30 Jahre geodätisches Referenzsystem ETRS89

Vor dreißig Jahren, also im Jahr 1989, schuf die IAG-Organisation EUREF (European Reference Frame) ein neues geodätisches Datum/Bezugssystem für Europa: das ETRS89 (European Terrestrial Reference System 1989) (siehe Mitt. 679 und 714).

Es gründete auf der GPS-Kampagne EUREF89, die im Mai 1989 93 europaweit verteilte Messpunkte umfasste (siehe Mitt. 651). In den späteren Jahren wurde dieses EUREF-Netz auf alle europäischen Staaten, insbesondere in Osteuropa ausgedehnt. Die Messergebnisse von EUREF89 sind eingebunden in die ITRS-Koordinaten (International Terrestrial Reference System) zur Epoche 1989.0; 1992 legte das EUREF-Symposium in Bern fest, dass das GRS80-Ellipsoid (Geodetic Reference System 1980) als Bezugsfläche zu benutzen sei.

Im April 1991 wurde das EUREF-Netz (Hierarchiestufe A) durch die DREF91-Kampagne (Deutsches Referenznetz 1991) (105 Stationen der Hierarchiestufe B; Leitung: Walter Lindstrot, LVermA NRW) so weit verdichtet, dass die Landesvermessungen in Deutschland daran gehen konnten, die Koordinaten ihrer gesamten Festpunktfelder vom bisherigen ebenen Gauß-Krüger-Koordinatensystem (GK) des DHDN-Systems mit dem Potsdam-Datum (RDN 1939, siehe Mitt. 7 und 708) in das ETRS89-System mit der Kartenabbildung UTM (Universal Transverse Mercator) zu überführen. Die UTM-Abbildung (siehe Mitt. 377) war bereits 1951 von der IAG (International Association of Geodesy) für alle zivilen Vermessungszwecke empfohlen worden; dieser Empfehlung folgte die AdV (Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland) 1995 mit ihrer Entscheidung für die UTM-Abbildung.
Die ETRS89/UTM-Koordinaten finden seit 1994 Anwendung bei den militärischen NATO-Kartenwerken. In Nordrhein-Westfalen war der Wechsel von GK zu UTM bei allen zivilen Kartenwerken der Landesvermessung bereits 1995 vollzogen, beim Liegenschaftskataster 2009 abgeschlossen. Für den GK/UTM-Wechsel bestehen leistungsstarke zweckmäßige Transformationsprogramme, u. a. das 2007 entwickelte bundesweit einheitliche Transformationswerkzeug BETA2007. Damit endete die Jahrzehnte lange Nutzung des Bessel-Ellipsoids als Rechenfläche (seit 1841) und die Nutzung der GK-Abbildung (seit 1923). Wenn auch die GK-Abbildung den Vorteil sehr geringer Verzerrungen aufweist, so überwiegt heute der Vorteil der UTM-Abbildung in einer europaweit einheitlichen Anwendung. Das ETRS89 löste auch das seit 1954 betriebene ED50 (European Datum 1950) ab, das in mehreren europäischen Ländern und in der NATO eingeführt worden war. Seit 2007 ist das ETRS89 das Datum für die Infrastruktur von Geodaten in der Europäischen Union. (Spata, Transformationsrichtlinien NRW, 1999; Spata, UTM-Abbildung, 2013; Altiner, Satellitengeodäsie, ZfV 5/2019).

Vor 25 Jahre setzte das AdV-Plenum auf der 95. Tagung im Oktober 1994 eine Expertengruppe „GPS-Referenzstationen“ ein, die ein Netz von aktiven permanenten SAPOS-Referenzstationen aufbaute. Der SAPOS-Dienst wird als Gemeinschaftsprodukt der AdV der deutschen Bundesländer betrieben, inzwischen in einigen Ländern kostenfrei