Erinnerungen an Botho Wendt in der AdV

Viele ältere Kollegen trauern um Dr.-Ing. Botho Wendt aus Hannover (20.9.1920 – 20.5.2015), der im Mai im 95. Lebensjahr verstorben ist.

Er war Leiter der Landesvermessung in Niedersachsen  von 1969 bis 1985. – Wir wollen hier nicht auf seine große fachliche Bedeutung eingehen, etwa auf seine Leistungen in Niedersachsen, für den DVW, im Oberprüfungsamt für die höheren Technischen Verwaltungsbeamten u.v.a.m.. –  Für eine umfassende fachliche  Würdigung ist hier nicht der richtige Ort. Es sei verwiesen auf die Laudatio von Dr. Hans Bauer, seinem Nachfolger, in zfv 1990, S. 492. –

Doch Ihr Redakteur hatte das große Glück, Botho Wendt von 1973 bis zu dessen Pensionierung 1985 in der Länderarbeitsgemeinschaft AdV in freundschaftlicher Kollegialität und Persönlichkeit hautnah zu erleben. Daher sei es gestattet, dankbar an den Verstorbenen aus persönlicher Verbundenheit zu erinnern, in seinem Wirken, in seiner Ausstrahlung, seinem großartigen fachlichen Durchblick, seiner unnachahmliche Art aus hochgebildeter Lebensklugheit dem Anliegen der AdV in den oft mühsamen Diskussionen Richtung zu geben. Darüber hinaus ist aber besonders sein Wirken als „über den Dingen“ stehender Geodät und als humorvoller und launiger Kollege jedenfalls andeutend zu schildern – insbesondere, wie er es meisterhaft verstand, fachliche wie zwischenmenschliche und situationstypische Erlebnisse und Beobachtungen in herrliche Verse zu verpacken – spontan, momentan und edelgewortet!

Ein Beispiel von vielen, 67. AdV-Tagung: Frei dem bekannten Couplet von Otto Reutter, dem großen Kabarettisten im Berliner Varieté-Theater, erfreute er uns schon abends: „Denk stets, wenn etwas Dir gut gefällt,/ Das meiste Gute kost‘ leider Geld,/ Der kleinste Ärger, die größte Qual,/ Und selbst eine Tagung, die endet mal./ Sogar das Kataster geht einmal entzwei,/ und in 50 Jahren ist alles vorbei.“ Seine 11 Sechszeiler endeten: „Drum tagt fröhlich weiter, laßt mich (dichten) dabei;/ Denn in 50 Jahren ist alles vorbei. / Du Rindvieh, dann ist es vorbei!“ … Es war die Herbst –Tagung 1980 in Berlin und  Botho Wendt sandte mir auf meine Bitte eine Abschrift, dazu dann mein Kommentar „…/Ich dacht mir, wie wär es immer doch schön,/ Jeden Jahresbericht so wiederzusehn./ dann wär‘ jede Korrektur einerlei - / Und in 50 Jahren …“

Doch auch manche Randbedingungen luden Botho Wendt zum Knitteln ein, so nach dem Erlebnis einer recht miserablen Bewirtung in einer späteren Tagung unter meinem Vorsitz: „…Das liebe Freunde, liebe Schwestern,/ war allerdings der Stand von gestern./ In Küche, Restaurant und Keller,/ ist heute man bedeutend schneller./ Die Stimmung hebt sich, welch ein Trost./ Erleichtert sagt der Dichter: Prost!/ …“ –

Die niedersächsische Kollegenschaft wußte, wie sie ihrem langjährigen Chef adäquat danken wollte – eine „Wendtsche Abschieds Zeitung  (WAZ) als Hannoverscher Unzeiger erschien zu seiner Verabschiedung – große Zeitungsseiten mit herrlich-heiteren Gedichten, Texten, Bildern, Karikaturen – geradezu eine Liebeserklärung an den von Bord gehenden, sturmerprobten Kommodore. Botho Wendt schloss darauf eingehend in seinem Dankschreiben mit einem „kleinen Gedicht“: „Ein Mensch geht in den Ruhestand,/ Hat schon die Klinke in der Hand, / da fällt den andern plötzlich ein,/ Der geht ja, wir gedenken sein!/ … Auch eine Zeitung von 8 Seiten / wird künftig unsern Mensch begleiten./ Da steht er nun der arme Wicht,/ Möchte jedem danken, schafft das nicht./ …Ein Gruß an jeden, der mich kennt./ Von Herzen dankt Euch Botho Wendt.“

Wohl überflüssig zu sagen, daß wie die Jahre in der AdV auch die weiteren runden und halbrunden Geburtstage dichtend begleitet wurden, als Glückwunsch- wie als Dankgedichte.

Und die eigene besondere Verbundenheit zu Botho Wendt und auch zur  AdV begründete sich bereits um das Jahr 1971, als Ihr Redakteur nach Referendarzeit und Promotion noch in niedersächsischen Diensten „einbestellt“ wurde zum Abteilungsdirektor Dr. Wendt. Er legte mir nahe, die Geschäftsführung der AdV zu übernehmen – außerordentlich ehrenvoll! – Doch dieses Angebot entsprach so garnicht meinen eigenen Vorstellungen, ich versuchte diplomatisch-höflich-gewunden „nein“ zu sagen, wollte ich doch „in die Praxis“, insbesondere auch in die der Grundstückswertermittlung. – 1973 kam ich dann doch als Vertreter des Landes Bremen in die AdV und traf dort wieder Botho Wendt – dankbare Erinnerungen…