Geschichte der Geodäsie in Deutschland

Professor Dr.-Ing. Wolfgang Torge, Professor für Mathematische uns Physikalische Geodäsie der Universität Hannover, Vorsitzender unseres Kuratoriums, hat ein neues Standardwerk vorgelegt. Die Geschichte der Geodäsie wird vom Altertum über das Mittelalter und die frühe Neuzeit geschildert und schließlich auf Deutschland fokussiert.

Erste Grundlagen für eine moderne Geodäsie sind mit den Namen Copernicus, Kepler und Galilei verknüpft, mit dem Übergang vom geozentrischen ptolemäischen auf das heliozentrische Weltbild. Wolfgang Torge ordnet auch diese Entwicklung ein in die jeweiligen Zeitströmungen. Er beschreibt daran anknüpfend die Auswirkungen der neuen Techniken der Triangulation und der Messtischverfahren für die Erd- und Landesvermessung.

Arbeiten und Wirken von u. a. Vater Samuel Graf von Schmettau und Sohn Friedrich Wilhelm Karl (letzterer erarbeitete 1763 bis 1787 die „Schmettausche Kabinettskarte des Preußischen Staates östlich der Weser“), von Bohnenberger, F. Chr. Müller mit seinen trigonometrischen und kartographischen Arbeiten für die Grafschaft Mark 1775 bis 1791 werden ebenso beleuchtet, wie die Triangulation von Lecoq 1796 bis 1805, die Aufnahme der Rheinlande durch Tranchot 1801 bis 1814 und dessen Karten, ebenso das Wirken von Soldner, Benzenberg, Gauß, von Müffling, Bessel, von Zach und vielen anderen.

Der Schwerpunkt dieses Buches liegt in der Darstellung der Entwicklung der „höheren“ Geodäsie, wie sie seit Anfang des 19. Jahrhunderts gegenüber der „niederen“ Geodäsie unterschieden wird. Unter  „Katastereinrichtung“ finden wir zahlreich und gründlich recherchierte Entwicklungen in Baden, Bayern, Braunschweig, Bremen, Frankfurt a. M., Frankreich, Hamburg, Hannover, Hessen-Darmstadt, Kurhessen, Mecklenburg, Nassau, Oldenburg, Preußen, Sachsen, Thüringen, Württemberg. Andererseits konnten angesichts jenes generellen Schwerpunkts erweiterte geodätische Fachgebiete wie z.B. das vielgestaltige kommunale Vermessungswesen oder die Entwicklungen in der Bodenordnung nicht Inhalt dieses Buches werden. Ausführlich einbezogen werden jedoch z. B. Ausbildungsfragen, die Entwicklungen zum Vermessungsingenieur.

Die breite Darstellung endet mit dem Jahr 1945. In einem kurzen abschließenden Kapitel gibt der Autor einen kursorischen Überblick zu den radikalen Veränderungen des Vermessungswesens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Elektronik und künstliche Erdsatelliten stehen für neue Techniken. Die unterschiedlichen Entwicklungen in der früheren DDR und in der früheren Bundesrepublik bedeuteten unterschiedliche Wege.  ETRRS 89, DHHN92, GPS und SAPOS, moderne Großverfahren zur Digitalisierung, ALKIS für ein (wieder) einheitliches Liegenschaftskataster: die technologische Entwicklung hat in den vergangenen 50 Jahren „einen radikalen Umbruch in den klassischen Ansätzen der Geodäsie und des Vermessungswesens bewirkt“.

Das Buch hat ein sorgsam gegliedertes und umfassendes Namen- und Sachverzeichnis, darin sind besonders auch die Hinweise auf die landesspezifischen Entwicklungen zu finden, z.B. für die Katastereinrichtung, die Landesvermessung, das Nivellement, die Triangulation und Topographische Karten. Das Literaturverzeichnis umfaßt rd. 600 Titel. 296 im Text eingefügte Abbildungen, vielfach in Farbe, sind jeweils in das Textbild integriert. Besonders hervorzuheben ist, wie es Wolfgang Torge gelungen ist, eine große Zahl historischer Persönlichkeiten nicht nur mit ihren wichtigsten Lebensdaten und ihrem Wirken zu schildern sondern eine ganze Reihe (über 75) auch im Bild-Porträt zu zeigen, nicht wenige davon nach Gemälden in Farbe reproduziert. Vergl. auch unsere Mitt. Nr. 210.

Eine ausführliche Besprechung siehe in ZfV 6/2007 S. 405 - 406.

Wolfgang Torge: Geschichte der Geodäsie in Deutschland, 379 Seiten, 296 Abbildungen, gebunden, Walter de Gruyter, Berlin, New York, 2007, 118,00 € - ISBN 978-3-11-019056-4.