Relaisrechner Zuse Z 11 – von Dortmund ins Zuse-Museum nach Hünfeld

Das Vermessungsmuseum in Dortmund besitzt seit über 20 Jahren eine komplette Rechenanlage Zuse Z 11. Insider konnten sie in der Studiensammlung im Magazin im Bunker am Westpark besichtigen. Sie hatte dort mit ihren raumfüllenden Ausmaßen einen repräsentativen Platz gefunden.

Ein Foto unserer Z 11 finden unsere Leser in der Seite ►„Instrumente“ auf dieser Homepage – und übrigens auch in unserem Museumshandbuch (auf S. 233). Eine Ausstellung in unserer  Schausammlung in der Abteilung 22 im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund mußte leider aus Platzgründen ausscheiden. Dieser Relaisrechner Zuse Z 11 geht nun demnächst als Dauerleihgabe an das Zuse-Museum in Hünfeld – und macht damit zugleich Platz für den Stereokomparator.

Konrad Zuse (*22.6.1910, †18.12.1995) baute mit 27 Jahren in der elterlichen Wohnung in Berlin in drei Jahren handwerklicher Feinarbeit einen allerersten fest-programmierten Rechner. Er gilt damit als Erfinder der modernen Computer. Konrad Zuse ist der "Schöpfer der ersten vollautomatischen, programmgesteuerten und frei programmierbaren, in binärer Gleitpunktrechnung arbeitenden Rechenanlage. Sie war 1941 betriebsfähig", schrieb Professor Friedrich Ludwig Bauer aus München im Geleitwort zu der Autobiographie 1984. Zur Wiederkehr des 100. Geburtstags erschien eine silberne 10 Euro Gedenkmünze mit seinem Profil, eingebettet  in zahlreichen 1011001100 – Zeilen, umrahmt von 2 Spalten Z 1 bis Z 11 und Z 22 bis Z 64.

Mit den heutigen Supercomputern hatten die damaligen Rechner damals jedoch noch wenig zu tun. Der  Z 1 genannte Rechner bestand aus Blechplatten mit den logischen Operationen .AND., .OR., .NOT. Von Rechengeschwindigkeit konnte noch keine Rede sein. Ein Nachbau steht im Deutschen Technikmuseum in Berlin. In Zuses weiteren elektromechanischen Rechnern wurden dann Relais aus Telefonvermittlungsstellen verwendet. Dabei fand auch die elektrische Umsetzung des binären Zahlensystems aus ‚1’ und ‚0’ – also den Zuständen ‚an’ und ‚aus’, statt. Das war 1939. Zuse war überzeugt davon, daß Rechner in der Ingenieurwelt sehr viele routinemäßige Berechnungsarbeiten übernehmen könnten. Sein originärer Antrieb zum Bau von Rechnern war seine legendär zugegebene Unlust zu formulargestützten Routineberechnungen im Bauingenieurbereich. In den Wirren des 2.Weltkrieges gab es zunächst keine weitere Entwicklung. Nach Kriegsende entwickelte sich alsbald eine enge Zusammenarbeit mit dem Vermessungswesen, weil es einen großen Bedarf nach Koordinaten gab, also vielen und umfänglichen Rechenvorgängen.

Der 1956 in einer für die damaligen Verhältnisse tatsächlich groß ausgelegten Serie von 48 Stück angefertigte Z 11 war dafür ein erstes „Arbeitspferd“. Sehr viele Rechner wurden zur Berechnung von Koordinaten eingesetzt. Das Landesamt für Flurbereinigung in Münster hatte sich 1956 einen solchen Relaisrechner angeschafft, der bis 1964 seine Dienste tat. Mit Lochstreifen erfolgte das Einlesen und Speichern von Daten, mit speziellen Schreibmaschinen eine gedruckte Ausgabe. Die Stromversorgung erfolgte über einen 360V-Drehstromanschluß. Die interne Rechnergeschwindigkeit lag bei etwa 10-20 Operationen pro Sekunde (heutige Rechner liegen im Giga-Bereich). Einen Festplattenspeicher – damals noch mit Speichertrommeln gebaut – gab es zwar schon, mit bis zu 8000 Speicherplätzen, aber der war damals noch zu teuer. Dafür gab es eine spätere Erweiterung, mit der sechs verschiedene Lochstreifen gesteuerte Unterprogramme verwendete werden konnten. Dieser Urtyp eines Computers kam 1992 in die Obhut des Förderkreises Vermessungstechnisches Museum nach Dortmund und konnte in der Studiensammlung im Magazin aufgestellt werden – grundsätzlich betriebsbereit. Demnächst wird er auf die Reise gehen nach Hünfeld in Hessen und dort der Öffentlichkeit im Konrad-Zuse-Museum zugänglich sein. Dieses Museum bewahrt die Leistungen von Konrad Zuse, die er als Computererfinder für die moderne Welt vollbracht hat. Ihr Redakteur hat beste Erinnerungen an diese besondere Ausstellung.

Den gleichen Weg wird auch die Zeichenanlage Zuse Z64 Graphomat gehen. Dieser erste große Zeichentisch wurde von einem Röhrenrechner gesteuert. Einige wenige Bauelemente waren aber bereits mit Transistorschaltungen ausgelegt. 1962 war dieser von einem Dortmunder Ingenieurbüro gekauft worden und war dort bis 1971 in Betrieb. Auch dieser Graphomat befindet sich in der Obhut des Förderkreises. Er ist bereits transportfähig zerlegt und in Räumen der DEW21 untergestellt.

Wie der Erste Vorsitzende des Förderkreises Ingo von Stillfried mitteilt, ist geplant, Rechner und Zeichentisch im Rahmen einer Feierstunde im Zuse-Museum in Hünfeld im Winter 2013/14 der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Dort könnten diese Urtypen nach einer notwendigen Wiederaufarbeitung grundsätzlich wieder in Betrieb genommen werden.