Bronzemarken kennzeichnen das Jahrtausend-Hochwasser von 1784 in Bonn und Beuel

Das Eishochwasser von 1784 ist die seit Menschengedenken höchste Rhein-Flutkatastrophe. Ursache war der extrem kalte Winter 1783/84, ausgelöst durch den Ausbruch der isländischen Vulkankette Laki im Juni 1783.

Deren acht Monate andauernde Aschewolken hatten die Atmosphäre über ganz Europa verdunkelt. Danach war der Rhein zwischen Breisig und Köln vom 25. Januar bis zum 24. Februar 1784 vollständig zugefroren. Die Bevölkerung überquerte den Rhein und feierte sogar ein Volksfest auf dem Eis,  selbst der Kölner Kurfürst war anwesend. Als am 24. Februar plötzlich Tauwetter einsetzte, staute sich das ankommende Wasser des Mittelrheins binnen weniger Stunden über dem Eis, um dann nach dem entstehenden Eisbruch ebenso schnell wieder abzulaufen. Die dadurch ausgelöste heftige Eisflut stieg an bis zu einer Höhe von 14,23 Metern, gemessen am Pegel Bonn, entsprechend 56,89 Meter Geländehöhe. Die Flut überströmte auf der niedrigen rechten Rheinseite die ufernahen Auenbereiche zahlreicher Orte. Die überlieferten Quellen berichten von mehreren Toten und von über einhundert zerstörten Fachwerkhäusern. Beide Landesherren, der Herzog von Berg und der Kurfürst von  Köln, riefen sogleich ihre „Lieben Getreuen“ zu Spenden für die geschädigten Mitbürger auf.

Dieser extrem hohe, zerstörerische Wasserstand ist zu Recht als „Jahrtausend-Hochwasser“ bezeichnet worden; eine Katastrophe, die sich unauslöschlich in das kollektive Gedächtnis der Bevölkerung eingebrannt hat. Bis heute haben sich zwei zeitgenössische Markierungen erhalten, beide im linksrheinischen Bonn: die Sandstein-Marke an der Mauer der ersten Fährgasse und die Kalkstein-Marke auf der Treppe aus der Münsterkirche in den Kreuzgang. Auch außerhalb von Bonn finden sich noch einige historische Hochwassermarken für 1784, so in Koblenz (ehem. Hotel „Koblenzer Hof“), in Linz (Stadtmauer und Schlosstor), auf der Insel Nonnenwerth (Klosterportal) sowie in Niederdollendorf (Kirchturm).

Auf der rechtsrheinischen Seite dagegen befand sich keine historische Erinnerungsmarke von 1784. Daher wurde auf Initiative von Hans-Josef Müller iin Bonn-Geislar, Mitglied des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch e.V., eine entsprechende Markierungsaktion durchgeführt. So werden in Zukunft an nahezu zehn öffentlich zugänglichen Stellen von Geislar bis Beuel Bronzeplatten mit der Kennzeichnung „Jahrtausend-Hochwasser 1784“ zu sehen sein, u.a. im Bürgermeister-Stroof-Haus in Bonn-Vilich und am Heimatmuseum Beuel. Der Öffentlich bestellte Vermessungsingenieur Gerd Langendonk aus Bonn-Beuel übertrug die Höhe des Hochwassers zu den neuen Bronzemarken. Begleitend dazu hat Manfred Spata, Eratosthenes-Preisträger unseres Förderkreises, eine Dokumentation verfasst, die in der Schriftenreihe des Denkmal- und Geschichtsvereins erschienen ist. Und er hat zusammen mit Georg Divossen eine Sonderausstellung zum Eishochwasser 1784 im Bürgermeister-Stroof-Haus kuratiert.

Bronzemarken – Publikation – Ausstellung: „Diese Trias zur Thematik „Jahrtausend-Hochwasser 1784“  möge weithin Aufmerksamkeit und nachhaltiges Interesse erfahren“, schreibt der Vorsitzende des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch e.V., Carl Jakob Bachem im Geleitwort des Herausgebers der Dokumentation.

Publikation: Manfred Spata: Das Jahrtausend-Hochwasser von 1784 in Bonn und Beuel – Beueler Hochwassermarken als Erinnerung an die Eiswasserkatastrophe, Kleine Beiträge zu Denkmal und Geschichte im rechtrheinischen Bonn – 2017, ISBN 978-3-9812164-5-5.