Preußens letzte Kette – Fröhlich in Dortmund

Prof. Dr.-Ing. Hans Fröhlich hat sein neuestes Werk "Preußens letzte Kette – Aus dem Reisetagebuch des Hauptmanns Bendemann" im Mai im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Dortmund der Öffentlichkeit vorgestellt – zum Pressetermin geladen hatte der Förderkreis.

Zur Präsentation erschien der Autor in der historischen Uniform des Hauptmanns, in dessen Lebensweg sich Hans Fröhlich nicht nur in seinem Buch hineinversetzt. Die Schausammlung des Vermessungstechnischen Museums mit ihren historischen Instrumenten bildete den passenden Rahmen. Die Dortmunder Presse berichtete ausführlich – wie auch eine Reihe weiterer Zeitungen, so in St. Augustin und Erkelenz nach weiteren Buchvorstellungen. –

„Preußens letzte Kette“ ist die Neuherausgabe des erstmals 1987 vom gleichen Autor herausgegebenen Werkes „Das Reisetagebuch des Hauptmanns Bendemann“. Darin waren die „Rekognoscirungen“/Erkundungen für Triangulationsarbeiten in Preußen festgehalten. Grundlage waren damals die dienstlichen Tagebuchaufzeichnungen des preußischen Hauptmanns Hans Bendemann aus den Jahren 1886 - 1889, die dem Autor 1985 bei seiner Tätigkeit im Landesvermessungsamt NW in die Hände fielen. Das Buch erschien als Nr. 13 der Schriftenreihe des Förderkreises Vermessungstechnisches Museum und wurde später vom WDR, Landesstudio Dortmund verfilmt.

Das Thema hat den rührigen Autor (bekannt auch durch seine Werke über „Die Landesvermessung im Spiegel deutscher Brauereien“) erneut „ergriffen“, als er 2010 durch Zufall (oder doch gezieltes Forschen – oder beides?) eine Enkelin des Hauptmanns Bendemann ausfindig machen konnte. Über diese Begegnung bekam er Zugang zu dessen privaten Aufzeichnungen und zum Bildmaterial aus damaliger Zeit: Fröhlich widmete die Neuherausgabe den Erkundungsarbeiten für die Rheinisch-Hessischen Dreieckskette als letzter preußischen Kette. Vom Münsterland über das Rheinland entlang der niederländisch-belgischen Grenze, quer durch die Eifel und durch Nordhessen bis nach Thüringen. Der Kampf Bendemanns mit der Topographie, dem Wetter, mit Strapazen und Mühen, beständig mit dem Ziel, weiträumig verteilte Punkte mit direkter Sichtverbindung bis zu 60 km Entfernung zu finden. Hans Fröhlich beschreibt in fesselnder Ich-Form den Werdegang von Hans Bendemann – „…Ich wurde am 28. Februar 1852 als jüngstes von acht Kindern … in Stettin geboren…“, der nach einem halben Jahr Realschule in Stettin sein Zeugnis der Reife in Berlin erwarb und (gegen den Willen des Vaters) zum Militär ging. Dort avancierte er und wurde mit 30 Jahren durch Allerhöchste-Kabinetts-Order zur Trigonometrischen Abteilung der Landesaufnahme kommandiert. Seine Erfahrungen aus den Erkundungsarbeiten zur Rheinisch-Hessischen Dreieckskette faßte er so zusammen:

„Ich war mein eigener Herr, konnte wirken wie ich wollte; ob ich einen Signalbau für 50 oder mehrere tausend Mark anordnete, war mir überlassen. Die einzige Anforderung war, daß eine für die Messung günstige Configuration der Dreieckskette entstand. Am günstigsten war es, wenn die Dreiecke gleichseitig wurden und die Dreiecksseiten rund 50 – 60 km Länge erhielten. – In den folgenden Jahren habe ich unzählige Kirchtürme und Bäume bestiegen oder ließ Rekognoscirungsgerüste bis zu 30 m Höhe leichter Konstruktion erbauen, um über Bäume hinwegsehen zu können. Schwindelfrei mußte man aber natürlich sein.“

Preußens letzte Kette: 100 Seiten im Format DIN A4 mit einer farbigen A3-Kartenbeilage und 123 Abbildungen, darunter zahlreichen Fotos aus der Zeit Bendemanns – der vermessungshistorisch interessierte Leser hat Freude an den Berichten aus alter Trigonometer-Tradition. – Selbstverlag Fröhlich, €12.85,  zu beziehen über geo-goon[at]t-online.de. Besprochen auch von Manfred Spata im VDVmagazin 3/11 S. 224.