Die kleine Gruppe der „Vermessungshistoriker“ wird langsam zu „Geomatikhistorikern“ mutieren. Denn auf der Nachwuchskampagne „geodäsie.nrw“ am 21. Juni 2022 auf der Hofgartenwiese vor der Universität Bonn wurde versucht, rund 300 Schüler und Schülerinnen aus ganz Nordrhein-Westfalen für das moderne Berufsfeld „Geodäsie“, „Geoinformation“ und „Geomatik“ praktisch zu überzeugen.

Immerhin gaben sich der NRW-Innenminister Herbert Reul als Schirmherr der Veranstaltung und der Unirektor Prof. Michael Hoch als Hausherr die Ehre, die jungen Gäste zu begrüßen. Ihre Statements „Die Welt, in der wir leben, ist die der Geodäten und Geodätinnen“ sowie „Die Vermessung der Welt, darum wird es gehen. Vom Größten zum Kleinsten“ schlugen einen pathetisch hohen Ton an, der so manchem gestandenen Geodäten die Brust schwellen ließ  -  oder die Stirn runzeln ließ.

In einem Erlebnispark mit 13 Mitmach-Stationen wurden den Besuchern konkrete Aufgaben vorgestellt, die zu den fachlichen Leistungen der Geodäsie bzw. Geomatik gehören. Darunter zählt die Satellitengeodäsie mit der temporären Ausmessung der Erde zum Zwecke der Klimaforschung sowie aktuell zur Erfassung von Dürre- und Hochwasserregionen. Eine andere Station veranschaulichte, wie die Geodäsie mit der Ausmessung einer unbekannten Höhle Teil des Astronauten-Trainings ist.

In der Mitte des Hofgartens nahm eine Drohne Klassenfotos aus der Luft auf; nebenan konnten die Schüler  die Lagegenauigkeit der GPS-Ortungsfunktion ihrer Smartphones über vorab bestimmten Festpunkten überprüfen  -  und sie staunten über Submeterabweichungen.

Die Schüler erfuhren weitere Informationen über Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten. Der Erlebnistag soll künftig jährlich in einer anderen Stadt in NRW stattfinden, nächstes Jahr in Düsseldorf. Verantwortlich für die Nachwuchskampagne „geodäsie.nrw“ sind das Innenministerium NRW sowie der DVW NRW.

(Lea Henneberg: Verbrecherjagd mit Geodäsie, Minister und Astronautin versuchen auf der Hofgartenwiese, Kinder von dem Fach zu überzeugen, in: General-Anzeiger Bonn vom 22.6.2022, S. 22)