Erich Weiß über Persönlichkeiten in der Reformgesetzgebung in Preußen

Vor uns liegt eine ganz besondere Veröffentlichung der Universität Bonn – hier aus der Schriftenreihe des Instituts für Geodäsie und Geoinformation Nr. 44 – „Lebensbilder im Wandel der preußischen Verwaltung des 19. Und 20. Jahrhunderts“.

Aus Anlass der Vollendung des 75. Lebensjahres sind darin Forschungsergebnisse von Professor Dr.-Ing. Dr. h.c. mult. Erich Weiß zu Persönlichkeiten zusammengefasst, die der Jubilar in den vergangenen Jahren seit seiner Emeritierung erarbeitet hat, vornehm zurückhaltend umschriebenen als „biographische Miniaturen“. Neben den von uns hier bereits besprochenen Lebens- und Wirkungsbildern von Franz Adickes (1846 – 1915, siehe unsere Mitt. Nr. 401), Hermann Ascher und Heinrich Albert Wilckens werden in dieser neuen Veröffentlichung weitere vier Lebensbilder vorgestellt:

Zunächst wird über Gustav Ferdinand Wilckens (1771 – 1847), den älteren Bruder von Heinrich Albert Wilckens berichtet, der in der preußischen Finanzverwaltung maßgeblich das sogenannte preußische Bauernbefreiungsedikt vom 9. Oktober 1807 beeinflusst hat. Erich Weiß verweist darauf, daß die ideengeschichtlichen Grundlagen zum Übergang von einer absolutistisch-feudalen zu einer aufgeklärt-bürgerlichen Gesellschaftsordnung gegen Ende des 18./Anfang des 19.Jahrhunderts für West- und Mitteleuropa weitestgehend entwickelt worden waren. Die Französische Revolution von 1789 bedeutete auch eine erste deutliche Realisierung jener Entwicklungen. Die Niederlagen der preußischen Armeen im Oktober 1806 bei Jena und Auerstädt, der erzwungene Friedensschluss von Tilsit 1807, König Wilhelm III. verlor seine Hauptstadt Berlin und zog nach Königsberg – vor dem Hintergrund jenes hier nur angedeuteten Umbruchs sind auch die damalige Bauernbefreiung und allgemein die Stein-Hardenbergischen Reformen zu sehen. Der Geheime Oberfinanzrat Gustav Ferdinand Wilckens hat daran in der preußischen Finanzverwaltung wesentlich mitgewirkt. Seine Promemoria vom 16. 7. 1807 zur Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern und Landarbeiter im Preußischen Staat war bahnbrechend, sein Wirken, bisher jedoch weniger bekannt, als die seines Bruders Heinrich Albert – Erich Weiß hat mit seinen so gründlichen Archiv-Recherchen dieses interessante Kapitel der preußischen Geschichte jener Zeit weiter aufgehellt.

Die weiteren Lebensbilder sind Paul Krenzlin (1868 – 1963), Präsident des Oberlandeskulturamtes im Freistaat Preußen von 1920 bis 1933; Maximilian König (1885 – 1957) in der Landeskulturverwaltung Westfalens sowie Konrad Volland (1871 – 1934) mit der Entwicklung der Unternehmensflurbereinigung in Deutschland, einer biographischen Miniatur aus der preußischen Landeskulturverwaltung gewidmet. Wir werden in den kommenden Monaten auch darüber berichten. –

Einleitend zu diesen insgesamt sieben hochinteressanten historischen Lebensbildern würdigt Professor Dr.-Ing. Theo Kötter den Jubilar Erich Weiß in einer ausführlichen Laudatio zu dessen 75. Geburtstag, dessen tabellarischen Lebenslauf im Anhang der Veröffentlichung nachzulesen ist.

Wir dürfen hier gerade auch aus vermessungsgeschichtlicher Sicht Erich Weiß ganz besonders danken für die unermüdlichen Nachforschungen und Veröffentlichungen, mit denen unserer langjähriger Mitvorsitzender im Förderkreis Vermessungstechnisches Museum e.V. in Dortmund die Hintergründe der Entwicklungen im Bodeneigentumsrecht, in der Bodenordnung, im Flurbereinigungswesen der Vergangenheit immer erneut aufhellt – und uns deutlich werden lässt, daß und wie Persönlichkeiten segensreich gewirkt haben.