Mercator-Symposium in Dortmund

Der Förderkreis Vermessungstechnisches Museum hatte am Montag, 14. Februar 2011 zum 11. Dortmunder Symposium zur Vermessungsgeschichte ins Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund eingeladen.

Der Präsident des Förderkreises, Prof. Dr. Harald Lucht aus Bremen, konnte erfreut weit über 80 Besucher begrüßen. Oberbürgermeister Ullrich Sierau betonte in seinem Grußwort in der vollbesetzten Rotunde des Museums die heutige Bedeutung Mercators. „In jedem GPS steckt ein Stück Mercator“. Nicht ohne Stolz fügte OB Sierau hinzu, Dortmund habe Anfang 2008 als erste deutsche Großstadt das städtische Geoinformationssystem im Sinne der europaeinheitlichen Grundlage INSPIRE auf „Mercator-Koordinaten“ umgestellt.

Einleitend zum 11. Symposium übermittelte der Präsident herzliche Grüße von Dr. Kurt Kröger, dem früheren Ersten Vorsitzenden und Organisator früherer Symposien. – Das diesjährige 11. Symposium unter dem Leitthema „Gerhard Mercator gestern und heute in unserer Welt“ organisierte Prof. Dr.-Ing Erich Weiß.

In fünf hochinteressanten Vorträgen international bekannter Referenten wurde das Wirken und Schaffen Mercators als Kartograph, Geograph, Mathematiker, Philosoph und Theologe aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. – Dr. Peter van der Krogt (Universität Utrecht) schilderte mit Unterstützung einprägsamer Folien das Wirken von Gerhard Mercator als Geograph und Kartograph, erläuterte dessen ersten Erdglobus (1541) wie ebenso Himmelsglobus (1551), seine berühmte Palästina-Karte wie ebenso die erste Europa-Karte bis hin zur Entwicklung eines ersten Atlas Mercators. –  Prof. Dr. Jochen Brüning (Humboldt-Universität Berlin) führte die Gedanken der Zuhörer in die früheste Menschheitsgeschichte, begründete die Mathematik als erstes Ordnungssystem, „eigentlich sei ein Mathematiker ja jemand, der Sätze beweist“. Über Gemma Frisius leitete er über zu Mercator, zu dessen Überlegungen zur Verebnung des Dreidimensionalen, die bekanntlich nicht ohne Verzicht möglich sei, wie es Euler und Gauß bewiesen haben. – Prof. Dr. Koenraad van Cleempoel (Universität Husselt) lieferte alternativ zu jenem mehr geisteswissenschaftlichen Höhenflug die Darstellung der hohen handwerklichen Kunst von Mercator, dem Mechaniker, gezeigt an einer Reihe von Abbildungen von Astrolabien, Armillasphären, gestochen scharf als Kupferstich.

Die Mittagspause nutzen zahlreiche Besucher zugleich zur Besichtigung der Schausammlung des Vermessungstechnischen Museums.

Im ersten Nachmittagsvortrag führte Dr. Nicole Schmenk M.A. (Universität Duisburg-Essen) die Zuhörer wieder in die mehr geisteswissenschaftliche und humanistische Welt von Mercator. In Löwen durch die Inquisition wegen „Lutherei“ als Ketzer verhaftet, übersiedelte er ab 1552 nach Duisburg. Er modifizierte u. a. die Aristotelische Stufenleiter der Natur – von der toten Materie über die Pflanzen, die Tiere und den Menschen, den Geist und selbständiges Denken als Ebenbild Gottes auszeichnen. – Schließlich entwickelte der Präsident des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie, Prof. Dr. Dietmar Grünreich die Grundsätze der Mercatorprojektion mit ihren verschiedenen Achslagen, zeigte sehr anschaulich das Anwachsen der Flächenverzerrung mit wachsendem Abstand vom Berührungskreis, erläuterte die großen Schwierigkeiten, in Europa einheitliche UTM-Koordinaten zu installieren. – Prof. Dr. Erich Weiß stellte die Vortragenden jeweils vor und moderierte die lebhaften Diskussionsbeiträge. Alle Vorträge wurden mit großem Beifall aufgenommen und werden in einem weiteren Symposiumsband demnächst vom Förderkries Vermessungstechnisches Museum veröffentlicht.

Der Präsident des Förderkreises konnte abschließend den Vortragenden für ihre gelungenen Präsentationen danken, und insbesondere auch Erich Weiß für die gesamte Organisation. Er habe durch die ausgesuchte Einladung der Vortragenden ein hochinteressantes Mosaik der Persönlichkeit von Gerhard Mercator ermöglicht und durch die Anordnung der Vorträge geradezu „eine spannende Choreographie dessen Lebens und Wirkens“ gestaltet. – Insgesamt erbrachte das Symposium einen umfassender Ausblick auf den 500. Geburtstag des großen Gelehrten Mercator im kommenden Jahr.