INTERGEO Berlin – unser Messestand

Die INTERGEO vom 7. – 9. Oktober 2014 rief und der Förderkreis Vermessungstechnisches Museum e.V. aus Dortmund war auch in Berlin wieder professionell präsent.

Nachdem allerdings sowohl Ingo von Stillfried wie ebenso Jürgen Lagoda krankheitsbedingt nicht mitwirken konnten, gebührt insbesondere unserem früheren langjährigem Geschäftsführer Klaus-Detlef Lehmann großer Dank, noch einmal die Stand-Organisation übernommen zu haben. Er wurde nun schon zum dritten Mal tatkräftig unterstützt von Dimitri Diener aus Hannover. Für den Transport aller Unterlagen danken wir ÖbVI Ingo Tiemann aus Dortmund, der uns lange in Tradition eng verbunden ist.

Wie in allen Jahren gab es lebhaftes Interesse an unserer Arbeit – und zahlreiche Besucher, Vertreter der Fachverbände von DVW, VDV und BdVI. Mit Prof. Dr.-Ing Wolfgang Torge aus Hannover und Prof. Dr.-Ing. Harald Lucht aus Bremen kamen auch ein ehemaliger Kuratoriumsvorsitzender und der ehemalige Präsident.

Am Donnerstag, den 9. Oktober 2014 am frühen Nachmittag fanden zum Themenkreis Vermessungsgeschichte und Ausbildung drei hochinteressante Vorträge im Kongresszentrum statt.

Zunächst sprach Dr.-Ing. Joachim Höpfner aus Potsdam über „Preußische Gradmessungsarbeiten im 19. Jahrhundert“. In seinem Vortrag referierte der langjährige Wissenschaftler aus dem GeoForschungsZentrum Potsdam ausführlich über die Entwicklungen in der Erdvermessung und bettete sie ein in die allgemeinen politischen Rahmenbedingungen insbesondere in Preußen, dort u. a. mit Hinweis auf die Selbstkrönung des Kurfürsten Friedrich III. in Königsberg zum König Friedrich I. „in“ Preußen. Fachlich einführend berichtete er in einer Tour d’Horizon über historische Vermessungen zur Bestimmung der Figur der Erde von Eratosthenes über die Arbeiten von u. a. Fernel, Snellius, Picard bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, als von Lindenau aus Gotha Struve und Tenner vorschlug, einen Gradbogen durch das westliche Rußland zu messen (seit 2005 als „Struvebogen“ UNESCO-Weltkulturerbe) und Bessel die Ostpreußische Gradmessung durchführte.  Joachim Höpfner wies hin auf die Gradmessungen von Schumacher und Gauß und erinnerte schließlich an die Gründung der Mitteleuropäischen Gradmessung 1862 unter Johann Jacob Baeyer – es war ein fakten- und kenntnisreicher Vortrag.

Dipl.-Ing. Karl Heinz Nerkamp aus Hamburg berichtete über „Hamburger Vermessunggeschichte – eine zeitgemäße Aufarbeitung als Beitrag für die Aus- und Fortbildung“. Einleitend verortete der Geschäftsbereichsleiter Zentrale Dienste und stellvertretende Leiter des Landesbetriebs Geoinformation und Vermessung anhand des Organigramms des Betriebes jene Fachbereiche, für die heute und vor allem zukünftig die Dokumentation fachhistorischer Kenntnisse besonders wichtig sind – auch angesichts der Altersentwicklung der Mitarbeiterschaft  und in Erinnerung an die Worte Kierkegaards „Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber leben muss man es vorwärts“. Angestoßen ursprünglich 2009 u.a. durch eine Feststellung von Prof. Dr. Torge (Vermessungshistorisch sei Hamburg ein „weißer Fleck“) haben Karl Heinz Nerkamp und interessierte Mitarbeiter die Hamburger Vermessungsgeschichte aufgearbeitet und in Sonderheften der Mitarbeiter-Zeitschrift dokumentiert und veröffentlicht. So sind in den vergangenen Jahren entstanden die Sonderhefte 2009 zu Heinrich Christian Schumacher (vergl. unsere Mitt. Nr. 294) – Sonderheft 2010 zur Triangulation (Vergl. Mitt. 357) – Sonderheft 2011 zum Nivellement (vergl. Mitt. 385) –  Sonderheft 2013 zur Photogrammetrie und Sonderheft 2014 zur Geschichte des Liegenschaftskatasters in Alt-Hamburg 1845 – 1950. Alle diese Sonderhefte sind im Internet unter „Hamburger Vermessungsgeschichte“ auf der Seite www.hamburg.de/bsw/bauenundwohnen/ nachlesbar. Weitere Sonderhefte sind geplant.

Im dritten Nachmittagsvortrag referierte Dipl.-Ing. Frank Reichert aus Brandenburg zum Thema „Katasteraufnahme brandenburgisch-preußischer Städte um 1720/24“. Vom Moderator insbesondere begrüßt als der erste Eratosthenes-Preisträger des Förderkreises Vermessungstechnisches Museum, ausgezeichnet seinerzeit 2001 bei der INTERGEO in Köln, schilderte Frank Reichert, wie seine Neugierde zu diesem Themenbereich durch einen kaum zitierten Aufsatz von Kurt Lips aus der AVN 1933 geweckt worden sei, Titel: „Die Kataster von 34 märkischen und pommerschen Städten aus den Jahren 1720 bis 1730“. Bekannt durch seine Intention zum Rückgriff auf Original-Quellen konnte der Vortragende eine ganze Reihe von Fotos von Katasteraufnahmen aus Archiven von brandenburgischen und auch hinterpommerschen Städten  zeigen, so u.a. von Fürstenwalde, Salzwedel, Cottbus, Kammin. Und zugehörige alte Instructionen u.a. eine „vor die Bau-Inspectores und Conducteurs bey Vermessung der Städte“ von 1724 mit Vorschriften zu Herstellung von Generalkarten, Spezialkarten und Plänen intra moenia (Stadtkarten 1:1000).  – Hier sei noch der Hinweis ergänzt auf die erste Katasteraufnahme der schwedischen Ingenieure in Vorpommern um 1700.

Die Moderation hatte Ihr Redakteur und Berichterstatter in Vertretung für Ingo von Stillfried übernommen. Nach dem ausgiebigen Beifall für alle drei Vorträge dankte Harald Lucht als „Altpräsident“ den hochkarätigen Vortragenden im Namen des Förderkreises. Einmal mehr sei deutlich geworden, auch die Altvorderen haben in historischen Zeiten bewundernswerte Triangulationen und Detail-Vermessungen durchgeführt und die Ergebnisse genau ausgewertet und kartographiert. Die Kenntnis darüber sei Ansporn für uns heute und für die Zukunft.