Wir erinnern an den vor 70 Jahren verstorbenen Friedrich Suckow

In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war vieles Mangelware, so auch Fachliteratur. Ein Werk von Suckow/Ellerhorst noch aus dem Jahr 1932 diente vielfach als Grundlage bei der Ausbildung in den Katasterverwaltungen, war es doch eine letzte umfassende Organisations-Zusammenstellung. Wer waren die Autoren, wie kam es zu diesem Werk?

Friedrich Suckow (geb. am 10.8.1870 in Breslau, gestorben am 8.12.1937) studierte an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin, Landmesserexamen 1891 und trat ein in den preußischen Katasterdienst in Potsdam. Es folgte für 10 Jahre die Leitung des Katasteramts in Husum ab 1895. Weitere  Stationen waren die Neumessungsabteilung in Minden, Dezernent in den Regierungspräsidien in Koblenz 1911-1913 und Frankfurt a. O. 1913-1917  –  er erwarb so einen reichen Erfahrungsschatz in allen Katasterfragen, verbunden mit großen persönlichen Ortsveränderungen in dieser auch an fachlichen Veränderungen reichen Zeit - man denke u. a. an die Wirkungen des weittragenden Reichsgerichtsurteils von 1910 zur Teilnahme des Katasters am öffentlichen Glauben des Grundbuchs und zur Grenzanerkennung. Suckow war und blieb stets ein Verfechter der darauf aufbauenden klassischen preußischen Katasterverwaltung. Ab 1918 als Geheimer Finanzrat hat Suckow im Preußischen Finanzministerium über 15 Jahre „seine ganze Kraft für die Förderung der preußischen Katasterverwaltung und zugleich auch aller Zweige des Vermessungswesens erfolgreich eingesetzt“ schreibt Eggert in seinem Nachruf.  1933 tritt er von seinem Amt im Finanzministerium zurück, offiziell wegen seines Hörleidens. Tatsächlich mochte er offenbar auch nicht mit den neuen Machthabern  zusammenarbeiten. -

Seit 1923 hielt Friedrich Suckow Vorlesungen u. a. über die Geschichte des Vermessungswesens an der Landwirtschaftlichen und ab 1927 Technischen Hochschule Berlin. An der Verlegung des Geodäsie-Studiums von der Landwirtschaftlichen an die Technische Hochschule war er maßgeblich beteiligt und schuf damit wesentliche Grundlagen für die erweiterte akademische Ausbildung. Für seine Verdienste erhielt er 1927 die Würde eines Dr.-Ing. E. h. der TH Hannover. In Berlin wurde er 1932 zum Honorarprofessor ernannt. Suckow wirkte im Beirat für das Vermessungswesen seit dessen Gründung 1922 und auch noch bis zur Auflösung 1935, vor allem als Obmann im Ausschuss V für Organisations- und Ausbildungsfragen. Aus dieser Arbeit entstand dann auch das eingangs genannte Werk, erarbeitet mit Unterstützung des Hilfsreferenten Johannes Ellerhorst.

Diese Schrift „Überblick über das deutsche Vermessungswesen“ aus dem Jahre 1932 gliedert sich in die beiden Hauptabschnitte I. Organisation und Arbeitskreis und II. Kartenwesen. Sie enthält reichhaltige Angaben zum Vermessungswesen Ende der 20-iger Jahre in Deutschland. Hintergrund war der „wiederholt geäußerte Wunsch des Reichssparkommissars“ und dessen Auftrag von 1928 an den Beirat, ihm einen Überblick über das deutsche Vermessungswesen zu verschaffen. Daran haben Reichs-, Länder- und Kommunalvertreter im Beirat mitgewirkt – im Ergebnis „Quelle der Belehrung und Anregung“ bei allen „Fragen über Reformen in der Organisation des Vermessungswesens zu beschäftigen hat“, schrieb der Rezensent 1933 (wohl durchaus ironisch). – Über die Folgen und insbesondere die resultierenden Vorschläge des Reichssparkommissars hat Prof. Dr.-Ing. Fritz Hunger zusammenfassend in seiner Geschichte des DVW referiert (dort S. 110ff).  

Alles das liegt zwar weit über 70 Jahre zurück und atmet dennoch eine seltsame Aktualität. Unsere Fachrichtung hat für Außenstehende (und dazu gehört beständig auch „die Politik“) immer wieder den Anschein großer Einfachheit, die geradezu nach grundlegenden Reformen und Vereinfachungen zu rufen scheint. Ihre tatsächliche Wertigkeit und komplexe fachliche Verzahnung wird selten gesehen – und sie ist aus der Fachwelt schwerlich nach außen zu vermitteln. –

Prof. Dr.-Ing. E. h. Friedrich Suckow starb im Dezember 1937, vor 70 Jahren. Der Mitautor Johannes Ellerhorst war als Hilfsreferent u. a. 1931 bis 1938 Dezernent an den Regierungspräsidien Stettin und Osnabrück und später, nach dem Zweiten Weltkrieg,  in Lüneburg in der niedersächsischen Vermessungs- und Katasterverwaltung. Dort ist er 1956 im Alter von 69 Jahren verstorben. Der Autor dieser Zeilen hat ihn noch als verständnisvollen Prüfungsvorsitzenden erlebt. – 15. 12. 07

Quellen in Auswahl: Dr. Borgstätte: Bespr. zu Ueberblick über das deutsche Vermessungswesen, Verlag von Reiß GmbH Liebenwerda 1932; Eggert: Friedrich Suckow †, ZfV 1938 S. 98-100; Fritz Hunger: Geschichte des DVW, Sonderheft 1985 der ZfV, herausgegeben von Herbert H. Ahrens; Nause: Oberregierungs- und Vermessungsrat a. D. Ellerhorst †, ZfV 1956 S. 184.