Die schwedische Landesvermessung von Vorpommern vor 300 Jahren

Während des 30-jährigen Krieges 1618 bis 1648 wurde auch Pommern stark verwüstet, hatte einen bedeutenden Teil seiner Einwohner verloren. Seit 1630 von den Schweden unter Gustav Adolf II besetzt war das Land auch finanziell schwer in Mitleidenschaft gezogen worden.

Zur Fortführung der schwedischen Großmachtpolitik sollte die Einführung einer Grundsteuer erfolgen. In Schweden existierte bereits eine effektive Steuerpolitik, die auf genauer Kenntnis des Landes beruhte. Wert und Notwendigkeit einer kartographischen Aufnahme waren in Schweden bekannt. - Wegen des hartnäckigen Widerstandes der pommerschen Landstände, welche die aus der Vermessung resultierende Steuereinschätzung verhindern wollten - und auch am Mangel an Landmessern - scheiterten jedoch zunächst die Pläne einer Vermessung. Doch nach Vorarbeiten einer vom König von Schweden entsandten Landmesserkommission begannen 1692 die Vermessungen  im Raum Stettin. Es folgten1694 das Gebiet um Anklam, 1695 Rügen, 1696-98 das übrige Festland, Wismar um 1700. Nachdem viel wüster Acker wieder in Kultur genommen war wurden 1703-05 Revisionsmessungen vorgenommen.

Die Landmesser vermaßen mit 2 Gehilfen, fertigten Skizzen und bereiteten die Urkarten vor. Besitzer, Pächter, Bauern, Pastoren wurden nach Eigentums- und Besitzverhältnissen, nach Erträgen der Ländereien befragt. Über Winter erfolgten die Reinzeichnungen und Reinschriften. Die größeren Städte Stettin, Stralsund, Greifswald, Wolgast und Anklam sind 1705-1708 vermessen worden. Sämtliche Grundstücke und Häuser wurden nach Größe, Aufbau, Bauzustand und steuerlicher Klassifizierung beschrieben. Bis zum Herbst 1709 waren alle Karten gezeichnet und die Registerbände fertiggestellt. Der Kartenmaßstab lag bei 1:8210. Die Nutzungsarten in den insgesamt 1.455 Matrikelkarten sind farbig angelegt. Die Fassaden z. B. der Bürgerhäuser in Stettin zeigen das typische Bild damaliger hanseatischer Bauweise (Stettin gehörte seit 1278 zur Hanse). Ergebnis der Arbeiten  war das "Catastrum oder Huefen-Matricul des Königlich-Schwedischen Hertzogs-Thumbs Vorpommern und Fürsten Thumbs Rügen".         

Nach der Schwedenzeit hat Friedrich Wilhelm, König von Preußen, im Friedensschluß von 1719/20 Vorpommern und das Herzogtum Stettin von Schweden zurückgekauft, wie eine lateinische Inschrift am ehemaligen "Brandenburger Tor / Berliner Tor" verkündet, dem heutigen "Hafentor" in der bis 1945 deutschen und seitdem polnischen Stadt Stettin.

In einer Untersuchung aufgrund vertiefter Archivforschungen von 1920/23 hat der preußische Landmesser Carl Drolshagen herausgearbeitet: "Die schwedische Landesaufnahme und Hufenmatrikel von Vorpommern" (sind das) "älteste deutsche Kataster." - 

Quelle: Heiko Wartenberg: Katalog zu einer Ausstellung in der Stiftung Pommern im Rantzaubau des Kieler Schlosses vom 16. 02. bis 04. 04. 1994, Herausgeber: Stiftung Pommern, Kiel, Vorpommersches Landesarchiv, Greifswald und H. Wartenberg.