Konrad Peters zum 90. Geburtstag

Lange konnte Dipl.-Ing. Konrad Peters aus Münster krankheitsbedingt nicht mehr unmittelbar an den Veranstaltungen unseres Förderkreises Vermessungsgeschichte in Dortmund teilnehmen, war jedoch stets mit dem Herzen dabei – umso mehr waren wir erfreut, ihm 2009 persönlich die Ehrenmedaille unseres Förderkreises im Rahmen der Mitgliederversammlung übereichen zu können.

Wir haben damit eine Persönlichkeit geehrt, die sich seit den 50iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit beständig zunehmendem Engagement vermessungshistorischen Themen gewidmet hat, zahlreiche Veröffentlichungen verdanken wir ihm – bis in die jüngste Vergangenheit.

Geboren am 24. Oktober 1921 in Münster/Westfalen, gehört Konrad Peters zu den Jahrgängen, die in ihrer Jugend – bedingt durch den Zweiten Weltkrieg – schwere Zeiten durchleben mußten. Mitten im Studium an der Staatsbauschule Frankfurt a.M. wurde er 1941 im Wehrdienst eingezogen. Im April 1945 geriet er in Königsberg in russische Kriegsgefangenschaft, über vier lange Jahre bis zum Spätsommer 1949. Peters nutze jedoch jene Zeit und sammelte unter schwierigsten Bedingungen Vermessungserfahrungen als Landmesser auf  russischen Sowchosen und mit dem Bau und dem Einsatz einfacher Vermessungsgeräte – Erfahrungen, die ihm für seine späteren geschichtlichen Forschungsarbeiten hilfreich werden sollten.

Seine Berufslaufbahn bei der Bundesbahn begann am 1.1.1950. Als „Spätheimkehrer“ hatte er das Recht auf Wiedereingliederung und wurde zunächst als Arbeiter bei der Bundesbahndirektion Münster eingestellt, wo er 1938 als Vermessungspraktikant begonnen hatte. Und 1950 konnte er dann endlich auch das Examen an der Staatsbauschule in Frankfurt a. M. ablegen. Erst 1956 erreichte er mit der Ernennung zum technischen Bundesbahninspektor den Anschluß an seine Laufbahn. – Autor dieser Zeilen hat in seiner langen Praxis immer wieder solche kriegserschütterten Biographien kennengelernt und mit Bewunderung den wertvollen Einsatz jener Generation für unseren Beruf erkennen dürfen.

Konrad Peters wurde 1972 zur Bundesbahndirektion Essen versetzt, bedingt durch die Auflösung der Bundesbahndirektion Münster. Hier war er insbesondere in der Ingenieurvermessung tätig. Seine vielseitiges Können  führte ihn zu besonderen Einsätzen u. a. bei der Elektrifizierung im Raum Kassel, der Bahnhochlegung in Oldenburg, selbst zu einem kurzzeitigen Sondereinsatz beim Eisenbahnbau in Argentinien. Er wirkte als Ausbildungsleiter und als Lehrer an der Bundesbahnfachschule. 1983 pensioniert, ist er als Bundebahnamtsrat „im Unruhestand“ weiterhin vielseitig aktiv geblieben.

Seine Vorliebe für historische Fragen im Vermessungswesen blieb in allen diesen Jahren ungebrochen. Eine große Anzahl Veröffentlichungen sind seitdem entstanden, begonnen im „Fluchtstab“, und später in der nachfolgenden Vereinszeitschrift „Der Vermessungsingenieur“, dem heutigen VDVmagazin. So sind in den vergangenen über 5 Jahrzehnten insgesamt weit mehr als 60 wertvolle Veröffentlichungen erschienen, allein 5 Bände der Schriftenreihe unseres Förderkreises stammen aus seiner Feder. Bereits 1969 waren für die Ausstellung „Praxis Geometriae“ – Vorgänger unserer Schausammlung – eine ganze Reihe von Veröffentlichungen wesentliche Arbeitsgrundlage. Beherrschende Themen waren u.a. Bauten im Altertum, der historische Tunnelbau, historische Meßgeräte, dabei war stets erkennbar seine Vorliebe zu anwendungsbezogenen und praktischen Themen.

Darüber hinaus hat Konrad Peters sich professionell dem praktischen Nachbau von Meßgeräten aus dem Altertum gewidmet. Schautafeln zeigen Konstruktion, Funktion, Einsatz und mögliche Meßverfahren. Er hat sich auch immer wieder gefragt und untersucht, welche Genauigkeiten mit der damaligen Meßkunst möglich wurden. Auf zahlreichen Ausstellungen wurden seine Arbeiten gezeigt und gewürdigt, in Vorträgen warb er für das Vermessungswesen und selbst im WDR-Fernsehen sind Beiträge von und über ihn gesendet worden. Über das geometrische Quadrat – das Logo unseres Förderkreises – und über dessen Geschichte und mögliche Genauigkeit hat er 2002 in der Zeitschrift „Der Vermessungsingenieur“ in großer Klarheit berichtet. Man darf in dieser Hinsicht Konrad Peters ohne Übertreibung und mit Dankbarkeit als einen Nestor der Vermessungsgeschichte ehren, der auf mehr als 60 Jahre segensreiches Wirken zurückblicken kann. Zur Vollendung des 90. Lebensjahres wünschen wir  Dipl.-Ing. Konrad Peters alles Gute, insbesondere für seine Gesundheit, und grüßen ihn und seine Frau herzlich.