Nach langer Corona-Zeit traf sich die BDPh-Motivgruppe „Landkarten – Vermessung – Entdeckungsgeschichte der Erde“ wieder Mal zu einem dreitägigen Jahrestreffen im Oktober 2021 in Gotha. Die ausgezeichnete Organisation lag in den Händen des Vorsitzenden Klaus-Günter Tiede (Hamm) und Dr. Eckart Bergmann (Arnstadt). Zum vermessungshistorischen Programm der Motivgruppe gehörte natürlich vor Ort der Besuch des Perthes-Forums (Verlagsarchiv und Forschungsbibliothek) und des Perthes-Museums (Technik- und Geschichtsmuseums im FÖBI-Bildungszentrum) sowie der trigonometrischen Stationen auf dem Seeberg (Sternwarte) vor den Toren von Gotha und auf dem Großen Inselsberg (TP 1. Ordnung) im Thüringer Wald.

Bekanntlich stand auf dem Seebergeine Sternwarte, die in den Jahren 1788-1791 durch den AstronomenFranz Xaver von Zach (1754-1832) im Auftrag des Herzogs Ernst II. von Gotha und Altenburg errichtet worden war. Das damalige Passage-Instrument schuf der Londoner Instrumentenhersteller Jesse Ramsden (1735-1800). Hier auf dem Seeberg wirkte Zach 20 Jahre lang und entwickelte die Sternwarte zu einer hochangesehenen Beobachtungsstation. Viele junge Astronomen und Geodäten ließen sich von Zach in die Messkunst der Astronomie und Geodäsie einführen, u. a. Alexander von Humboldt, Johann Gottlieb Friedrich Bohnenberger, Carl von Müffling und Carl Friedrich Gauß.

Daneben machte sich Zach sehr verdient durch die Herausgabe der „Allgemeinen geographischen Ephemeriden“ 1798 und ab 1800 der „Monathlichen Correspondenz zur Beförderung der Erd- und Himmelskunde“, für die er namhafte Wissenschaftler in ganz Europa als Mitarbeiter gewann.

Nach dem Tod des Erbauers Herzog Ernst II.  1804und Zachs Abgang 1806 verfiel die Sternwarte, jedoch sicherte der Astronom Peter Andreas Hansen (1795-1874) den Aufstellungsort des Passage-Instruments als Nullpunkt der thüringischen Triangulation 1837-1840. Nach 1856 wurden die Gebäudereste abgetragen und 1901 das heute noch bestehende Gastronomiegebäude „Alte Sternwarte“ errichtet. Zur Erinnerung an die Sternwarte ist vor Ort nur noch die nördliche Meridianmarke, eine Steinsäule zu Ehren von Ernst II. und ein Zach-Stein von 2004 vorhanden (Manfred Spata: Seeberg bei Gotha, in: Mitteilungsblatt Freundeskreis für Cartographica, Heft 10/1996, S. 9-13).