Professor Hans Fröhlich verstorben

Mit tiefer Trauer mussten wir erfahren, daß Professor Dr.-Ing. Hans Fröhlich am 17. Februar 2016 im 69. Lebensjahr verstorben ist.

Wir verlieren in ihm einen Kollegen, den es schon in seiner aktiven Zeit als „Trigonometer“ und Hochschullehrer besonders reizte, geschichtlichen Zusammenhängen in der Landesvermessung und weit darüber hinaus mit großem Forscherinteresse nachzugehen. Bereits 1987 hatte er für unseren Förderkreis die Veröffentlichung „Das Reisetagebuch des Hauptmann Bendemann“ in als Nr. 13 unserer Schriftenreihe herausgegeben.

Geboren am 25. 06.1947 in der Viertälerstadt Plettenberg im Sauerland wurde er nach Abitur und Studium der Geodäsie in Bonn Assistent am Institut für Theoretische Geodäsie und ist dort 1974 promoviert worden. Nach dem Assessor-Examen wurde er 1977 Dezernent für den trigonometrischen Außendienst beim Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen in Bonn-Bad Godesberg.

Hier erlebte und gestaltete er den großen Umbruch von der klassischen trigonometrischen Landesvermessung zu den Arbeiten mit stets moderner werdenden elektronischen Entfernungsmessern, zur rasant aufsteigenden Satellitenvermessungen (GPS), sowie zur wachsenden Bedeutung der Datenverarbeitung und der IT-Welt. Und sein stetes Forschungsinteresse, geweckt auch über das ihm „in die Hände gefallenen“ Reisetagebuch von Hans Bendemann (1852 – 1914), führte ihn auf die Spuren jener preußischen Trigonometer und deren großartigen Leistungen in der Triangulation des 19. Jahrhunderts.

Hier ist nicht der Ort, die Verdienste von Hans Fröhlich für die Landesvermessung Nordrhein-Westfalen näher zu umreißen. Sie wurden gerade in den vergangenen Jahrzehnten überstrahlt durch sein Wirken für den Nachwuchs, für Lehre und Forschung in seinen Aufgaben als Professor für Praktische Geodäsie an der Universität/Gesamthochschule Essen und als Professor für Landesvermessung an der Hochschule Bochum. Mehrere Fachbücher aus und für die Praxis entstanden in dieser Zeit, seine Seminare waren stets ausgebucht.  In allen diesen Aufgaben interessierten ihn in immer verstärktem Maße auch die geschichtlichen Zusammenhänge und – das zeichnete Professor Dr. Hans Fröhlich besonders aus – seine Gabe und sein Geschick, vermessungsgeschichtliche Erkenntnisse in eine breite Öffentlichkeit zu tragen. Hier sind besonders auch seine Arbeiten zu erwähnen, in denen er bundesweit „Die Landesvermessung im Spiegel deutscher Brauereien“ beleuchtete.

Wir wollen an dieser Stelle jedoch vor allem an seine vermessungsgeschichtlichen Forschungsergebnisse erinnern, insbesondere zur Entwicklung der Erkundungs- und  Triangulationsmethoden im 19. Jahrhundert, als er auf den Spuren des Hauptmanns Bendemann dessen großes Werk nacherkundete und dokumentierte. Und wie er dabei auch die Persönlichkeit Bendemann und dessen persönliche Verwurzelung in der damaligen Vermessungswelt gegenwärtig werden ließ, bis hin zu dessen Beziehungen zu Johann Jacob Bayer und weiteren Persönlichkeiten jener Zeit. Eine ganze Reihe von Buchveröffentlichungen im Selbstverlag zeugen davon. So erinnerte er uns an Preußens letzte Triangulations-Kette, zeigte, wie Europa vermessen wurde, führte uns auf geodätische Aussichtstürme mit Fernsichten bis zu 100 km, begeisterte sich und uns für Holz-Vermessungstürme in der Triangulation, gedachte des Trigonometers Generalleutnant Bendemann aus Anlass dessen 100. Todestages im Januar 2014. Wir haben hier oft darüber berichtet und haben Hans Fröhlich besonders für seinen Vortrag und einen von ihm gestalteten Film in der Mitgliederversammlung unseres Förderkreises im Februar des vergangenen Jahres gefeiert. 

Auch die öffentlichen Medien wußte Hans Fröhlich für seine Forschungen zu interessieren, WDR, Zeitungen, Magazine u.a. berichteten gerne – Hans Fröhlich alias Hans Bendemann! Gerade auch durch die Pflege dieser Öffentlichkeitsarbeit hat sich der Verstorbene für unseren Berufsstand immer wieder große Verdienste erworben.

In Anerkennung der Persönlichkeit von Hans Fröhlich und ebenso dessen großen Verdiensten um das Vermessungswesen hat ihm der Verband der Vermessungsingenieure (VDV) im vergangenen Jahr das Goldene Lot verliehen. Schon von seiner schweren Krankheit gezeichnet, hat sich Professor Dr.-Ing. Hans Fröhlich gerade über diese Auszeichnung ganz besonders gefreut. Gerne hat er seinem Alter-Ego Hans Bendemann dessen Ausspruch in den Mund gelegt:  „Ich war mein eigener Herr, konnte wirken wie ich wollte“.  Selbst hat Hans Fröhlich in seinem Berufsleben wie in seinen Forschungen ebenfalls stets in diesem freien Geist gearbeitet und gelebt.

Zahlreiche Freunde und Kollegen begleiteten die Familie des Verstorbenen in der Trauerfeier am 26. Februar in der Kapelle des Friedhofs in Sankt Augustin-Menden,  darunter u.a. vom Förderkreis auch Peter Mesenburg, Bertold Witte, Klaus Grewe sowie Rolf Bull vom VDV. Zu Herzen gehende Abschiedsworte sprach Manfred Spata, ein enger Freund und Weggefährte seit weit über 50 Jahren.  – Zum Sehen geboren / Zum Schauen bestellt / Dem Turme geschworen / Gefällt mir die Welt – mit dem vom Verstorbenen besonders geschätzten „Türmerlied“  von Johann Wolfgang von Goethe erinnerte sich eine große Trauergemeinde dankbar an Hans Fröhlichs liebevolles privates und segensreiches öffentliches Wirken.