Vermessungshistorischer Punkt Wermelskirchen

Informationen zum historischen TP Evangelische Stadtkirche Wermelskirchen von 1805 bis heute.

Dieser Tage erreichte den Förderkreis eine Anfrage zum Vermessungspunkt Evangelische Stadtkirche Wermelskirchen im Bergischen Land, die der Chronist sogleich beantworten konnte. Die Fragestellerin ist Stadtführerin in Wermelskirchen und ihr war insbesondere der alte Mauerbolzen am Fuße des Kirchturms der Stadtkirche aufgefallen. Zu einer Recherche kommen zwei Quellen in Frage: ein Blick in den amtlichen Festpunktnachweis (AFIS) der Landesvermessung NRW sowie ein Blick in das Standardwerk zu “Triangulationen in NRW” von Rudolf Schmidt von 1960. Diese Recherchen ergaben folgenden chronologischen Abriss der imposanten Vermessungsgeschichte des Vermessungspunktes Wermelskirchen.
 

Natürlich ist der weithin sichtbare Turm der Wermelskirchener Kirche mit einer Turmhöhe von 52,2 Meter bereits seit der Triangulation des Großherzogtums Berg 1805 unter der Leitung von Johann FriedrichBenzenberg (1777-1846) ein Trigonometrischer Punkt (TP), der auch bei den anschließenden Triangulationen zur preußischen Urkatsteraufnahme der Jahre 1820-1834 genutzt worden ist. Spätere Messungen der Rheinstromtriangulation 1817/18, der Verbindungsnetze zwischen den Regierungsbezirken Düsseldorf und Arnsberg 1880/83 sowie des Verbindungsnetzes zwischen dem Rheinischen Netz und der Triangulation des Dortmunder Kohlengebietes 1880/83 bezogen diesen Hochpunkt immer ein.

Hingegen fand der TP Wermelskirchen bei der Erkundung des Niederrheinischen Dreiecksnetzes der Preußischen Landesaufnahme 1887 durch den “Vermessungs-Dirigenten” und Hauptmann Hans Bendemann (1852-1914) keine Berücksichtigung; wegen seiner zu geringen Fernsichten erhielten die benachbarten Standpunkte Rade und Remscheid den Vorzug.

Wohl aber war der Kirchturm beim preußischen Nivellement von 1895 wegen seines stabilen Mauerwerks und des sicheren felsigen Fundaments ausgewählt worden zur Vermarkung eines Höhenfestpunktes in Form des klassischen gusseisernen Mauerbolzens. Dieser erhielt die NN-Höhe von 296,515 m, die bei Nachmessungen bis heute ihre Gültigkeit bewahrt hat. Der imposante Bolzen, welcher der Stadtführerin besonders aufgefallen ist, trägt die bekannte Inschrift: oben “KÖNGL: PREUSS. LANDES-AUFNAHME“ sowie unten “METER ÜBER NORMA-NULL”.

Demgegenüber war die Kirche Wermelskirchen nur wenige Jahre ein moderner Trig.Punkt, nämlich von 1959 bis 1991 ein TP 4. Ordnung, bestimmt vom damaligen Landesvermessungsamt NRW (heute: Geobasis.NRW bei der Bezirksregierung Köln). Außerdem ist die Station auch seit 1987 ein gravimetrischer Schwerefestpunkt (SFP), was für eine Stadtführung aber ohne Belang bleibt.