Geschichte der Hamburger Triangulation

Ein neues Sonderheft aus der Feder der Hamburger Kollegen Gerd Hoffmann, Heinrich Meurers und Karl-Heinz Nerkamp – eine hochinteressant aufgearbeitete Zusammenstellung zur Hamburger Vermessungsgeschichte von um 1814 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts.

Beginnend mit einem besonders lesenswerten Rückblick auf u. a. Eratosthenes, Snellius als Zitat aus dem Göschen-Band „Geodäsie“ von Reinhertz 1899, über die Kapitel  „Längenmaß und Nullmeridian“ mit Hinweisen auf die französische Triangulation zur Bestimmung des Urmeters (1791 – 1799), zur Vorgeschichte des Nullmeridians von Ferro und Greenwich, führt die Einleitung über „Frühe Karten und Vermessungen“ zur ersten Triangulation von Hamburg 1814. Original-Zeichnungen der in der Franzosenzeit errichteten Brücke im Norden der Wilhelmsburger Elbinsel illustrieren die damalige Zeit, und: Wo ist innerhalb der noch engen Hamburger Stadtgrenzen Platz für eine Basismessung? „Das Kriegsunglück …bot eine vortreffliche Gelegenheit“ eine Standlinie von ca. 8000 Fuß zu erkunden, schildert der Grenz-Inspektor J. T. Reinke seine Nöte für sein in Privatinitiative begonnene erstes „Koordinatensystem Hamburg“ mit dem Nullpunkt Michaeliskirche. Reinkes erster trigonometrischer Vermessung kommt insoweit eine besondere historische Bedeutung zu, weil H. C. Schumacher aus dieser Wilhelmsburger Basis die erste Längenberechnung seiner Braaker Basis  ableitete. Heinrich Meurers konnte in einer aktuellen Auswertung jener historischen Vermessungen einen Punktlagefehler von nur 4 cm nachweisen. Auch die damals ermittelten Geographischen Koordinaten für den Michaelisturm waren bereits relativ genau. Dessen Vermessungs- wie ebenso Baugeschichte werden erörtert, einschließlich der beobachteten Wanderungen der Kirchturmspitze.

Ausführlich wird der Hamburger Obervermessungsrat Gurlitt zitiert, der in der zfv 1931 alle Aspekte der Entwicklung der Triangulationen in Hamburg zusammengefaßt hatte. Namen wie Obergeometer Heinrich Stück, Friedrich Hermann Reitz, Spankern aus Schleswig-Holstein, H. C. Schumacher und selbst Gauß finden mit ihrem Wirken besondere  Erwähnung.

Die unterschiedlichen Meßverfahren im 19. Jahrhundert und später vor und nach der Zäsur des Zweiten Weltkriegs werden deutlich, insbesondere erläutert mit oft farbigen Abbildungen einer Reihe von Originaldokumenten und von Netzskizzen. Das Preußische Netz und Triangulationen im Umland sind ebenso Thema, wie widersprüchliche Ergebnisse für die Bestimmung der Braaker Basis, die (auch mit ihren Auswirkungen in angrenzende Netze) mehrfach Gegenstand kritischer Untersuchungen waren.

Das Sonderheft umfaßt 36 Seiten im Format DIN A4 und wendet sich in erster Linie an den technischen Nachwuchs sowie an interessierte Kolleginnen und Kollegen. „Mit Einführung der Satellitengeodäsie SAPOS wird das alte, historisch gewachsene Triangulationsnetz nicht mehr benötigt“, postulieren die Autoren den Wandel in die neue Zeit. - Die Autoren Hoffmann, Meurers und Nerkamp präsentieren eine interessante Dokumentation eines wesentlichen Kapitels knapp 200-jähriger Hamburger Vermessungsgeschichte.

Quelle: Freie Hansestadt Hamburg – Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung – GV-Aktuell Sonderheft 2010.