Einstein und der Geometer – und die Satelliten-Navigation

Zum hundertjährigen „Geburtstag“ am 25. November 2015 von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie ist ein bisher unbekannter Brief von Albert Einstein (*1879 in Ulm †1955 in Princeton USA) im Schloss-Archiv Büdingen bekannt geworden. Er dokumentiert, daß Einstein entgegen seiner Absichtserklärung, nie mehr deutschen Boden zu betreten, doch noch einmal Deutschland besucht hat.

Für unsere Vermessungsgeschichte versteckt sich darin eine ganz besondere Begebenheit: Der Geometer Karl Friedrich Lott erzählte 1952 seinem Sohn, er habe nahe beim Gasthof „Stern“ in Büdingen zwei Herren getroffen, einer sei sein früherer Lehrer Dr. Josef Neupärtl gewesen, der andere ein Gast und Professor. Herr Neupärtel habe ihn diesem vorgestellt. Dieser habe ihn nach seinem Beruf gefragt. Auf die Auskunft, er sei Geometer beim Vermessungsamt sagte der Professor: „Da haben wir ja fast denselben Beruf.“ Wie spätere Recherchen ergaben, war jener Professor kein geringerer als Albert Einstein.

Die Hintergrunds-Geschichte: Ein Brief von Einstein von 1952 gab Rätsel auf. Einstein war 1933 von einer Vortragsreise in die USA nicht zurückgekehrt und hatte später erklärt, nie wieder deutschen Boden zu betreten. Zwar war bekannt, daß Einstein 1952 kurz in Zürich war, auch wohl um einen dort lebenden Sohn zu besuchen. Daß er jedoch Ende Juni oder Anfang Juli mit Chauffeur inkognito nach Büdingen in Mittelhessen fuhr, beweist sein jetzt aufgefundener Brief  im dortigen Schloss-Archiv. Darin bedankte er sich für die gute Führung an einem verregneten Sonntagvormittag. Geführt hatte die beiden „englisch sprechenden Gäste“ die von der Schloss-Wache eilig herbeigerufene Leiterin der Schloss-Bibliothek. Einstein interessierte sich u.a. lebhaft für eine ausgestellte amerikanische Schreibmaschine, „so eine benutze er auch in Amerika“. Der am Besuchstag nicht anwesende Direktor Dr. Dielmann entschuldigte sich brieflich bei Einstein und sandte ihm einen Schlossführer. Einstein dankte unter dem 20. Juli 1952 für  Brief und Führer: „Ihr freundlicher Brief und die geschmackvolle Schrift haben mich an den Besuch in Ihrem Idyll erinnert. Ein Stückchen Mittelalter gezeigt von seiner attraktivsten Seite. Meinen freundlichen Dank für diese Liebenswürdigkeit. Mit ausgezeichneter Hochachtung Albert Einstein“. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) dokumentierte Umstände und Hintergrund dieses Besuchs und eine Abbildung des Umschlags des Briefes mit Poststempel Princeton Jul-21-1952 und Absenderadresse 112 Mercer Str. in Princeton N.J., wo Einstein wohnte. Den Brief selbst zeigte die F.A.Z. aus urheberrechtlichen Gründen nicht, doch die Authentizität ist unbestritten.

Und wir Vermessungsingenieure, Geodäten, SAPOS-Ingenieure nutzen die hohe Präzision der Satelliten-Navigation bis in den mm-Bereich mit den Atomuhr-Zeit-Korrekturen nach den Erkenntnissen von Albert Einstein und seiner Allgemeinen Relativitätstheorie – und dürfen uns daneben über einen historisch-wohlwollenden Partner-Geometer freuen!

Quelle: Konrad Kleinknecht: „Danke für dieses Stückchen Mittelalter“ in F.A.Z. vom 25. November 2015, Beilage Natur und Wissenschaft, S. N1 nebst Kasten mit der Abbildung des Briefumschlags.