150 Jahre Stadtvermessung Hannover

1860 gründete die Stadt Hannover ein Vermessungsbüro, das am 23. Juni 1860 seine Arbeit aufnahm. Taggenau 150 Jahre später begrüßte Oberbürgermeister Stephan Weil im Mosaiksaal des ehrwürdigen Neuen Rathauses zahlreiche Gäste und besonders den früheren Amtsleiter Prof. Gustav Bohnsack.

Er beglückwünschte ihn und den seit 1986 an der Spitze der Stadtvermessung in Hannover so erfolgreich wirkenden Dr. Bernd Wegener und seine Mitarbeiterschaft zu diesem besonderen Jubiläum und bekannte, von der Stadtvermessung eigentlich nur den vorzüglichen Stadtplan zu kennen. Er wisse jedoch, dies sei nur die Spitze des Eisbergs, für planvolle Stadtentwicklung sei die Stadtvermessung das unsichtbare und unverzichtbare Fundament. Stadtbaurat Uwe Bodemann begrüßte die große Fachkollegenschaft aus Verwaltung und Wissenschaft und dankte Dr. Bernd Wegener für die hohe Flexibilität in der Aufgabenbewältigung. Unter den zahlreichen Besuchern waren u. a. die Amtsleiter der Stadtvermessung aus Kiel, Magdeburg, Nürnberg, vom KVR aus Essen, aus Braunschweig, Göttingen, Hildesheim.  

Beginn und Entwicklung der Stadtvermessung Hannover ist in einer hervorragend gestalteten Druckschrift dargestellt, erarbeitet nach intensiven Recherchen von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtvermessung. Am Beginn stand einst der Major a. D. und Geometrielehrer am Polytechnikum Hannover, H. L. W. Arnold Deichmann, die Gründung war ausgelöst von der Stadterweiterung 1859. – Die Stadtvermessung Hannover war nach dem Zweiten Weltkrieg selbständiges Amt, Teil des Stadtplanungsamts, wieder selbständiges Amt und seit 2003 Bereich Geoinformation im Fachbereich Planen und Stadtentwicklung. Gegenwärtig steht angesichts der leeren städtischen Kassen und des landesweit eingeführten neuen kommunalen Rechnungswesens (NKR) vor allem die Bewertung der städtischen Immobilien im besonderen Fokus.

Stadtdirektor Karlheinz Jäger, Leiter des Stadtmessungsamtes Stuttgart und Vorsitzender des Städtetagsausschusses "Kommunales Vermessungswesen und Geoinformationen", spannte in seinem Festvortrag "Geodaten und Geodäten" einen weiten Bogen von frühester Vermessungsgeschichte bis in Gegenwart und Zukunft. Seine historischen Mosaiksteine waren u. a. die Feldmesser in Ägypten (als Hohe Priester mit hohem Ansehen, er meinte, das wäre heute wohl zu relativieren), der Plan von Nippur (bereits überraschend maßstäblich), die Ebstorfer Weltkarte (als nur ein Bild), die Stadtansichten von Merian zu Stuttgart 1634 (als ein erster Stadtplan) und Hannover 1654 (als eindrucksvolle Silhouette). Ausgelöst durch den zunehmenden IT-Einsatz gab es in den vergangenen Jahrzehnten einen erheblichen Wandel in der Aufgabenerledigung. Heute werden frühere Separatlösungen durch integrative Ansätze ersetzt. Der weitere Auf- und Ausbau von fachübergreifenden kommunalen Geodateninfrastrukturen (GDI) und Geoportalen sowie einem abgestimmten Geodatenmanagement kommt in den Städten eine entscheidende Bedeutung zu. Geodaten sind Zukunftsrohstoff, sie sind Garanten für Innovationen und qualitätsvolle Dienstleistungen, Grundlage einer prosperierenden Wirtschaft.

Eine begleitende Ausstellung zeigte das heutige Wirken der seit 2003 als „Geoinformation“ firmierenden Stadtvermessung Hannover. Tafeln informierten über die vielfältigen heutigen Aufgaben, so über Liegenschaftsvermessungen und Bauwerksüberwachungen, die Stadtkarte 1:1000 als Basis breiter Anwendungen in der Stadtverwaltung, über Luftbildauswertungen und das seit 1951 gepflegte Luftbildarchiv, die Architekturfotografie, über Grundstücksbewertung und städtischen Liegenschaftsnachweis. Zeitaufwendige Aufgaben sind auch die politisch geforderten Straßennamenumbenennungen bei Personen, deren damalige Ziele und Wertvorstellungen heute im Widerspruch zu Verfassung und Menschenrechten stehend gesehen werden. – Im Online-Shop sind reichhaltige thematische Karten im Angebot. Die 19. und Jubiläumsausgabe der Stadtkarte Hannover 1:20 000, seit 1951 mit einer Gesamtauflage von 358.000 Exemplaren für die Messe- und Expo-2000-Stadt Hannover, ist ein besonderes, sechsfarbiges Aushängeschild der Stadtvermessung. Ein ausführlicher Bericht ist in der zfv 4/2010 S. 292 - 293 erschienen.