Besuch des Tobias-Mayer-Vereins im Vermessungstechnischen Museum in Dortmund

In diesem Sommer besuchte der Tobias-Mayer-Verein aus Marbach am Neckar das Vermessungstechnische Museum in Dortmund. Nach einer kurzen Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden Ingo von Stillfried übernahm der Mitreisende Manfred Spata die fachkundige Führung durch die Schausammlung.

Die Teilnehmer der Reisegruppe (unter der Leitung des Vereinsvorsitzenden Prof. Dr. Armin Hüttermann) waren beeindruckt von der Breite der fachlichen Themendarstellung rund um die Vermessung. Wussten sie doch vom Wirken des Tobias Mayer (1723-1762), dass er sich in seiner Jugend in Esslingen vermessungstechnisch betätigt hatte und später als berühmter Kartograph der Offizin Homanns Erben in Nürnberg präzise Kartenentwürfe bearbeitet hatte.

Die Studienreise bot über fünf Tage eine Fülle an geodätisch-astronomischen Höhepunkten im norddeutschen Raum. Die erste Station war Duisburg, wo u. a. die archäologische Ausgrabung und Sicherung des alten Mercatorhauses eingesehen (siehe Mitt. 668) und das Stadthistorische Museum, die Salvatorkirche und der Mercatorbrunnen vor dem Rathaus besucht werden konnten.
Weitere Stationen waren der Nachbau der alten Sternwarte Lilienthal „Telescopium Lilienthal“ bei Bremen (siehe Mitt. 157, 578) des Johann Hieronymus Schroeter (1745-1816), der Geburtsort Lüdingworth bei Cuxhaven und der Sterbeort Meldorf/Kreis Dithmarschen (Dithmarscher Landesmuseum) des berühmten Orientreisenden Carsten Niebuhr (1733-1815), einem Schüler von Tobias Mayer in Göttingen. Niebuhr war der erste, der die von Mayer entwickelte Methode der Monddistanzen auf dem Festland zur Bestimmung der geographischen Länge auf seiner Orientreise anwandte und dabei ein Winkelmessinstrument von Mayer benutzte.
In Schleswig wurde der Gottorfer Riesenglobus besichtigt – von außen wie von innen! Der begehbare Riesenglobus (siehe Mitt. 152) ist seit 2005 in einem kleinen Gartenhaus des Gottorfer Schlosses 2005 wiederaufgebaut worden. Das technische und kartographische Wunderwerk von 1650/64 war kriegsbedingt als ein „Geschenk“ für Zar Peter 1713 nach St. Petersburg gebracht worden; es befindet sich heute im Lomonossow Museum.
In Hitzacker an der Elbe hatte die Reisegruppe Gelegenheit, den letzten noch lebenden Kupferstecher des Deutschen Hydrographischen Instituts in Hamburg, Rainer Kalnbach, zu sprechen (siehe Mitt. 432); er war von 1950 bis 1992 als Kartograph am Seekartenwerk beschäftigt. Sein Handwerk des Kupferstichs ist auch dort, im heutigen Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), seit etlichen Jahren abgelöst worden durch digitale Kartenwerke. Seither ist der Kupferstich für die Kartenproduktion Geschichte!
Den Schlusspunkt der Reise bildete Göttingen, wo den Spuren von Tobias Mayer (Alte Sternwarte und Wohnhaus Mayer) und seines Zeitgenossen Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799, Lichtenbergdenkmale) nachgegangen werden konnte. Der krönende Abschluss der informativen Tage fand im „besten Cafe der Welt“ auf der Weender Straße statt, direkt gegenüber dem Wohnhaus des Bremer Arztes und Astronomen Heinrich Wilhelm Olbers (1758-1840).