Hamburger Kartographie und Reproduktionstechnik

Unter der bewährten Schriftleitung von Karl-Heinz Nerkamp ist jetzt das Sonderheft 2016 zur Geschichte der Kartographie und der Reproduktionstechnik in Hamburg erschienen, verfasst von Ernst Müller, dem leitenden Mitarbeiter der früheren, bundesweit führenden Reproduktionstechnik im Vermessungsamt der Baubehörde in Hamburg.

Mit seinem reichen Erfahrungsschatz beschreibt und illustriert er – beginnend mit den Anfängen der Kartographie in und um Hamburg und deren Dokumentation durch den Obergeometer Heinrich Stück – in diesem Sonderheft die Entwicklungsschritte von den ersten flächendeckenden Übersichtskarten und grundstücksscharfen Stadtkarten bis in die moderne Zeit. Dabei wird auch die Reproduktionstechnik vom Lithographie-Stein über die verschiedenen Drucktechniken bis hin zum Einsatz der Fotographie kenntnisreich dokumentiert. Weitere Kapitel sind der Entwicklung vom Meßtischblatt zur Deutschen Grundkarte 1:5000 und den Vorarbeiten der Preußischen Landesaufnahme gewidmet, ebenso den Arbeiten im Beirat für das Vermessungswesen und der Gauß-Krüger-Abbildung anstelle von sechs Soldner-Koordinatensystemen in und um Hamburg. 1929 erfolgte die Gründung des „Unterelbischen Vermessungswesens“ als Folge des strahlenförmigen  „Achsenfarn“ genannten Stadtplanungskonzeptes ins Umland, entwickelt vom großen Architekten und Stadtplaner Fritz Schumacher (1869-1947), Oberbaudirektor von Hamburg.

Ernst Müller berichtet weiter im aktuellen Sonderheft 2016 (im Umfang von 36 Seiten DIN A 4 zweispaltig) über die Hamburger Stadtkartenwerke nach dem Zweiten Weltkrieg und die damals eingesetzten Arbeitstechniken, die Thematische Kartografie bis hin zur Digitalen Stadtkarte und wirft abschließend einen Blick auf die Reproduktionsfotografie und die revolutionierenden Entwicklungen im Kartendruck um die Jahrtausendwende. Die modernen digitalen Techniken führten schließlich 2007 zur Schließung der Landkartendruckerei.

Zahlreiche Abbildungen von Kartenbeispielen laden dazu ein, alle jene Entwicklungen auch bildlich zu verfolgen – und damit zugleich auch die Hamburger Stadtgeschichte in ihrer Entwicklung seit dem großen Brand von 1842 nachzuerleben.

Das Sonderheft  2016 des Landesbetriebs Geoinformation und Vermessung vervollständigt die wertvolle Reihe der Veröffentlichungen der Freien und Hansestadt Hamburg zur Vermessungsgeschichte, begonnen mit dem Sonderheft  2009 zu Heinrich Christian Schumacher, Sonderheft 2010 zur Triangulation Sonderheft 2011 zum Nivellement, Sonderheft 2013 zur Photogrammetrie, Sonderheft 2014 zur Geschichte des Liegenschaftskatasters in Alt-Hamburg 1845 und Sonderheft 2015 zur Hamburger Vermessungsgeschichte im Liegenschaftskataster in den ehemals preußischen Stadtgebieten (Mitt. 549) – und alle 7 Sonderhefte sind sämtlich der unermüdlichen Initiative von Karl-Heinz Nerkamp zu verdanken, der bei der INTERGEO 2014 in Berlin über diese vermessungsgeschichtlichen Dokumentationen in Hamburg berichtet hatte.– Alle bisher erschienenen Sonderhefte sind einzusehen unter http://www.hamburg.de/bsw/hamburger-vermessungsgeschichte/ dort in der mittleren Spalte unten.