, gerne ließ er darüber hinaus seine vielfältigen allgemeinen Interessen erkennen. Sie führten gerade im persönlichen Gespräch zu manchen heiteren und ebenso aber auch tiefgehenden Diskussionen, die gerne bis in ernste Glaubensfragen reichten. Noch kürzlich wies er vor dem Hintergrund aktueller Nachrichten darauf hin, daß ja die Jesiden als Christen bekannt seien, schon Karl May habe sie in dem Roman „Durchs wilde Kurdistan“ erwähnt.

Bayern ehrte Prof. Dr.-Ing. Theodor Ziegler 2006 mit der Soldner-Medaille für seine Verdienste um das bayerische Vermessungswesen. – Zusammen mit seiner Frau nahm er noch lange an den Altvorderen-Treffen der Senioren in der AdV teil – sie unternahmen beide nach seiner Pensionierung immer wieder gerne Reisen, vornehmlich ins weiter entfernte Ausland. Dem Vermessungsmuseum in Dortmund  überreichte der Jubilar im Jahr 2005 einige Original-Siebenerzeichen aus gebranntem Ton (unsere Mitt. Nr. 105). Mit dem besonderen Dank für seine reichen Beiträge zur Vermessungsgeschichte gratulieren wir Theodor Ziegler herzlich zur Vollendung des 90. Lebensjahres und wünschen ihm und seiner lieben Frau Elisabeth weitere angenehme Lebensjahre.