Adam Ries, Rechnen auf der Linien 1518

Vor fünfhundert Jahren veröffentlichte der im sächsischen Annaberg wirkende Rechenmeister Adam Ries (1492-1559) sein erstes Rechenbuch „Rechnung auff der Linien“ 1518 in Erfurt; es war für Anfänger und Erwachsene bestimmt, die nicht schreiben konnten und es erlebte weitere drei Auflagen 1525, 1527 und 1530. Darin beschreibt er an Hand praktischer Beispiele das alte Rechenverfahren „auf der Linie“ mit dem Abakus (Rechenbrett).

In seinem zweiten Buch „Rechnen auf den Federn“ (1522) erklärt er das neue schriftliche Rechnen mit indisch-arabischen Zahlen (mit Ziffern von Null bis Neun!) im Gegensatz zum seinerzeit weit verbreiteten Kopfrechnen und mit römischen Ziffern. Das Rechnen im Dezimalsystem setzte sich nur langsam durch, da es auf eine Reihe handfester Widerstände stieß. So konnte das Abakus-Rechnen auch durch Lese- und Schreibunkundige ausgeführt werden. Außerdem benötigte man dazu nicht das sehr teure Papier. Der Vorteil des Dezimalsystems schlug sich vor allem in den Handelskontoren und Rechenstuben der städtischen Kaufleute durch, denn die neuen Ziffern eigneten sich zum Rechnen und zur Buchführung.
Sein drittes Buch „Rechnung nach der lenge …“ von 1525/50 diente der Gewandtheit und Schnelligkeit der Rechenprozesse. So bekannt ein Rechenergebnis „nach Adam Riese“ jedem Menschen auch ist und so klug und gebildet er auch gilt, so war er aber doch kein kreativer Mathematiker, denn seine Stärke lag im didaktischen Aufbau seiner Bücher: Vom Leichten zum Schweren, vom Einfachen zum Zusammengesetzten, von der Anschauung zum Begriff! Deshalb wurde Adam Ries zum volkstümlichen Rechenmethodiker des 16. Jahrhunderts. Sein Andenken wird in Annaberg durch das Adam-Ries-Denkmal von 1893 (restauriert 1992), den Adam-Ries-Bund und das Adam-Ries-Museum bewahrt (Petra Feuerstein, Von Euklid bis Gauss, 1989; Willy Roch, Adam Ries, 1992).