Trauer um Professor Gustav Bohnsack

Am 28. April 2011 ist Professor Dipl.-Ing. Gustav Bohnsack im Alter von 90 Jahren in Hannover verstorben.

Wir kannten und schätzen Gustav Bohnsack als früheren Leiter des Stadtvermessungsamtes Hannover (1974 bis 1986), Vorsitzender des Städtetagsausschusses "Kommunales Vermessungs- und Liegenschaftswesen" (1976 bis 1985), als Mitglied und Förderer einer Reihe von nationalen Vereinigungen und Mitwirkender an internationalen Fachkongressen.

1921 in Warsen Kreis Alfeld/Leine geboren, gehörte Gustav Bohnsack zu den Jahrgängen, die als Soldat durch den Zweiten Weltkrieg unmittelbar betroffen waren. Wann immer wir später darüber sprachen, berichtete er von den kameradschaftlichen Erlebnissen jener Zeit ebenso, wie von den unvorstellbaren Strapazen. Und er wehrte sich gegen alle negativen Verallgemeinerungen. – Nach dem Kriegsende gehörte er zu den ersten Studenten der Geodäsie an der Technischen Hochschule Hannover.

1976 wurde er  in der Nachfolge von Siegfried Stahnke zum Vorsitzenden des Städtetagsausschusses "Kommunales Vermessungs- und Liegenschaftswesen" gewählt. Schon seit 1963 hatte er dem Ausschuß als Ständiger Gast angehört: Denn die Bodenpolitik hat Gustav Bohnsack schon früh besonders interessiert.  Eine enge Zusammenarbeit mit Stadtbaurat Prof. Hillebrecht im Hannover der Nachkriegsjahre prägte ihn. Frühe Veröffentlichungen zu gemeindlichen Bodenvorratsstellen und zur Bodenwertsteuer, zu Zukunftsvisionen im Bodenrecht der Bundesrepublik oder zur Bodenrechtsreform durch Planungswertausgleich zeigen dies ebenso anschaulich, wie z. B. seine Mitwirkung in Arbeitskreisen des Deutschen Städtetages zur Novellierung des damaligen Bundesbaugesetzes und des Städtebauförderungsgesetzes und in Fragen des Umweltschutzes. Auch über seine Pensionierung 1986 hinaus blieb sein Engagement in allen diesen Fragen ungebrochen.

Ab 1979 lehrte er an der Universität Hannover und wurde 1984 zum Honorarprofessor ernannt, auch wirkte er lange als Schatzmeister in  der Gesellschaft zur Förderung der Fachrichtung Vermessungswesen der Uni Hannover. 1988 erhielt er in Anerkennung seiner breitgefächerten Leistungen das Bundesverdienstkreuz. In Umweltfragen hat er sich nie gescheut, selbst Hand anzulegen, z.B. wenn es galt, Zeichen zu setzen. So zeugt heute manch von ihm persönlich gepflanzter Baum in den öffentlichen Grünanlagen Hannovers von seiner Vorliebe für die Natur.

Die schweren Erkrankungen in seinen letzten Jahren konnte er dank der liebevollen Pflege seiner Frau ertragen. Besonders erfreut haben Gustav Bohnsack noch die Zuwendungen, die Politik und Kollegenschaft anläßlich der 150-Jahr-Feier seiner ehemaligen Wirkungsstätte im vergangenen Jahr. –

Zu seiner Beerdigung trafen sich am 6. Mai 2011 der engste Familien- und Freundeskreis auf dem Engesohder Friedhof in Hannover. Wie von ihm gewünscht begleitete Musik von Verdi seinen Ausgang: FREIHEIT ist die Meinungsfreiheit anders Denkender stand auf seinem Wunsch über seiner Traueranzeige. Familie wie Fachkollegen weit über Hannover hinaus erinnern sich dankbar an Gustav Bohnsack. –

Siehe auch Mitt. Nr. 192 dieser Seite und Lucht H. /Wegener B.: Gustav Bohnsack zum 80. Geburtstag,  zfv 2001 S. 60 - 61, Lucht H. 150 Jahre Stadtvermessung Hannover, zfv 2010 S. 292 – 293 und zfv 2011 S. 263