Erinnerungen an Heinrich Ochsenhirt

Studierende des Vermessungswesens in Essen erinnern sich mit Hochachtung an ihren Dozenten und akademischen Lehrer Heinrich Ochsenhirt, der weit über Essen hinaus einen nahezu legendären Ruf als der Fachmann für Präzisionsvermessung besaß und viele neue Prüfverfahren für geodätische Instrumente entwickelte und darüber veröffentlichte.

Kurt Kröger schrieb zum 70. Geburtstag von Heinrich Ochsenhirt: „Eine ganze Generation von Studenten der … Staatsbauschule, Staatliche Ingenieurschule für Bauwesen, Fachhochschule und zuletzt der Uni Gesamthochschule Essen hat er geprägt.“ 

Heinrich Ochsenhirt wurde am 10. Februar 1910  in Alsfeld in Hessen geboren, kam nach dem Ersten Weltkrieg nach Essen, Abitur 1929. Referendarzeit beim Preußischen Innenminister, 1936 2. Staatsexamen. Nach kurzer Zeit in der Landeskulturverwaltung ging er 1939 zur Staatsbauschule nach Essen mit dem Ziel, dort in Lehre und Forschung tätig zu werden. 7 Jahre Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft unterbrachen  sehr bald diese persönliche Lebensplanung – er hatte das schwere Schicksal vieler Altersgenossen zu teilen.

Mit großem persönlichem Einsatz baute er in den Nachkriegsjahren ein beispielhaftes geodätisches Meß- und Prüflabor einschließlich einer feinmechanischen Werkstatt auf. Vermessungsdienststellen und -Büros weit über das Ruhrgebiet hinaus nutzten seine Dienste. Besonders auch in der Bau- und Maschinenindustrie des Reviers war sein Rat gefragt. Und für Heinrich Ochsenhirt wurden geodätische Meß- und Instrumententechnik Schwerpunkt seiner Lehrtätigkeit an der Staatlichen Ingenieurschule in Essen. H. Ochsenhirt darf in gewissem Sinne auch zur Hannoverschen Schule gerechnet werden. Auch dort stellte er seine Erfahrungen bei der Neueinrichtung des instrumentenkundlichen Labors zur Verfügung. Im bereits fortgeschrittenem Alter wurde er im Jahre 1961 an der TH in Hannover mit einer Arbeit über Prüfen und Justieren geodätischer Instrumente und Geräte mit Hilfe von Kollimatoren in Laboratorien bei Prof. Großmann promoviert. Zu seinen zahlreichen Studenten in Essen gehörte u. a. auch der spätere Direktor des Geodätischen Instituts in Hannover, Prof. Dr.-Ing. Hans Pelzer (1936 – 2006).

Ab 1970 leitete H. Ochsenhirt als Baudirektor der Ingenieurschule für Bauwesen in Essen die Vermessungsabteilung, die damals eine Ausbildungskapazität von 400 Studenten zu bewältigen hatte. Über die Fachhochschule Essen wurden 1973 die Studiengänge auch für Vermessungswesen in die neugegründete Uni Gesamthochschule Essen übergeleitet - Heinrich Ochsenhirt wurde zum Professor ernannt, wirkte als Dekan - und hatte andererseits die Geburtswehen dieser Umgründungen zu durchstehen.

Sein Kollege Prof. Dr.-Ing. Erwin Jacobs würdigte Heinrich Ochsenhirt als erfolgreichen, nicht immer leichten Lehrer, der größten Wert auf Disziplin und Akkuratesse legte: „Einer ganzen Generation junger Vermessungsingenieure hat er das notwendige Rüstzeug eines der Wahrheit und Genauigkeit verpflichteten Berufsstandes vermittelt.“ Und Dr. Kurt Kröger lobte, „es gab kein geodätisches  Instrument, das wir später nicht sicher bedienen konnten.“ Und er schrieb zu dessen 70. Geburtstag: „Gefürchtet waren seine oft bissigen Randbemerkungen (in roter Tinte, versteht sich) in den Klausurarbeiten….. Sein Ruf als Fachmann jedoch war unbestritten.“ Heinrich Ochsenhirt starb am 15. Mai 1995 in Langenberg/Rheinland. - Wir erinnern mit Ehrfurcht an Professor Dr.-Ing. Heinrich Ochsenhirt, geboren vor 100 Jahren.

            

Quellen: Ochsenhirt, H.: 50 Jahre Staatliche Ingenieurschule für Bauwesen in Essen, ZfV 1958 S. 108; Kröger, K.: Wir nannten ihn O-t, Reminiszenzen an Heinrich Ochsenhirt, Der Vermessungsingenieur 1980, S. 42; Jacobs, E.: Professor Dr.-Ing. Heinrich Ochsenhirt †, ZfV 1995 S. 424 – 425; Jacobs, E.: Professor Dr.-Ing. Heinrich Ochsenhirt 80 Jahre, Der Vermessungsingenieur 1990, S. 66;  Seeber, G.: Laudatio für Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil Dr. h.c. mult. Hans Pelzer zur Emeritierung anlässlich der Vollendung seines 68. Lebensjahres in www.foerder-geodaesie.uni-hannover.de  unter Bericht 2004.