Wilhelm Olbers vor 250 Jahren geboren

Der Arzt und große Astronom Wilhelm Olbers war Entdecker der wissenschaftlichen Begabung von Friedrich Wilhelm Bessel (1784 – 1846), jener prägenden Persönlichkeit der Geodäsie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bessel hat in seinem langen wissenschaftlichen Wirken in Königsberg (1810 bis zu seinem Tode 1846) als Astronom, Geodät und Mathematiker Bahnbrechendes geleistet.

Bessels Wirken in der Geodäsie gehörte u. a. durch seine Ostpreußische Gradmessung (1830-38), der Besselschen Basisapparat und die 1841 durchgeführte Berechnung des Besselschen Erdellipsoids, sämtlich Meilensteine von nachhaltiger Bedeutung. – Bessel lebte seit 1799 als  Handelslehrling in Bremen. Seine erste wissenschaftliche Leistung war (1804, er war gerade 19 Jahre alt) die Bahnberechnung des Halley'schen Kometen aus wieder aufgefundenen Beobachtungen von 1607. Bessel  berechnete nach den Formeln der seinerzeit berühmten Veröffentlichung des Bremer Arztes und Amateurastronomen Wilhelm Olbers "Abhandlungen über die leichteste und bequemste Methode, die Bahn eines Kometen zu berechnen". In seinen Lebenserinnerungen schilderte er die Begegnung mit Olbers: "Als ich meine Arbeit über den Kometen von 1607 beendigt und sauber geschrieben zu Papier gebracht hatte, fasste ich mir ein Herz, schnitt Olbers, den ich eine Straße langsam hinab gehen sah, durch Betreten einer Nebenstraße ... den Weg ab und bat ihn um die Erlaubnis, ihm einen geringen astronomischen Versuch, den ich gewagt hätte, vorlegen zu dürfen. Ich erhielt diese Erlaubnis, und Olbers erhielt dagegen eine Stunde später meine Abhandlung. Dies ereignete sich an einem Sonnabend, den 28. April 1804". Olbers sorgte alsbald für deren Veröffentlichung in den Astronomischen Nachrichten bei von Zach in Gotha – Geburtsstunde des Wissenschaftlers F. W. Bessel. - 

Wilhelm Olbers wurde am 11. Oktober 1758 in Bremen-Arbergen geboren - vor 250 Jahren. Er studierte 1777 bis 1780 in Göttingen Medizin, hörte nebenher mathematische Vorlesungen und beschäftigte sich mit der Astronomie. Seine Dissertation behandelte Untersuchungen des menschlichen Auges. 1797 veröffentlichte er die oben erwähnte Abhandlung zur Kometenbahnberechnung. 1885 heiratete er, seine Frau starb nach einem Jahr nach der Geburt der Tochter Doris. Aus zweiter Ehe stammt sein Sohn Georg Heinrich (1790 – 1861), später Senator in Bremen. Wilhelm Olbers hatte ausführliche Briefkontakte mit C.F. Gauß (den 1806 erstmals persönlich traf) und später mit F. W. Bessel, seit dieser ab 1810 in Königsberg wirkte. Wilhelm Olbers starb in hohem Ansehen am 2. März 1840 in Bremen. In den Wallanlagen in Bremen nahe der Kunsthalle steht seit dem 11. 10. 1850 ein Denkmal, geschaffen von Carl Steinhäuser. Aus Anlaß der 250. Wiederkehr des Geburtstags von Olbers finden in Bremen eine Reihe von Gedenk-Veranstaltungen statt.  

Zur Eröffnung der Gedenkfeiern sprach am 11. 10. 2008 Dr. Axel Wittmann, Göttingen über "Die astronomischen Arbeiten von Carl Friedrich Gauß im Spiegel seiner Korrespondenz mit Olbers, Bessel und Schumacher" im Olbers-Saal im Haus der Wissenschaften in Bremen, unweit der früheren Wirkungsstätte von Olbers in der Sandstraße. Er entwarf ein historisch breites Bild der astronomischen Forschungen Anfang des 19. Jh. Er wußte darüber hinaus auch die Arbeiten von Gauß in seinem Engagement für die Landesvermessung ins rechte Licht zu rücken (und ging auf die Einreden von Bessel ein, der ja später mit seiner Ostpreußischen Gradmessung auf gleichen Spuren wandelte). In seinen sehr interessant zusammengestellten Folien hat A. Wittmann auch mehrere Briefe von Gauß und seinen Zeitgenossen gezeigt. Dessen Beobachtungen auf dem Angari-Kirchturm, die von Gauß selbst aufgefundene Sicht nach Zeven wurden ebenso herausgestellt, wie der Gauß'sche Punkt in Bremen. Dr. Axel Wittmann erhielt für seinen umfassenden Bericht viel Beifall eines großen Publikums. -

Das Kunstwerk „Besselei“ des Künstlers Jürgen Goertz wurde am 150. Todestag von Wilhelm Olbers, am 2. März 1990, auf dem Hanseatenhof in Bremen eingeweiht und erinnert in künstlerisch-spielerischer Art an Bessel – siehe unsere Mitt. Nr. 157. 

Quellen (Auswahl): Nachrichten der Olbers-Gesellschaft Nr. 223 Oktober 2008, Lucht, H.: Bessel-Denkmal in Bremen, ZfV 1990 S. 450 – 451, Lucht, H. Bremen - gestern und heute, zfv 4/2008 S. 197 - 205