200 Jahre - Landwirtschaftliche Fakultät der UNI Bonn

Die Universität Bonn wird im Jahre 2018 ihr 200-jähriges Gründungsjubiläum begehen.

Die Geodäsie in ihrem weitesten Sinn ist dort formal erst seit 1880 vertreten, als sie vom damaligen Direktor der Königlich Preußischen Landwirtschaftlichen Akademie zu Poppelsdorf bei Bonn Professor Dr. Friedrich Wilhelm Dünkelberg (1819-1912) aus agrarstrukturpolitischen und zugleich liegenschaftsrechtlichen Anforderungen als neuer Lehr- und Forschungsbereich eingerichtet wurde. 

Tatsächlich hat jedoch auch „unsere Fachrichtung“ in Bonn darüber hinaus eine lange Vorgeschichte. Professor Dr.-Ing. mult. Erich Weiß hat diese Vorgeschichte in der ihm eigenen und schätzenswert-sorgsamen Art des Quellenstudiums nachgezeichnet und als Band 107 in der Reihe ALMA MATER, Beiträge zur Geschichte der Universität Bonn im Juni 2013 veröffentlicht.

Schon in der Zeit der Gründung der UNI Bonn 1818 „wurde die Notwendigkeit einer eigenen landwirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung für nötig erachtet …“ schreibt der Herausgeber Thomas Becker der Reihe „Alma Mater“ in seinem Vorwort. Nachdem jener Versuch aber gescheitert war, wurde 1847 die Höhere Landwirtschaftliche Lehranstalt zu Poppelsdorf bei Bonn geschaffen, die Keimzelle der späteren Geodäsie-Ausbildung. Erich Weiß schildert zunächst auch deren Vorgeschichte eingeordnet auch in die allgemein-geschichtlichen Zusammenhänge, hier des Wiener Kongresses und seiner Folgen auch für die Wissenschaftsgeschichte. So hatte die Entwicklung einer leistungsfähigen Landwirtschaft in Mitteleuropa in der ersten Hälfte des 19. Jh. besonders auch in theoretischer Hinsicht wachsende Bedeutung. Landwirtschaftliche Lehrinstitute wurden begründet – so schließlich auch in Poppelsdorf bei Bonn 1847 die "Königlich Höhere Landwirtschaftliche Lehranstalt zu Poppelsdorf“, übrigens mit einem Fehlstart in der personellen Besetzung des ersten Gründungsdirektors. – Seine Nachfolger waren der preußische Landesökonomierat Ferdinand Weyhe (1795-1878), 1851 im Senatssaal der Universität Bonn in sein Amt eingeführt, mit großen Verdiensten in einer nur kurzen Amtszeit und anschließend Professor Dr. Eduard Hartstein (1823-1869).

Erich Weiß lässt uns auf insgesamt  92 Seiten teilhaben an den weiteren Entwicklungen dieser nach dem Zweiten Weltkrieg so vorbildlich-angesehenen Universität. –  1934 geriet zunächst jedoch bereits die Eingliederungsfeier  in den unseligen Geist der damaligen Zeitströmungen. Doch trotz eines solchen „turbulenten nationalsozialistischem Vorspiels“ konnten zahlreiche Neubesetzungen im Lehrkörper reibungslos nach fachlichen Qualifikationen vollzogen werden, in der Geodäsie mit bekannten  Persönlichkeiten wie Curtius Müller, Paul Samel,  Alfred Möhle, Gustav Schütz. Der Autor würdigt kurz die reichseinheitliche Einführung der Diplomprüfung als erster Staatsprüfung, die Referendarausbildung und die Große Staatprüfung;  in Verbindung damit auch das Promotionsrecht in der Landwirtschaftlichen Hochschule Bonn-Poppelsdorf als auch in der Fakultät der Universität Bonn – und weist hin auf den besonderen Umgang mit dem Promotionsrecht für Geodäten mit Bezug auf die Strukturprobleme der Berliner Hochschulen.

Gegen Ende des „Dritten Reichs“ kam es am 18. Oktober 1944 – dem 126. Gründungstag der Universität, an dem traditionell das Akademische Jahr in der Universitätsaula eröffnet wurde  – zu dem schwersten Luftangriff der alliierten Truppen auf die bis dahin im Zweiten Weltkrieg noch verschonte Stadt Bonn. „Hätte die Universität nicht kurz zuvor zum Ende des Sommersemesters ihre Aktivitäten weitgehend eingestellt, so wäre eine riesige Katastrophe auch auf die noch verbliebenen Studierenden hereingestürzt…“ berichtet Erich Weiß. Die Neuorganisation der verbliebenen Universität und ihrer Landwirtschaftlichen Fakultät kann dann 1945 der Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre Professor Dr. Theodor Brinkmann als politisch unbelastete Persönlichkeit im damals möglichen Rahmen einleiten.

Ein kurzer Ausblick auf die Zeit nach 1945 und die weiteren Entwicklungen der Nachkriegsjahre beschließen diese hochinteressante Dokumentation. Neben neuen landwirtschaftlich ausgerichteten Instituten wurden auch neue Institute für Photogrammetrie 1950, für Theoretische Geodäsie 1955 sowie für Kartographie und Topographie 1965 begründet. 

16 farbige Seiten zeigen historische Diplomurkunden, Bauwerke, frühere Kollegien, die Belegenheiten mehrerer Versuchsgüter der früheren Landwirtschaftlichen Hochschule und der heutigen Landwirtschaftlichen Fakultät.  Im Text sind weitere Porträtaufnahmen eingefügt. Über 200 faktenreiche Anmerkungen ergänzen den Text mit wesentlichen Daten zu den handelnden Personen und mit Hinweisen auf  weiterführende Quellen.

Dieses Buch ist eine wertvolle Dokumentation und zugleich interessante Quelle für alle, die der Universität Bonn nahestehen und nahestanden. Es ist erschienen in der Reihe ALMA MATA mit farbigem Titeleinband als Band 107 im Bouvier Verlag Bonn, ISBN 978-3-416-03364-0, Preis 6,50 €.