Zentralpunkt im Oldenburger Schlosspark

Mitten im Weg ein Polygonstein – der Markstein mit dem Loch im Zentrum. Am Wegesrand eine Tafel, die aufklärt.

„Der Markstein im Fußweg gibt den Zentralpunkt der oldbg. Landesvermessung von 1781 an./ Bei dieser wurden durch den Norweger Caspar Wessels (1745 – 1818) erstmalig auf den Meridian bezogene rechtwinklige Koordinaten berechnet und wurden genaue Karten des Herzogtums und der Mündungen von Jade, Weser und Elbe erstellt./ Auf dem Zentralpunkt stand ein astronomisches Observatorium. / Damit man die Uhren stellen konnte, wurde 1785 auf dem Zentralpunkt eine Sonnenuhr errichtet.“/  Unterzeichnet „Oldbg. Landschaft“ und „Dt. Verein für Vermessungswesen“. – Die Oldenburgische Landschaft ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts ein moderner Landschaftsverband, der in seinem Wirkungsgebiet Kultur und Wissenschaft initiiert und fördert und für Naturschutz eintritt. – 

In Oldenburg war 1781 auf Anordnung des Herzogs Friedrich August eine triangulationsgestützte Landesvermessung begonnen worden. Mit der Leitung wurde der Landvogt Georg Christian von Oeder (1728 – 1791) betraut. Und für die astronomischen und geodätischen Arbeiten wird der dänisch-norwegische Mathematiker und Geodät Caspar Wessels eingestellt.  Auf der Grundlage dieser Landvermessung entstanden die sog. Vogteikarten: 1791 wurde der Kammerrat Christian Römer Nachfolger des verstorbenen von Oeder. Er koordinierte die Detail-Vermessungen, die 1799 abgeschlossen wurden. Die kartographischen Arbeiten an den 47 mehrfarbigen Kartenblättern im Maßstab 1: 20 000 zogen sich noch bis 1810 hin.

Auf den Blättern der Oldenburgischen Vogteikarte sind Gebäudebestand, Verkehrswege und Gewässer detailliert dargestellt. Vegetation und zur Versorgung genutzte Flächen, wie z. B. Gärten, Wiesen, Weiden, Ackerland, Wälder und Torfabbaugebiete sind mit Signaturen ausgewiesen. Eine Faksimile-Ausgabe der Oldenburgischen Vogteikarte wurde von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen herausgegeben. –

Die Geschichte jener ersten Landesvermessung hat Dr. Otto Harms detailliert erforscht, Leitender Vermessungsdirektor in Oldenburg bis 1973. 1908 in Rüstringen-Wilhelmshaven geboren ist er 1993 in Oldenburg gestorben. – Initiator zur Errichtung des o.a. Marksteins war der im geodätischen Fach wie im Namen „eng benachbarte“ Dezernent in der Fachverwaltung des Regierungsbezirks Oldenburg, Otto Herms, der ebenfalls intensiv die Genauigkeit der o.a. Triangulationsarbeiten erforschte. Er leitete das Katasteramt Oldenburg von 1976 bis 1979 und wirkte dann lange als Dezernent. –

Nachtrag: Wie uns der Kollege und langjähriges Mitglied Dr.-Ing. Ralf Brückner, Leiter der Katasterbehörde im niedersächsischen Cloppenburg von 1996 bis 2008 mitteilt, wurden Markstein und Tafel am 11. Januar 1983 eingeweiht. Er fand diese Nachricht mit weiteren Erläuterungen zur Bedeutung der damaligen ersten triangulationsgestützen Oldenburger Landesvermessung im Mitteilungsblatt der Oldenburgischen Landschaft  Nr. 38 vom März 1983, S. 16. Wir danken für diese wertvolle Ergänzung.

Literatur: Harms, Otto: Aufgaben und Organisation des Vermessungswesens in Oldenburg, in Oldenburger Landesvermessung 200 Jahre (1981) S. 35-81; Mengers, Hans-Rudolf: Vogteikarten als Ergebnis der ersten Landesvermessung, Heimatkundliche Texte des Rüstringer Heimatbundes e.V., www.ruestringer-heimatbund.de ; Torge, Wolfgang: Geschichte der Geodäsie in Deutschland, de Gruyter, 2. Auflage, 2009 und LGN Niedersachsen-Internetportal.