Korrespondenzen zur Hannoverschen Landesvermessung 1821-1844

In diesem Jahr feiert die Königlich Hannoversche Landesvermessung ihr 200. Jubiläum.

Zum 200. Mal jährt sich in diesem Jahr der Beginn der Königlich Hannoverschen Landesvermessung von 1821 bis 1844 (siehe Mitt. 778). Aus diesem Anlass gab es eine mehrjährige Projektarbeit, in der die Tätigkeiten aller handelnden Akteure, insbesondere des Astronomen und Geodäten Carl Friedrich Gauß, sowie die Begleitumstände der damaligen Zeit in besonders anschaulicher Form wiedergegeben werden. Dazu sind vor allem die heute noch vorhandenen Korrespondenzen von Gauß und seinen engsten Mitarbeitern ediert worden. Hierzu mussten über eintausend Briefdokumente transkribiert und kommentiert werden. Daneben werden umfangreiche Untersuchungen zu den 275 Schauplätzen der damaligen Vermessung, zu den Gauß’schen Dreieckspunkten und ihren Koordinaten, zu den Lebensdaten der Protagonisten, zur Rekonstruktion von Beobachtungseinrichtungen, zu Ausrüstungsgegenständen und Vermessungsinstrumenten sowie zum Zahlungsverkehr und zu Reise- und Verpflegungsproblemen dargestellt. Der Autor des dreibändigen Werks „Correspondenzen der Königlich Hannoveschen Landesvermessung 1821-1844“ ist André Sieland, Fachgebietsleiter bei der Landesvermessung und Geoinformation in Hannover (LGLN); er ist ein ausgewiesener Kenner der Vermessungsgeschichte und präsentiert auf seiner Webseite eine informative Chronik „Meilensteine in der Geschichte der Vermessung und Kartographie“ von der Antike bis zur Jetztzeit. Das Buch erscheint im Verlag Kessel in Remagen (www.verlagkessel.de).

Der Kartograph und Gauß-Experte Michael Remmers, Vorsitzender der Gaußfreunde Nordwest, veröffentlichte aus demselben Anlass eine A4-Broschüre „Carl Friedrich Gauß und die (wahre) Vermessung der Welt. 200 Jahre Triangulation des Königreichs Hannover“, worin allgemeinverständlich und lesenswert die damalige Messkampagne mit ihren Schwierigkeiten, Personen und Ergebnissen erläutert werden. Das 28 Seiten umfassende Heft enthält Textbeiträge von Bernd Bultmann, Wolfgang Crom, Klaus Kertscher, Michael Remmers, Antje Sander und André Sieland. Dabei kommen insbesondere die beiden schwierigen Vermessungspunkte auf der Kirche Langwarden und auf dem Schlossturm Jever zur Sprache. Desweiteren gibt es Informationen zum Hannoverschen Kartenwerk 1827-1861, zur Familie Gauß, zu seinen mathematischen Leistungen sowie zum Gedenken an Gauß in Form von Briefmarken, Medaillen und dem noch allen bekannten alten Zehn-DM-Schein (KomRegis Verlag Oldenburg, Bestellung: komregis@t-online.de).

Das Schlossmuseum Jever würdigt das 200. Jubiläum der Königlich Hannoverschen Landesvermessung (1821-1844) mit einer Wechselausstellung "Geistesblitz und Sonnenschein" (bis 31.12.2021), weil dadurch auch Teile des Oldenburger Landes exakt vermessen wurden. Gauß gelangte bei seiner Triangulationsarbeit 1825 von Hamburg über Bremen kommend auch nach Jever. Vom Schlossturm führte er seine Vermessungsarbeiten fort. Glücklicherweise ist der Gauß`sche Beobachtungsplatz im Turm noch heute in Teilen erhalten. In dem Trägerwerk der Turmkuppel zeigen die originalen Einkerbungen und Einschnitte exakt den Punkt an, an denen Gauß seine wissenschaftlichen Instrumente aufgestellt hatte (Remmers/Kertscher, Ostfrieslandmagazin 9/2021, S. 72-78; Kulturland Oldenburg 188/2021, S. 28-31).