Gauß zu Gast im Künstlerdorf Fischerhude bei Bremen

Im Rahmen der Festwoche zur 50-Jahrfeier der Gründung der Mittelpunktschule Fischerhude-Quelkhorn hält Professor Klaus Kertscher, Mitglied des Kuratoriums unseres Förderkreises und Gaußexperte aus Oldenburg, am Mittwoch, den 14.06.2017 um 20 Uhr in Buthmanns Hof in Fischerhude einen Vortrag.

„C.F.Gauß: aus einfachen Verhältnissen zum Wissenschaftsgenie“.

Klaus Kertscher wird Gauß´ Leistungen allgemein-verständlich erklären und ihn gleichzeitig als Mensch und Familienvater vorstellen, wobei Gauß das Glück vielfach nicht treu war …..

Wir haben hier mehrfach das Wirken von Carl Friederich Gauß gewürdigt  –  und erst kürzlich auch wieder im norddeutschen Raum bei Langwarden. Gauß hat auch in der Region Fischerhude Spuren hinterlassen. Vor gut 200 Jahren in Braunschweig aufgewachsen, beeindruckte er bereits in ganz jungen Jahren seinen Lehrer, seinen Herzog und die gesamte Wissenschaftswelt mit seiner vielseitigen Begabung: C. F. Gauß, ein Multigenie auf den Gebieten Mathematik, Astronomie, Physik und Geodäsie, „Vermessung der Erde im Großen und Kleinen“. – Er addierte schon als Neunjähriger die Zahlen 1 bis 100 trickreich und damit sensationell schnell, er konstruierte als 19-Jähriger das „17-Eck“, er berechnete als 24-Jähriger Planetenbahnen, er erfand mit seinem Freund Wilhelm E. Weber die „Elektrische Telegraphie“. Unvergessen der 10-DM-Schein, gültig 1992 bis 2002, auf dem die „Gauß‘sche Normalverteilung“ ebenso abgebildet war, wie Teile des Hannoverschen Dreiecksnetzes zwischen Wangeroog über Bremen bis nach Hamburg und Wilsede. Auch der Trigonometrische Punkt auf dem Steinberg im Raum Fischerhude war dort verzeichnet, er ist noch heute ein beredter Zeuge vor Ort.

Die Veranstalter von der Grundschule Fischerhude, Gerd Böger und Wilfried Mittendorf, schreiben in ihrer Einladung: „Das diesjährige Schuljubiläum ist ein ganz besonderes Datum! Ihr Viertklässler, die ihr nach den Sommerferien auf die weiterführenden Schulen in Ottersberg oder die IGS in Oyten wechseln werdet, lernt dort auch, was der (damals auch) elfjährige Joseph Gauß vor 200 Jahren bei seinem Vater im Landvermessen anfing, sodass er mit schon 15 Jahren dessen verantwortlicher Mitarbeiter wurde...Josephs Vater Carl Friedrich Gauß war euren Eltern „bekannt“, weil sein Foto für jeden zu sehen war auf der Vorderseite des 10 DM-Geldscheins; und auf der Rückseite war mit Lupe eine Landkarte unserer Wümme-Region zu erkennen…. Bringt bitte auch Opa und Oma mit. Eure ganze Familie kann erfahren, wo in Fischerhude noch ein alter Vermessungsstein steht; in Quelkhorn sogar zwei! Von us Voröllern sünd diese Granitpieler generationenlang schützt worrn. Deren Ehrforcht schall wietergahn“. 

Klaus Kertscher wird in Fischerhude einmal mehr in seiner sympathisch-kompetenten Art – so wie wir ihn kennen – Jung und Alt begeistern, mit seinem besondere Dienst für die Jugend, die Werbung auch für die Landvermessung, die Geodäsie, die Wissenschaft ganz allgemein.

Ergänzend eine Anmerkung zum Künstlerdorf Fischerhude – es hat neben Worpswede bei Bremen eine besondere Vergangenheit als Künstlerkolonie während der Zeit der expressionistischen Malerei vor und um 1900. Otto Modersohn (1665 – 1943) war nach dem frühen Tod seiner Frau, der Malerin Paula Modersohn-Becker (1876 – 1907) von Worpswede nach Fischerhude gezogen, hat hier bis zu seinem Tod eine weitere reiche Schaffenszeit auch als Landschaftsmaler erlebt und heiratete dort  in die Künstlerfamilie Breling. – Und zeitgeschichtlich interessant ist, Altkanzler Helmut Schmidt (1918 – 2015) verbrachte um 1937 seine freien Wochenenden bei einem in Fischerhude lebenden Onkel, lernte dort Otto Modersohn, dessen Familie, die Breling-Töchter, Olga, Mietje und Cato Bontjes van Beek kennen, die sich im Widerstand gegen Hitler engagierten (Cato wurde von den Nazis 1943 verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet). –  „Fischerhude, das war für Helmut Schmidt eine geistige Oase in der Nazi-Zeit. Hier wuchs auch sein Verständnis für die Worpsweder Kunst, die ihn wie auch die Fischerhuder Freundschaften insbesondere zu Olga Bontjes van Beek (1896 – 1995) und zu Christian Modersohn (1916 – 2009) ein Leben lang begleitete. Ein halbes Jahr vor seinem Tod, um Ostern 2015, hat Helmut Schmidt Fischerhude und die Familie Modersohn zuletzt besucht“, schrieb die Worpsweder Internet-Zeitung.

Nachtrag: Der Vortragssaal im Buthmanns Hof in Fischerhude war mit über 80 Personen fast voll besetzt, als Klaus Kertscher nach einer Begrüßung durch den Bürgermeister umfassend und routiniert über Gauß als Forscher und Universalgenie vortrug, dabei insbesondere auch dessen praktische und theoretische Leistungen in der Geodäsie würdigte und abschließend auch über dessen insbesondere in die USA ausgewanderten Nachkommen berichtete.  Das  große Interesse für Gauß zeigte sich auch in der anschließenden ausführlichen Diskussion. –  Eine besondere  Ehrung erfuhr Gerd Böger (82), unverändert engagierter ehemaliger Lehrer in Fischerhude, auf dessen Initiative ein 7m x 2m großes Relief „Unsere kleine Wümmelandschaft als Teil der großen Vermessungsgeschichte“ angefertigt worden war. Ein Relief im Maßstab 1:25.000 mit 20-fach überhöhten Höhen. Die Dreieckspunkte von Wangeroog bis zum Wilseder Berg der Gauß’schen Hannoverschen Landesvermessung waren durch rote Fäden verbunden – und zeigten jenes Dreiecksnetz, das auch auf dem ehemaligen 10 DM-Schein abgebildet waren.  Daneben sind im Relief 334 TP’s und 42 Kirchturms-TP’s mit ihren Nummern verzeichnet – eine faszinierend umgesetzte Idee des Mit-Initiators Gerd Böger dieses besonderen Vortragsabends in Fischerhude.