Wir erinnern an Prof. Dr. Otto Eggert

Ein Standardwerk der geodätischen Literatur war bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts die mehrbändige „Handbuch der Vermessungskunde“ von Jordan/Eggert. Deren 3. Band schien 1948 noch in zwei Nachdrucken der Teilbände von 1939 und 1941, der 2. Band 1950, schon teilweise neu bearbeitet durch Prof. Dr. A. Berroth; dieser Band enthält auch ein Lebensbild eines deutschen Geodäten – Otto Eggert, „…(er) war der letzte universal gebildete Geodät.“ - Das Handbuch der Vermessungskunde wurde später noch begrenzte Zeit von Prof. Dr. Max Kneißl weitergeführt.

Wer war Otto Eggert? Nur wenige der älteren heutigen Fachkollegen werden ihn noch persönlich gekannt haben. Otto Eggert wurde am  4.2.1874 in Tilsit geboren,  er starb am 20.1.1944 nahe Danzig - vor 60 Jahren. Eggert war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der herausragenden Repräsentanten der Geodäsie. Nach Besuch des Realgymnasiums in Tilsit, Landmesser- und Geodäsiestudium an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin wurde er 1898 bei F.R. Helmert mit einer Arbeit auf dem Gebiet des Nivellements zum Dr. phil. promoviert. Nach praktischer Tätigkeit im Vermessungsdienst der Landwirtschaftlichen Verwaltung wurde 1904 – vor 100 Jahren – dem gerade 30-jährigen der ordentliche Lehrstuhl für Geodäsie an der neugegründeten Technischen Hochschule in Danzig übertragen; er lehrte dort bis 1921. Anschließend wirkte er an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, ab 1925 an der dortigen Technischen Hochschule. Er erreichte, daß 1927 auch das Studium der Geodäsie an die TU Berlin nachfolgte. Eggert war 1933 – 1934 Rektor der TU, ab 1936 auch Leiter des berühmten Geodätischen Instituts in Potsdam.

1907 erschien seine „Einführung in die Geodäsie“, das „erstes größere Werk, … prachtvoll geschrieben, leider vollständig vergriffenen“, wie Prof. Dr. Walter Großmann 1944 schrieb – der Förderkreis besitzt dieses Werk in seiner Bücherei. Eggert war Schriftleiter der Zeitschrift für Vermessungswesen ZfV von 1907 bis 1944, d.h. über 37 Jahre! Aus dem weiteren reichen Wirken von Prof. Dr.-Ing. E.h. Dr. phil. Otto Eggert sei hier hervorgehoben: Mitwirkung im Beirat für das Vermessungswesen, 1926 bis 1930 Präsident der Internationalen Gesellschaft für Photogrammetrie, später Präsident der Baltischen Geodätischen Kommission. Der DVW ehrte ihn mit der goldenen Friedrich-Robert-Helmert-Gedenkmünze.

1939 emeritiert, setzte Eggert in den Kriegsjahren sein Lehrtätigkeit bis zu seinem Tod fort. Gerne empfahl er seinen jungen Semestern, sich aus der Hochschulbibliothek nicht nur Fachbücher, sondern auch schöngeistige Literatur zu entleihen – eine Grundeinstellung, die spätere Generationen beim Eggert-Schüler Großmann wiederfanden. (Quellen: Großmann ZfV 1944 S. 49 – 54, Berroth: Lebensbild im II. Band des Handbuchs der Vermessungskunde 1950, Hunger ZfV 1975 S. 517/518)