25 Jahre Aufbau des griechischen Katasters

In den vergangenen 25 Jahren hat Griechenland versucht, das flächendeckende Grundstücksverzeichnis „Hellenisches Kataster“ digital aufzubauen, bisher mit überschaubarem Erfolg.

Zum Ende des Jahres 2020 sind für große Teile der Stadtzentren und Gemeinden in Griechenland das neue Kataster fertig, außerhalb der Städte gehen die Aufbauarbeiten des Katasters langsamer voran. Angefangen haben die Arbeiten am neuen Kataster 1995; es gab finanzielle Unterstützung derEuropäischen Union (EU) für Pilotprojekte und Testmessungen. Dabei behinderten weniger die vermessungstechnischen Aufnahmearbeiten das Projekt als vielmehr die ausufernde Bürokratie, interne Korruktionsvorkommnisse sowie der Widerstand der Grundstückseigentümer und deren Rechtsanwälte. In der Mitt. 414 vom Dezember 2011 wurde bereits über die „schwere Geburt“ dieses Kataster- und Grundbuchsystems berichtet.

Griechenland ist der letzte EU-Staat ohne ein nationales flächendeckendes Kataster aller Liegenschaften. Solch ein Kataster ist für jeden Rechtsstaat eine solide Grundlage für Rechtssicherheit des Eigentums, für sichere Investitionen in Infrastruktur und Bauten, für eine wirkungsvolle Landwirtschaft und einen nachhaltigen Umweltschutz. Bekanntlich stammt das Wort „Kataster“ ausgerechnet aus dem Griechischen: Katastikon = Register. Ein Liegenschaftsregister, wie es in den anderen europäischen Staaten in den letzten 200 Jahren aufgebaut worden ist, gab es in Griechenland bisher nicht, was sicherlich mit seiner politischen Situation begründet ist; lediglich für die Dodekanes-Inseln entstand durch die Italiener von 1912 bis 1943 ein Grundstückskataster. Ansonsten gibt es in Griechenland nur ein Verzeichnis aller Hypotheken, jedoch ohne eine Katasterkarte.

Eine neue staatliche Behörde, das „Hellenische Kataster“, ist seit 2018 per Gesetz beauftragt, die bisher zuständigen 400 Grundschuldbüros einzugliedern und in knapp 100 Zweigstellen vor Ort die Katasterarbeiten Ende 2020 zu einem erhofften Abschluss zu bringen. Aber zwischen Wunschdenken und Realität klaffen nicht nur in Griechenland die sprichwörtlichen Welten, nämlich die Unbill der Alltagsarbeiten. Es ist den griechischen Vermessungskollegen schon zu wünschen, mit ihren modernen Aufnahmemethoden das „Hellenische Kataster“ in absehbarer Zeit zu vollenden (Luisa Seeling: Grundstückskataster Griechenland, Süddeutsche Zeitung vom 3. April 2018).