Bierfaß im Koordinatenkreuz

Keine Semester-Schlußübung – undenkbar für das Drewes-, Eberhardt-, Heineke-, Lichtner- … Geodäten-Semester 1969: also veranstalteten die Studenten des achten Semesters Geodäsie nach Grundstücks-, Topographie- und Triangulations -Übung selbst einen Semester-Abschluß.

Mit dabei mehrere Professoren (u. a. Walter Großmann, Günter Hake,  Walter Höpcke, Wolfgang Torge) und Assistenten der damals noch als Technische Hochschule firmierenden Uni Hannover. Einsatz selbst gebastelter „Instrumente“ mit dem Ziel, das Gauß-Krüger-Koordinatenkreuz 9 Grad östlicher Länge mit Äquatorabstand 5900 km zu „ver“messen, bei Adolphsdorf, im Teufelsmoor, nördlich von Bremen. Getreu der Devise, Genauigkeit ist nicht alles, wurden die mehreren gefundenen Koordinatenkreuze zünftig durch „Zusammenlaufen“ ausgeglichen und an geplanter Stelle mit einem Bierfaß vermarkt, geleert vor Ort. So geschah es, ein gelungener Gag im Sommer 1969. – Und im Sommer 2009 trafen sich die ergrauten Semester, pensioniert oder in Rente, an gleicher Stelle im Teufelsmoor!

Ausgerüstet mit langen Eisenstangen-Stangen, einer Einmessung des 10 Jahre später 1979 „als Sicherung“ vermarkten weiteren geleerten Fasses und mit viel guter Laune ging es auf die Suche, das Finden ward zugleich schwierig und fröhlich wie damals, der Initiator, einst in der Nachbarschaft des Koordinatenkreuzes aufgewachsen und heutige Münchener Professor Dr.-Ing. Hermann Drewes hörte deutlich das Auftreffen der Eisenstange auf jenes alte Alu-Faß – Übung erfolgreich! Mit von der Partie waren über 20 von damals 40 Studenten, Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Torge, Ihr Berichterstatter Harald Lucht, damals Assistent und ein Reporter, der dann Tage später am 24. 06. 09 in der Wümmezeitung einen launigen Bericht verfaßte „Studenten der Geodäsie suchen 40 Jahre altes Bierfass“. Die Zevener Zeitung zog am 2. Juli nach: "Mit Bindfaden, Fass und Professor in das Moor". Hermann Drewes hatte das Semestertreffen organisiert, man besuchte die Kunst in Worpswede, den alten C. F. Gauß in Zeven, sogar oben in der Laterne des St. Viti-Kirchturms an dessen historischer Beobachtungsbohle, traf sich zum Gruppenfoto am Niedersachsenstein – und selbstverständlich traditionsgemäß beim Bier. Dabei zeigte Prof. Dr. Reinhard Richter zur großen Begeisterung aller ein Filmdokument der vermessungshistorischen Ereignisse. - Insgesamt ein weiterer gelungener Beweis für großen Korpsgeist und ungewöhnlichen Humor jener oft als „so genau“ geltenden Diplomingenieure der Vermessungszunft.