Erinnerungen an Carl Strinz

Vor Zeiten, als es noch keine Computer gab (also heute kaum mehr vorstellbar!), war die Koordinatenumformung mit graphischer Ausgleichung lange als Strinz’sches Verfahren bekannt und beliebt, weil elegant – im vergangenen Jahrhundert bis in die Nachkriegszeit, auch noch bis in die Anfang 60-iger Jahre. Carl Strinz hatte das Verfahren in einem grundlegenden Aufsatz 1925 vorgestellt und dann später mehrfach weiterentwickelt. Und dies, obwohl sein Haupttätigkeitsfeld auf ganz anderem Gebiet lag.

Carl Strinz wurde vor 140 Jahren am 10. Juli 1869 in Köln geboren. Er war Leiter der Vermessungs- und Liegenschaftsämter in Düren und Bonn und arbeitete stets auch im Bebauungsplanwesen. So gewann er 1905 einen ersten Preis in einem Wettbewerb zur Umarbeitung des Bebauungsplans der Stadt St. Johann a. d. Saar (unter 47 eingereichten Entwürfen), er nahm an weiteren Wettbewerben teil, u. a. in Kopenhagen, Breslau und Wetzlar. 1912 wechselte er nach Magdeburg. Carl Strinz war außerordentlich vielseitig und insbesondere mathematisch begabt, „mit vielfachen künstlerischen Veranlagungen und Interessen … eine Persönlichkeit mit festem eindeutigen Charakter.“ … schrieb Nadermann in seinem Nachruf 1943.

Strinz veröffentlichte eine Reihe wegweisender Artikel zu allen Fragen aus dem kommunalen Vermessungswesen, noch 1939, 70-jährig: „Kommunales Vermessungs- und Liegenschaftswesen, Rückblick und Ausblick“ –  fußend (mit konkreten Zahlen) auf seinen reichen Erfahrungen insbesondere in Magdeburg. Darin umreißt er die ganze Breite der Arbeitsgebiete des Vermessungsingenieurs im Kommunaldienst, für die Planunterlagen, die Bebauungsplanbearbeitung, den Grunderwerb …. bis hin zur Grundstückswertermittlung, zur Bodenordnung.

Carl Strinz war Vermessungsingenieur, bodenpolitisch breit engagiert und mathematisch klar denkend, eine hochinteressante Persönlichkeit. Sein eingangs erwähntes, 1925 veröffentlichtes Verfahren zur graphischen Ausgleichung von Abweichungen bei Koordinatentransformationen mit einer größeren Anzahl identischer Punkte führte er in der praktischen Anwendung auf die Konstruktion von Linien gleicher Abweichung von Koordinatenverbesserungen zurück, ein elegantes Verfahren – bevor der Computer Einzug gehalten hat. Carl Strinz starb am 29. November 1942 in Magdeburg.

Literatur (Auswahl): Zentralblatt der Bauverwaltung, Hrsgg. im Min. f. öff. Arbeiten, Berlin, 1906 S. 32; Strinz, C.: Koordinatentransformation mit graphischer Ausgleichung, zfv 1925 S. 289 – 300; ders.: Das Reichsgesetz über die Aufschließung von Wohnsiedlungsgebieten vom 22. September 1933, ZfV 1934 S. 16 – 21; ders.: Kommunales Vermessungs- und Liegenschaftswesen, Rückblick und Ausblick, AVN 1939 S. 253 – 263; Nadermann: Vermessungsdirektor Karl Strinz †, zfv 1943 S. 48.