Erinnerungen an Hubertus Hildebrandt – ein Geodät von universalem Geist
Wir durften ihm hier vor 3 Jahren gratulieren, als er vom bayerischen Staatsminister für Finanzen mit der Soldnermedaille für besondere Verdienste um das Vermessungswesen in Bayern ausgezeichnet worden war. Damit wurde u. a. sein besonderes Engagement bei der Durchführung von Baulandumlegungen und städtebaulichen Sanierungsmaßnahmen geehrt, sein langjähriger Vorsitz im Gutachterausschuß für Grundstückswertermittlung der Stadt Nürnberg und sein Engagement bei der universitären Aus- und Fortbildung des Berufsnachwuchses gewürdigt. Mit Hubertus Hildebrandt wurde erstmals ein Fachkollege aus dem Kommunalen Vermessungs- und Liegenschaftswesen in Bayern ausgezeichnet.
Sein persönlicher Lebensweg und sein berufliches Wirken umfassen regional wie fachlich ein ungemein breites Spektrum. Geboren am 30. März 1927 in Stettin in Pommern, verschlugen ihn die Kriegswirren nach Iserlohn, dort legte er sein Abitur ab. Nach dem Studium an der TH Hannover und dem Referendariat in Niedersachsen war er dort zunächst in der Landeskulturverwaltung tätig. Im staatlichen Kulturamt Verden schloß er u. a. das Flurbereinigungsverfahren für das Autobahnkreuz Bremen erfolgreich ab („ohne ein Rechtsmittelverfahren“, wie er gerne erzählte). 1969 wechselte er von der Landesverwaltung in Niedersachsen in den Kommunaldienst nach Bayern. Dort leitete er das Stadtvermessungsamt Nürnberg bis 1990, wurde damals Nachfolger von Dr.-Ing. Walter Seele. Hubertus Hildebrandt war seitdem engagiertes Mitglied in der Fachkommission Kommunales Vermessungs- und Liegenschaftswesen des Deutschen Städtetages bis 1990 und befruchtete die Arbeit insbesondere im breiten Feld des Liegenschaftswesens. Von 1977 bis 1984 hatte er zusätzlich die Schriftleitung der zfv. 1988 erhielt er die Ehrenpromotion der Universität Bonn und 1989 die Honorarprofessur der Universität in München.
Mehr als 80 fachwissenschaftliche Aufsätze und Buchveröffentlichungen stammen aus seiner Feder. Sein Werk „Grundstückswertermittlung – aus der Praxis für die Praxis“ wurde Grundlage für seine Gastvorlesungen 1994 an der Universität in Peking, das Werk wurde ins Chinesische übersetzt.
Auch nach seiner Pensionierung blieb Hubertus Hildebrandt unermüdlich tätig, gutachterlich, ausbildend und wissenschaftlich ratgebend in schwierigen Liegenschafts- und Bewertungsfragen. Er war (bereits seit 1979) noch bis 2007 aktives Mitglied im Arbeitskreis Bodenordnung und Bodenwirtschaft der Deutschen Geodätischen Kommission DGK. Und gerne übernahm er noch 2010 die Aufgabe, das neue Grundwerk von Kummer/Frankenberger „Das Deutsche Vermessungs- und geoinformationswesen“ zu besprechen (zfv 2011 S.197-198) – aus seiner tiefen Verwurzelung im Fach wie dessen Entwicklungsgeschichte. Sein breitgefächertes Interesse reichte weit in die allgemeine Geschichte wie ebenso in die Vermessunggeschichte. Das Werk von Torge „Geschichte der Geodäsie in Deutschland“ hat er mit großem Interesse intensiv studiert. Wann immer man mit ihm telefonierte oder mit ihm zusammentraf – mit dem Autor dieser Zeilen noch am Rande der INTERGEO 2011 in Nürnberg – ihn bewegten historische, aktuelle wie Zukunftsthemen gleichermaßen. –
Eine kenntnisreiche und bewegende Laudatio über das ungemein breite Wirken von Hubertus Hildebrandt für die Geodäsie und weit darüber hinaus hat Professor Dr. Walter Seele zu dessen Vollendung des 80. Lebensjahres gewidmet (zfv 2007 S. 189-190).
Nach erstem Begegnungen schon in den 50-iger Jahren mit dem damaligen Referendar Hubertus Hildebrandt in Burgdorf bei Hannover und später in den sich verstärkenden fachlichen Kontakten in den 70-iger Jahren im Deutschen Städtetag erwuchs neben dem fachlichen eine ganz besondere persönliche Wertschätzung. Im persönlichen Gespräch berichtete Hubertus Hildebrandt gerne über sein Elternhaus, die Revierförsterei seines Vaters in Hinterpommern nahe Stolp. Historische Karten von Pommern waren ihm ein besonderer Schatz. Und ihn bekümmerte zutiefst das geringe Interesse und Wissen der jüngeren Generation an der Geschichte seiner alten Heimat. Er sucht dem entgegenzusteuern, wo immer sich ihm Gelegenheit bot. Und er erlebte alle seine Aktivitäten stets eingebettet in sein harmonisches Familienleben zusammen mit seiner Frau und der Familie seines Sohnes in seiner langjährigen neuen Heimat in Nürnberg. –
Das Wirken von Prof. Dr. Hubertus Hildebrandt ist in den Fachzeitschriften mehrfach gewürdigt worden, so u. a. 1997 in zfv S. 146/147, 2002 in FuB S. 152, 2007 in zfv S. 189-190, 2012 zfv S.131 – Hubertus Hildebrandt wird allen, die ihn kannten, als Geodät von universalem Geist in bester lebhafter Erinnerung bleiben.
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